Das Mysterium der Vorzugsstimmen durchschauen
Prozenthürden und Mandate – das System anhand der ÖVP erklärt
BEZIRK (pg). Auch das Thema Vorzugsstimmen war im vergangenen Wahlkampf präsent. Und obwohl es zwar kein Buch mit „Sieben Siegeln“ ist, stellt sich die Berechnung doch als komplex heraus. Kurz erklärt: Um einen Nutzen aus den erhaltenen Vorzugsstimmen ziehen zu können, müssen diese für einen Kandidaten eine gewisse Prozentzahl überschreiten, sodass dieser in der Rangliste vorgereiht wird. Im Falle der ÖVP war diese Hürde bis zur letzten Nationalratswahl (2013) 14 Prozent. Um den regionalen Kandidaten eine bessere Chance zu geben, wurde der Prozentsatz für die heurige Wahl auf 7 Prozent halbiert. Aus ÖVP-Sicht, die im Traunkreis 47.589 Stimmen erhalten hat, wären demnach 3.331 Vorzugsstimmen notwendig gewesen. Dabei hätte es auch keine Rolle gespielt, ob der Kandidat auf Listenplatz zwei oder 24 gereiht gewesen wäre. Für den Fall, dass es mehrere Kandidaten über die Hürde geschafft hätten, wäre die Reihung nach abgegeben Vorzugsstimmen erfolgt. Das Vorzugsstimmen-System funktioniert in allen Parteien gleich.
Sechs Mandate im Wahlkreis
Für Arno Perfaller – er ist für die ÖVP im Traunviertel angetreten – ist es gleich in mehrfacher Hinsicht knapp geworden: „Ich habe von 3.007 Wählern die Vorzugsstimme erhalten, weshalb es knapp nicht für die Hürde gereicht hat“, so Perfaller. Das alles wäre aber nicht so tragisch gewesen, hätte die ÖVP im Traunviertel noch ein paar Stimmen mehr erhalten. Für dieses gibt es nämlich insgesamt sechs Mandate, welche sich auf die Wählerstimmen verteilen. Von 159.882 Stimmen hat jedes Mandat einen „Wert“ von 26.636 Stimmen. Im Falle der ÖVP wurden 47.589 Stimmen erreicht, was nach der Division durch 26.636 Stimmen 1,78 Mandate ergibt. So haben 5.683 Stimmen gefehlt, um Perfaller das benötigte zweite Mandat zu verschaffen. Die restlichen 20.953 Stimmen sind aber nicht verloren, sondern wandern ins zweite Ermittlungsverfahren auf Landesebene.
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