"Vom Rotbründl zum Glatzinger Bründl"
Als Kopfinger gegen die Kirche rebellierten

Buchautor Johann Klaffenböck (Mitte) mit Denkmalforscherin Brigitte Heiligenbrunner (links) bei der Buchpräsentation in Kopfing.
  • Buchautor Johann Klaffenböck (Mitte) mit Denkmalforscherin Brigitte Heiligenbrunner (links) bei der Buchpräsentation in Kopfing.
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Kopfinger Johann Klaffenböck veröffentlichte das Buch "Vom Rotbründl zum Glatzinger Bründl".

KOPFING. Im Interview spricht Klaffenböck über verschollen geglaubte Votivtafeln und warum Kopfinger gegen die Kirche rebellierten.

Was hat Sie dazu bewogen, sich so intensiv mit dem Glatzinger Bründl zu befassen?
Schon viele Jahre beschäftige ich mich mit der Geschichte meiner Heimatpfarre Kopfing. Ein wesentlicher Teil ist die Glatzinger Bründlkapelle. Ursprünglich war ein Kirchenführer geplant. Nachdem ich aber viele historische Unterlagen über die Entstehung und die weitere Geschichte dieser Kapelle habe, überlegte ich, darüber ein Buch zu schreiben. Einige Bekannte haben mich ermutigt, das Vorhaben zu verwirklichen.

Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?
Nachdem ich schon viele historische Unterlagen im Laufe der Zeit zusammengetragen habe, hat es nur ein Jahr gedauert. Vor allem die Dokumente aus dem bayerischen Hauptstaatsarchiv München und der bayerischen Staatsbibliothek waren sehr aufschlussreich. Ebenso die Unterlagen aus dem Diözesanarchiv Linz sowie aus dem Pfarrarchiv Kopfing.

Das Buch erzählt von Menschen, die glauben, durch das Wasser aus der Quelle geheilt worden zu sein. Gibt es eine, die Sie persönlich berührt?

Es sind die vielen einzelnen Votivtafeln, die sich in der Kapelle befinden, die berühren – Zeugnisse und Danksagungen von Menschen, die geheilt wurden, oder eine große Gefahr unbeschadet überstanden haben. Als Beispiel eine Votivtafel aus dem Jahr 1822: Maria Reisinger aus Natternbach opferte aus „schuldiger Dankbarkeit“ für die wunderbare Heilung von 15 Wochen langer Krankheit und 5 Wochen langer Blindheit zur Ehre der seligsten Jungfrau Maria eine Votivtafel.

Es gab starken Widerstand von Kirche und Obrigkeit, dass Glatzing ein Wallfahrtsort wird – warum?
Hier ist ein kleiner, geschichtlicher Rückblick notwendig. Die 13 Jahre vor der Entstehung der „Glatzinger Heilquelle“ waren eine für uns heute unvorstellbare Zeit. 1739/40 war einer der kältesten Winter, der überhaupt bekannt ist. Viele Menschen und Tiere erlitten tödliche Erfrierungen. Eine große Missernte und die damit verbundene Hungersnot waren die Folge. 1740 begann der österreichische Erbfolgekrieg, der 7 Jahre lang dauerte. Die Truppen Maria Theresias waren bald in einen Mehrfrontenkrieg verwickelt und suchten Verstärkung. Es wurden Freiwilligenkorps aus Kroaten und Panduren zusammengestellt. Diese verbreiteten an der bayerisch-österreichischen Grenze (Innviertel) wegen ihrer Brutalität Angst und Schrecken bei der hiesigen Bevölkerung. 1743 brach die „Rote Ruhr“, eine der schlimmsten damals bekannten Seuchen, aus. Von Februar bis Juni 1743 starben in der Pfarre Kopfing 77 – teilweise auch junge – Bewohner der Pfarre. Diese Not und das Elend stärkten die Religiosität der Bevölkerung. Das wurde in der damals beginnenden Aufklärung sehr skeptisch gesehen und stieß daher auf Ablehnung. Die „Aufklärung“ erreichte unter Kaiser Josef II. durch große religiöse Reformen wie Abschaffung der Wallfahrten und Aufhebungen von Klöstern ihren Höhepunkt.

Ist bei der Recherche irgendetwas Überraschendes zutage gekommen?

Die größte Überraschung für mich war, dass ich eine der ersten Votivtafeln von der „Glatzinger Heilquelle“ aus dem Jahr 1754, die schon lange Zeit verschollen war, 2011 im bayerischen Nationalmuseum aufgespürt habe.

Für wen ist das Buch besonders interessant?
Für Bewohner meiner Heimatpfarre Kopfing, Menschen, die sich mit regionaler Heimatforschung beschäftigen oder Wallfahrer. Und natürlich für jene, die in dieser Kapelle getauft wurden oder noch werden oder Hochzeit gefeiert haben.

Zur Sache: 

Am Freitag, 14. Oktober, präsentiert Johann Klaffenböck sein Buch nochmal um 14 Uhr im Gasthaus Bründlhof in Kopfing.

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Foto: Cityfoto
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