Der Liebe wegen nach Spanien

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UDIAS/SCHÄRDING (raa). Es war ein heißer Sommer, im Jahre 1977 in der Stadt der Liebe, in Paris. Die Schärdingerin Christa Freigner war dort, kurz nach der Schule, als Au-pair-Mädchen. Dort lernte sie José kennen, einen Spanier, der schon mit acht Jahren, auf der Flucht vor Diktator Franco mit seinen Eltern nach Frankreich emigrierte. Sie verliebte sich in den Spanier und das erste Jahr schrieben sie eifrig Briefe, in französisch. Schon im Sommer 1978 ging sie mit José nach Spanien, die Diktatur war mittlerweile Geshichte und sie zogen nach Kantabrien, wo José, nahe Santander, auch geboren wurde. Eine gewisse Zeit gingen sie dann noch nach Österreich, José wollte in Salzburg studieren. Christa Freigner hatte zu diesem Zeitpunkt noch ein Jahr HAK vor sich. Gleich nach Abschluss ging es wieder zurück auf die iberische Halbinsel. Dort blieben sie bis heute hängen und haben sich schon bald eine Existenz aufgebaut. Anfangs wohnten sie in der Nähe der ebenfalls wieder nach Spanien gezogenen Eltern Josés in Santanter. "Aber das hat uns nicht so gefallen und wir sind jedes Wochenende durch die Gegend gefahren und haben dann dieses Anwesen hier in der Nähe von Cabezon de la Sal gefunden. Ein ehemaliges Minengelände, in dem bis in 1920er Jahre Zink abgebaut wurde. "Das Gebäude, eine ehemalige Bar und Wirtschaftsgebäude der Minengesellschaft war eine Ruine, als wir es fanden." Schnell war der Besitzer, ein Viehhändler, gefunden, der ihnen auch gerne das Haus mitsamt viel Grund verkaufen wollte. "Allerdings hatten wir kein Geld, aber letztlich hatten wir, mit Einverständnis der Schwiegereltern, die Wohnung in Santander, die der Mann für seine Kinder wollte, gegen das Minengrundstück getauscht", erinnert sich Freigner, die damals 20 Jahre alt war. Erst mir der Zeit vor Ort, erlernte Freigner spanisch. "Das lernt man, wenn man reden und verstehen muss." Bürokratische Hürden für die Auswanderung nach Spanien, dass damals noch nicht bei der EU war, empfand Freigner nicht, "Ich war als Urlauberin hier und niemand hat mich rausgeschmissen. Erst nach dem ersten Kind, noch ledig, haben wir dann geheiratet und dann war es sowieso egal", erinnert sich die Freigner, die nie die spanische Staatsangehörigkeit angenommen hat.

Eltern waren schockiert

"Die haben nichts machen können, für meine Eltern war das schon sehr erschreckend, gleich nach der HAK-Matura einfach so zu verschwinden", so Freigner über die Reaktion in ihrem Elternhaus, "aber irgendwann hat sich das gelegt. In der ersten Zeit hier haben wir noch Ziegen gezüchtet, und als meine Mama damals hier war, und das sah, ist es ihr schon sehr schlecht gegangen, was ich aus meinem Leben so mache. Erst als wir dann, 1985, aus dem alten Gebäude nach viel Restaurierungsarbeit wieder eine Bar mit Hotel machten, war meine Mutter etwas beruhigt." Die Ziegenzucht gaben die beiden auf und konzentrierten sich voll auf das Gastgewerbe. "Weil da kann man auch mal einen Monat zusperren und nach Österreich fahren." In die Hände spielte ihnen, dass damals der Tourismus auf dem Land langsam ins Rollen kam und Christa und José waren unter den ersten in Kantabrien, die eben das anboten.
Kirchenchor Schärding.

Eine andere Mentalität

"Man muss viel lernen", erinnert sich Freigner über die ersten Jahre, Jahrzehnte in Spanien. "Es ist eine andere Mentalität, als Österreicher kann man viele Handlungen der Spanier falsch deuten. Beispielsweise regt es mich zum Teil heute noch auf, dass in Spanien die Menschen ständig zu spät kommen, da dachte ich oft 'ist es meine Zeit nicht wert' aber heute komme ich wahrscheinlich auch später zu Terminen. Ich habe gelernt, dass die eigene Handlungsweise nie die einzig richtige wäre."
Heimweh hatte sie nie, "nur eben die Lust, öfter mal nach Österreich zu fahren, was allerdings vor dreißig Jahren, es sind über 2.000 Kilometer, viel schwieriger war als heute. Damals fuhren wir mit dem Auto und wechselten uns beim Fahren ab, heute steigen wir in Bilbao in einen Flieger." Ihre Familie, ihre Kinder, lebt in Spanien, betont Freigner. Ihre beiden Kinder, Elisa und Sergio, wuchsen nicht zweisprachig auf, "aber sie waren ein Monat im Jahr in Schärding, bei der Oma, und haben da mehr oder weniger Deutsch gelernt". Elisa hat die Sprache wohl gut gefallen, sie hat Deutsch studiert und arbeitet in Spanien als Lehrerin für Deutsch und Französisch.
Während Christa Freigners Wurzeln in Schärding liegen, hat sie in Spanien eine Heimat gefunden. Auch wenn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, in denen das Land schon seit Jahren steckt, das Leben nicht einfacher machen. "Tourismus, ja schon Essen gehen ist für viele Spanier heute Luxus. Trotzdem passt es, immerhin kommen neunzig Prozent unserer Hotelgäste aus Spanien, auch wenn ich mich immer sehr freue, wenn Gäste aus Österreich, vielleicht sogar Schärding kommen." Ihre Wirtschaft liegt im Norden Spaniens. "Kantabrien ist voll schön, vor allem weil es innerhalb weniger Kilometer alles gibt, Berge, Meer, Strand."
Das Kochen für ihre Bar hat Freigner erst hier so richtig, auch von der Schwiegermutter gelernt. "Wir bieten gute Hausmannskost und es schmeckt allen. In Österreich habe ich nie gekocht und das einzig typisch österreichische, was ich hier anbiete, sind Kuchen und Torten", lacht Freigner.

"Irgendwo muss ich wählen"

Die Diskussion der FPÖ über die Abschaffung der Briefwahl für Auslandsösterreicher kann Freigner nicht verstehen. "Ich darf hier in Spanien nicht wählen, und mit Österreich fühle ich mich schon aufgrund meiner Geburt hier verbunden. Wo sollte ich sonst wählen, wenn nicht in Österreich," betont Freigner, die vor allem die Fremdenfeindlichkeit in ihrer alten Heimat mit großer Skepsis betrachtet. "Ich möchte, dass Österreich ein in jeder Hinsicht offenes und tolerantes Land bleibt."

**"La Gandera ist der Ort, an dem das Nichts endet und alles beginnt." José**

Www.posadalagandara.com

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