"Nicht jedes Passivhaus ist Vorzeigeprojekt"

Buchingers Favorit bei Häusern mit niedrigen Energiekennzahlen ist das Niedrigstenergiehaus.
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  • Buchingers Favorit bei Häusern mit niedrigen Energiekennzahlen ist das Niedrigstenergiehaus.
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ANDORF. Im Interview spricht er über Vor- und Nachteile von Niedrigstenergiehäusern und wieso er lieber "Haus der richtigen Bauphysik" als Energiesparhaus sagt.

Energiesparen ist in aller Munde – auch beim Bauen. Da heißt das Schlagwort Energiesparhaus. Was bedeutet das konkret?
Josef Buchinger: Für mich ist das Wort Energiesparhaus ein schwieriger Begriff, mit dem ich nur bedingt etwas anfangen kann. Er hängt sich zu stark auf Energiesparen auf. Dabei kommt die Komponente der Bauphysik eines Hauses zu kurz. Ein Beispiel: Was habe ich davon, wenn ich mein Haus mit Wärmedämmung einpacke, damit keine Wärme verloren geht, aber das ganze Drumherum nicht passt. Etwa das Raumklima.

Also braucht's vielleicht eine andere Bezeichnung? Nicht Energiesparhaus, sondern ...
(überlegt) Vielleicht 'Haus der richtigen Bauphysik'.

Wie schaut so ein 'Haus der richtigen Bauphysik' aus?
Es muss es leicht beheizbar sein, das Raumklima im Gebäude muss funktionieren und es muss Schutz vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit und dergleichen bieten. Außerdem sollte es im Sommer gegen Überhitzung schützen. Ebenfalls wichtig: Das Haus sollte statisch tragfähig sein und die Errichtungskosten sich natürlich in Grenzen halten.

Es gibt ja unterschiedliche Arten von Energiesparhäusern. Wie unterscheiden sie sich voneinander?
Es gibt Niedrig-, Niedrigst- und Passivhäuser. Letztere heißen mittlerweile Minimalenergiehäuser. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Energiekennzahl, die auf Grundlage des Energieausweises berechnet wird.

Welche der drei gibt's am häufigsten?
Im Bezirk Schärding und vielleicht sogar österreichweit vor allem Niedrigstenergiehäuser.

Und welches ist Ihres Erachtens das Beste?
Vom wirtschaftlichen Standpunkt unter den Grundprinzipien der Bauphysik aus betrachtet, das Niedrigstenergiehaus. Es ist das Schlagkräftigste.

Was ist DER große Vorteil am Energiesparhaus?
Es verbraucht die wenigste Energie. Der große Vorteil des Niedrigstenergiehauses ist, dass die Komponenten der Bauphysik da am besten zusammenspielen.

Nachteile?
Die will keiner hören (lacht). Von Minimalenergiehäusern vielleicht der, dass man bezüglich der Materialien, die zur Errichtung herangezogen werden sollten, ein wenig eingeschränkter ist.

Kann ich ein altes Haus auf Energiesparhaus "aufpimpen"?
Ja, ganz sicher. Auf welche Energiekennzahl man es herunter schafft, hängt jedoch vom jeweiligen Haus und den Gegebenheiten wie der Bausubstanz und dergleich ab. Um ein alten Haus wärmetechnisch aufzupimpen, bedarf es mehr Detailbegutachtung bei einzelnen Bauteilen. So können einzelne Maßnahmen wie etwa das Wechseln der Fenster oder das Anbringen einer Wärmedämmung außen sogar kontraproduktiv sein.

Inwieweit sind Energiesparhäuser umweltfreundlicher?
Energie muss ja erzeugt werden. Dabei werden auch Abgase und dergleichen produziert. Bei weniger Leistung, gibt's auch weniger Abgase. Wie auch bei Autos – mehr PS produziert mehr Abgase. Dabei macht's aber dann die Summe der Einzelnen aus. Je mehr Energie sparen, desto mehr spürt man es in Hinblick auf die CO2-Emission.

Wohnt es sich anders in einem Energiesparhaus?
Ja, definitiv.

Inwiefern?
Vom Wohlgefühl her, vergleiche ich das gerne mit der Wärme aus Zentralheizung und Kachelofen.

Was sind Vorzeigeprojekte in Sachen Energiesparen?
Nicht alle Passivhäuser sind Vorzeigeprojekte. In energietechnischer Sicht ja, aber für mich sollte das perfekte Haus noch einige wesentliche Punkte mehr aufweisen. Als erstes sollte der Bauherr sich drin wohlfühlen. Dann braucht's eine möglichst niedrige Energiebelastung. Das Gebäude sollte wirtschaftlich errichtet und die einzelnen Bauteile langlebig ausgeführt worden sein. Eines muss jedem klar sein: Jedes Haus lebt für sich. Dabei sollte schon im Planungsstadium an den richtigen Detaillösungen gearbeitet werden. Und kein Haus ist wartungsfrei! Soll heißen: Es ist ein Irrglaube, wenn ich meine ich baue mir ein Passivhaus und habe dann 20 Jahre lang Ruhe.

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