Die Wirte in Schärding fürchten das Rauchverbot

Diese Gruppe aus Bayern kommt, weil sie eben hier noch rauchen dürfen
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SCHÄRDING (raa). Einig wie selten überraschen die Spitzen der ÖVP und SPÖ die Wirte im Land mit dem geplanten Gesetzesbeschluss, der, wie sich Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) siegessicher geben, schon bald für rauchfreie Lokale sorgen soll.
Für Tourismusobmann-Stellvertreter und Barista-Wirt Markus Hofbauer ist das ein "ausgemachter Kuhhandel der Regierungsparteien auf Kosten der Gastronomie und obendrein eine scheinheilige Frechheit". Auch die Gäste der Bar in der Silberzeile sind gegen das Rauchverbot, auch wenn sie selbst Nichtraucher sind. "Wenn ständig einer rausgeht zum Rauchen, zerreißt das jeden Stammtisch", so Hofbauer. "Wenn dann abends und nachts ganze Gruppen rauchend und vielleicht nicht immer leise vor der Tür stehen wird es schon bald eine neue Diskussion um die Sperrstunde geben", befürchtet der Wirt, der selbst gerne mal zum Glimmstengel greift. Die Argumentation, auch die Angestellten würden durch dieses Verbot geschützt, lässt Hofbauer nicht gelten. "Die meisten meiner Angestellten rauchen selbst und sie haben sich diesen Job ja ausgesucht. Wer schützt denn die Lackierer, Tischler und Friseure?" Er hofft, wie viele andere Wirte auch, auf eine Online-Petition und würde sich am liebsten ein Volksbegehren zu dem Thema wünschen. Die angekündigten Entschädigungen für die Umbauten sieht er skeptisch. "Wir haben viel umgebaut für die Trennung, stärkere Belüftungsanlagen und so weiter. Das wurde eh schon alles abgeschrieben und bei den Entschädigungen werden wohl viele durch den Rost fallen".

"Dann sollte man das Rauchen grundsätzlich verbieten und die Trafiken schließen", meint Hofbauer.

Herbert Unger, Wirt von der Bums'n hat schon lange selbst mit dem Rauchen aufgehört, findet das geplante Rauchverbot aber trotzdem für einen Blödsinn. Für ihn ist diese nicht neue aber doch abrupt gekommene Entscheidung der Regierung schlicht unverständlich. "50 Prozent meiner Gäste sind Deutsche, die wegen dem Rauchen kommen. Wenn das Verbot kommt, kann ich meinen Partykeller zusperren", so Unger, der sich für eine Unterschriftenaktion ausspricht. "Die Neos reden von der Legalisierung von Drogen und die Regierung plant ein Rauchverbot - da stimmt doch etwas nicht mehr", betont Unger, bei dem der Raucherbereich immer voll ist während im Nichtraucherbereich immer ein Platz zu finden ist. "Sicher, viele bestellen zum Essen einen Platz im Nichtraucherbereich, aber nach dem Essen kommen sie rüber, um zu rauchen."
Ingrid Garibaldi von der Pizzeria Garibaldi sieht die Diskussion gelassener. "Ich habe überhaupt kein Problem mit dem Rauchverbot. Ich kenne das aus Niedersachsen und wegen dem Rauchverbot sind in der Gastronomie keine Gäste ausgeblieben". Das sieht der Stadtwirt Patrick Manhartsberger anders. "Die Wirte sollten selbst entscheiden, ob geraucht werden darf". Für ihn ist das Verbot ein Eingriff in die Persönlichkeit und auch er befürchtet für seine Gaststätte finanzielle Einbrüche. "Das stärkt letztlich die Vereinslokale und geschlossene Gesellschaften auf unsere Kosten".

"Rauchen ist gelebte Wirtshauskultur", ist sich Manhartsberger sicher.

Für ihn, wie die zahlreichen Gäste aus Deutschland, gehört das Rauchen zur Wirtshauskultur und die Diskussion über den Schutz der Angstellten findet er absurd. "Keiner unserer Angestellten hat sich beschwert, dass geraucht wird".
"Das ist ein Blödsinn, weil sie uns das Wasser abgraben", schimpft der Stelzenwirt aus Brunnenthal Georg Stöckl, "wenn man im eigenen Haus nicht mehr rauchen darf, ist das traurig". Auch er befürchtet Einbußen und vieler seiner Stammgäste sagen, "wenn man nicht mehr rauchen darf, brauchen wir nicht mehr fortgehen". Auch er ist der Meinung, dass die Vereinshütten der Gastronomie in Zukunft das Leben schwer machen werden. "Was kommt denn noch alles, erst das mit den Allergenen, jetzt das Rauchverbot, in Zukunft werden wir wohl auf der Speisekarte auch noch die Kalorien angeben müssen". Für ihn kommt das alles viel zu schnell, "zuerst sagten sie 2018 und jetzt soll es schon im Sommer soweit sein". Er wünscht sich auch eine Volksbefragung, auch wenn er glaubt, dass sich an dem Beschluss nicht mehr viel ändern wird. "Ich weiß nicht, ob ich noch ein freier Bürger bin, obwohl ich Nichtraucherin bin", so seine Gattin Angela.
"In Bayern hat das ja der Frankenberger angezettelt und jetzt kandidiert der auch noch bei uns in der Wirtschaftskammer", empört sich Stöckl. Sebastian Frankenberger ist vielen in Bayern als Raucher-Schreck bekannt. Er war es, der das "Volksbegehren für Nichtraucherschutz" in Bayern initiiert hat und damit durchgekommen ist. Der ehemalige Bundesvorsitzende der ÖDP und Passauer Stadtrat will sein politisches Engagement auf Österreich ausweiten und setzt sich nun hier vehement für das Rauchverbot ein.
Die Wirte in und um Schärding freut das nicht. "Der hat ja in Bayern schon überall Lokalverbot, das bekommt er jetzt auch bei uns", so der Stelzenwirt, der schon überlegt, seine Gaststätte zu schließen um Asylanten unterzubringen, "dann verdienen wir mehr".

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