"Die Jugendlichen haben das Gefühl, am Skaterpark nicht erwünscht zu sein"

Elisabeth Möseneder ist seit vier Jahren Streetworkerin in Schärding. Regelmäßig – meist täglich – schaut sie beim Skaterpark auf der Ponyweide vorbei. "Die Sache spitzt sich jetzt immer weiter zu", sagt sie über die aktuelle Diskussion, ob der Park geschlossen werden soll oder nicht.
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  • Elisabeth Möseneder ist seit vier Jahren Streetworkerin in Schärding. Regelmäßig – meist täglich – schaut sie beim Skaterpark auf der Ponyweide vorbei. "Die Sache spitzt sich jetzt immer weiter zu", sagt sie über die aktuelle Diskussion, ob der Park geschlossen werden soll oder nicht.
  • hochgeladen von Kathrin Schwendinger

SCHÄRDING (ska). Einmal täglich besucht Elisabeth Möseneder den Skaterpark auf der Ponyweide. Die 28-Jährige ist seit vier Jahren Streetworkerin in Schärding. Im Interview sagt sie, warum eine Schließung zwar nach einer Lösung klingt, aber keine ist.

Haben Sie mit den Jugendlichen über den Vandalenakt – die zerschnittenen Slacklines und den herumliegenden Müll – gesprochen?
Ja, das habe ich. Aber nicht, um herauszufinden, wer es war. Sondern um über den Sachverhalt an sich zu sprechen. Ich finde es erschreckend, dass pauschal Jugendliche mit Migrationshintergrund in dieser Sache genannt werden. Zu sagen, dass es in der Stadt laufend Probleme mit diesen Gruppen gebe, hat mit dem Skatepark absolut nichts zu tun (Anm. der Redaktion: Ein Kommentar zum Thema auf Facebook von Vizebürgermeister Gerhard Pacher, ÖVP). Es ist ein Angriff auf eine Gruppe, ohne zu wissen, ob sie es war.

Zur Erinnerung: In der Nacht auf den 24. März 2017 haben Unbekannte am Skaterpark gewütet. Sie haben Slacklines zerschnitten und Müll verstreut. Durch diesen Vorfall ist eine Diskussion um die Sinnhaftigkeit des Skaterparks entbrannt. Insbesondere weil sich Anrainer bereits mehrmals bei der Stadt aufgrund des Mopedlärms beschwert hatten.Hier der Bericht.

Warum, glauben Sie Frau Möseneder, kommt es zu solchen Pauschalisierungen?

Es ist doch immer so. Eine Gruppe hält sich wo auf, etwas geht kaputt, alle werden verdächtigt.

Aber ist es so – halten sich vermehrt Jugendliche mit Migrationshintergrund beim Skaterpark auf?
Ich finde, es ist ziemlich durchgeschmischt. Es sind genauso viele Familien bei den Slacklines. Aber nicht der Migrationshintergrund ist das Problem. Sondern die Lautstärke.

Sie verstehen also die Anliegen der Anrainer?
Ja. Ich möchte nicht einfach hergehen, die Jugendlichen beschützen und sagen, dass stimmt alles nicht. Die Anrainer-Beschwerden haben durchaus ihre Berechtigung. Vor allem was die Mopeds betrifft. Demgegenüber steht aber das Bedürfnis der Jugendlichen nach einem Ort, an dem sie sich aufhalten dürfen.

Das heißt, eine Schließung kommt für Sie nicht in Frage?
Den Skatepark wegzutun, klingt natürlich gleich einmal nach einer Lösung. Aber maximal ist es eine Verlagerung. Der Soccer- und Volleyballplatz beim Freibad werden ja bleiben. Dann treffen sich die Jugendlichen halt auf dem Parkplatz davor. Eine Schließung wäre ein Signal, das den Stellenwert der Jugend symbolisiert.

Der Skaterpark werde aber gar nicht zum Skaten genutzt, ist ein Vorwurf, der immer wieder laut wird.
Das stimmt so nicht. Es kommen immer wieder junge Leute zum Skaten hin. Aber zur Problematik trägt auch bei, dass die Plätze zum Teil nicht gewartet werden. Am Soccerplatz etwa fehlt seit 2015 ein Tor. Die Jugendlichen verwenden ein Absperrgitter stattdessen. Es ist ein allgemeines Phänomen, dass, wenn Plätze nicht gewartet werden, auch nicht achtsam damit umgegangen wird. Das ist ein Signal an die Jugend.

Wie meinen Sie das?
Im Gespräch zeigt sich, die Jugendlichen glauben, man will sie dort nicht haben.

Die Jugendlichen bekommen also die Debatte ebenfalls mit?
Ja, vor allem durch die Kommentare auf Facebook. Sie haben das Gefühl, dass man sie vertreiben will. Es gibt in Schärding nicht viele öffentliche Treffpunkte, an denen sich die Jugendlichen aufhalten könnten.

Und ein Alternativstandort anderswo in der Stadt?
Ich kenne die Wege der Jugendlichen. Sie fahren vom Skatepark zur Jet-Tankstelle, um sich Getränke zu kaufen. Wird der Standort verlegt, wird's auch dort Motorenlärm geben – vielleicht auf längeren Wegen, vielleicht sogar durch die Stadt. Die Meinung, den Skatepark brauche man nicht, weil es genügend Vereine in Schärding gibt, kann ich nicht nachvollziehen. (Anm. d. Red.: Statement von FP-Vizebürgermeister Erhard Weinzinger zum Thema)

Warum nicht?

Weil man auch mal Zeit braucht, einfach mal nichts zu tun. Jetzt ist Trend, dass die Freizeit in Vereinen verbracht wird – in einem strukturierten Rahmen. Gerade als Erwachsener merkt man, dass wenig Zeit ist. Als Jugendlicher kann man es sich noch leisten, einfach mal nichts zu tun.

Aber wie kann das Ganze dann gelöst werden?
Das Gespräch, das Jugenstadtrat Günter Streicher, in die Wege leiten möchte, ist eine gute Idee. Es sollte Verständnis auf beiden Seiten geschaffen werden. Mopeds sind in diesem Jugendalter normal. Sie haben für die Jugend eine Bedeutung, denn durch sie sind sie mobil. Auf der anderen Seite müssen die Jugendlichen verstehen, dass sie nicht mit dem Gas herumspielen und dort unten rasen können wie sie wollen, was den Lärm verursacht.

Weisen Sie die Jugendlichen darauf hin?
Ja. Ich sage ihnen, wie sie sich verhalten sollen, damit der Platz erhalten bleibt.

Und zeigen Sie Einsicht?
Manchmal.

Sind die Jugendlichen denn überhaupt bereit, an dem Gespräch teilzunehmen?
Es wird sicher drei bis vier geben, die dabei sein möchten, die quasi für die Gruppe sprechen, auch irgendwie vorgeschickt werden. Es ist wichtig, dass auch sie ihren Standpunkt darlegen dürfen. Dass sie sehen, diese Sache klären jetzt nicht nur die Erwachsenen.

Und warum glauben Sie, können sie als Streetworkerin vermitteln?
Die Jugendlichen nehmen Sachen von mir an. Sie merken, dass sie ernst genommen werden. Als meine Aufgabe sehe ist es nicht nur, die Jugendlichen zu beschützen, sondern für ein Miteinander zu sorgen.

Hier finden Sie den Bericht über eine mögliche Schließung des Skaterparks in Schärding.

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