Schärding damals
Früher waren Schnitterin oder Lump beliebte Kostüme
Zur fünften Jahreszeit gab es im Bezirk Schärding schon Anfang der 1900er Jahre zahlreiche Veranstaltungen – wie etwa den Kopftüchel-Ball in Schärding.
BEZIRK SCHÄRDING. Ein Blick in Ausgaben des Schärdinger Wochenblatts zeigt: Die Schärdinger wussten den Fasching schon Anfang des 20. Jahrhunderts ausgiebig zu feiern. So wird etwa von kostümierten Schlittenfahrten, von Faschingsunterhaltungen, Turnerkränzchen sowie Masken- und Lumpenbällen berichtet.
Mit Kopftüchel ins Kapsreiter Brauhaus
Eine Institution war lange Zeit der Kopftüchel-Ball in Schärding. Er fand immer am Rosenmontag statt – im "Brauhaus des Herrn Kapsreiter". "Jedermann, der diesen Kopftüchelball schon besucht, weiß, daß diese Unterhaltung die animierteste im ganzen Fasching ist. Jung und Alt kann sich an diesem Abend unterhalten. Wer wird wohl heuer den Leibelzeug erhalten?", steht etwa 1906 in der 7. Ausgabe des Schärdinger Wochenblatts geschrieben. "Die Damen werden auch heuer wieder freundlichst ersucht, mit Kopftüchel zu erscheinen", liest man in der Ausgabe Nr. 7 aus dem Jahr 1904. Und 1903 berichtet das Schärdinger Wochenblatt über die Neueinführung des "Feuerblasens" am Kopftüchel-Ball: "Diesmal hatte Herr Kapsreiter wieder was Neues eingeführt und zwar Feuerblasen. Kaum als eine Papiermütze brannte, ertönten die Feuersignale zur allgemeinen Freude." (Nr. 9, S. 8)
Faschings-Züge wie Zirkus
Faschingsumzüge waren ebenfalls beliebt. Neben der Institution in Raab, die auch heute noch stattfindet, gab es sie Anfang der 1900er Jahre auch in anderen Gemeinden. Manche hatten Ähnlichkeiten mit Zirkusaufführungen, wie ein Auszug aus dem Schärdinger Wochenblatt von 1903 zeigt, das von Faschingszügen in Sigharting und Neuhaus am Inn berichtet: "Am Faschings-Dienstag findet in Sigharting ein großartiger Faschings-Zug statt. Es werden dort Künstler und Künstlerinnen ersten Ranges auftreten. Der Faschings-Zug wird von 500 Personen in verschiedenen Gruppen zusammengestellt. Es findet ein Sacklaufen, ein Hundeschlittenrennen, ein Radlbockfahren usw. statt. Eine große Menagerie mit den wildesten Tieren aus aller Herren Länder ist auch zu sehen. Ochsenbraten, noch nie dagewesen. Es versäume daher niemand nach Sigharting zu kommen!" Der Neuhauser Faschings-Zug wartete ebenso mit etlichen Attraktionen auf, zählt das Schärdinger Wochenblatt auf: "Der Riesenzirkus, die Menagerie, der Kinematograf mit der denselben in Betrieb stehenden großen Dampfmaschine (...)."
Kostüme: Schnitterin, Oberlump und Co.
Welche Kostüme zur damaligen Zeit beliebt waren, lässt sich ebenfalls in einigen Artikeln rauslesen. So berichtet das Schärdinger Wochenblatt 1903, Nr. 8, vom Lumpen-Ball im Restaurant Kappel, Hotel Ebenhecht über einige hübsche und originelle Kostümen bei Damen wie Herren. Frauen verkleideten sich etwa als "Schnitterin (Anmerkung der Redaktion: Schnitterin bedeutet Getreidemäherin), Chinesin, echte Oberösterreicherin, Bürgersfrau aus alter Zeit mit Goldhaube, Nachtwächterin etc.", während Männer als "Oberlump, Jude, Handwerksbursche, Clown, Obergigerl, Husar etc." gingen. Beim Taufkirchner Faschingszug im Jahr 1903 gab's Kostümierungen als Steyrergesellschaft, Zimmerleute, amerikanische Radfahrer, Wäscherinnen, Spinnerinnen, Zigeuner oder Bäckermeister im Korb (Schärdinger Wochenblatt, 1903, Nr. 9, S. 8). Und die Rennfahrer der kostümierten Bürger-Schlittenrennen am 13. Februar 1906 in Schärding verkleideten sich unter anderem als alte Bäuerin, Dame, Clown, Wallenstein, Münchnerkindel und Zigeuner (siehe Schärdinger Wochenblatt, 1906, Nr. 7, S 6).
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