Aufbewahrte Geschichte: Hans Stock und sein Militärmuseum
Mit einem Knopfdruck betritt man eine andere Welt. Wenn Hans Stock einen Interessierten empfängt, öffnen sich die dunklen Schleier der Geschichte.
An einem warmen Nachmittag treffen wir Hans Stock bei ihm zu Hause in Vomp. Der rüstige Rentner begrüßt uns herzlich, nimmt eine kleine Fernbedienung aus seiner Jackentasche und drückt ein Knöpfchen. Drei Tore öffnen sich und dahinter kommt etwas zum Vorschein, das man nicht für möglich hält. Fahrzeuge mit zwei oder vier Rädern stehen in Reih und Glied. In mühevoller, stundenlanger Arbeit hat Hans Stock die Originalfahrzeuge aus dem zweiten Weltkrieg restauriert. Neben zwei Beiwagenmaschinen von BMW und Zündkapp findet man auch eine seltene Harley Davidson Beiwagenmaschine. Jeep und VW Fallersleben Vehikel sind ebenso zu finden wie Auto Union Sportwagen. „Die Maschinen sind pikobello in Schuss“, erklärt Hans Stock stolz. Regelmäßig fährt er im Sommer mit ihnen aus.
Militärgeschichte
Die Liebe zu den Fahrzeugen hat Hans Stock schon lange. Er war von 1958 bis 1964 Mitglied der Auto-Union-Werksmannschaft und ist dort Rennen gefahren, sogar Europameisterschaften. Im Zuge dessen hat er auch das Kfz-Handwerk erlernt. Aber nicht nur Fahrzeuge aus früheren Zeiten haben es dem Vomper angetan. Als er uns in den unteren Stock führt, bleiben wir sprachlos.
Acht Abteilungen im Museum
In acht Abteilungen aufgegliedert hat Hans Stock seine Sammlung zur Militärgeschichte drapiert: Österreich von der K. und K.-Zeit bis zum heutigen Bundesheer, die Wehrmacht, die US-Army, die übrigen Besatzungsmächte, die Heimatfront, die deutsche Bundeswehr, Kasernengeschichte und die Geschichte der Gendarmerie und Polizei. Originale Uniformen aus vielen Teilen der Welt zu den verschiedensten Zeiten sind auf unzähligen Schaufensterpuppen ausgestellt. Entmilitarisierte Waffen und aufgeschnittene Handgranaten wechseln sich mit Fachbüchern und Stahlhelmen ab.
Langjährige Sammlung
2002 hat Hans Stock das Gebäude errichtet, in dem das Museum heute untergebracht ist. Gesammelt hat er die Sachen schon seit seiner Kindheit. Modell-Flugzeuge sowie Modell-Panzer im selben Maßstab führen entlang der Außenmauer, alle von ihm selbst gebaut. „Ich verherrliche hier gar nichts. Mir ist es wichtig, dass wir aus der Geschichte lernen. Die Geschichte wäre ein guter Lehrmeister, nur wir sind schlechte Schüler“, so Hans Stock tiefgründig. Viel Persönliches ist im Museum zu finden. Spielfiguren aus seiner Kindheit, Uniformteile, die ihm von den Alliierten aus der Kaserne Vomp geschenkt wurden, persönliche Briefe von Berühmtheiten und Freunden wie zum Beispiel Kurt Schuschnigg. Viele Stücke werden ihm geschenkt oder geschickt. „Im Jahr kommen etwa 1.000 Besucher zu mir. Viele kommen aus Russland oder den USA. Ich habe zum Beispiel ein Foto von einem amerikanischen Soldaten in der Abteilung Heimatfront hängen, dessen Sohn war auch schon hier“, erzählt der pensionierte Schuldirektor. Besonders stolz ist er auf seine Sammlung an Auszeichnungen und Orden aus den verschiedensten Ländern. „Besonders was die Auszeichnungen aus den USA betrifft, hat niemand in Europa mehr als ich“, so Stock stolz.
Das Wissen von Hans Stock
Das Wissen, das Hans Stock über die Militärgeschichte hat, kann er auf Knopfdruck abrufen. Wie selbstverständlich plaudert er über Jahrzahlen, Namen, Orte, Geschehnisse. Dabei umreißt er nicht nur die österreichische Geschichte von der Kaiserzeit bis heute, sondern zieht Verknüpfungen zu sämtlichen anderen Akteuren im Längsschnitt der Geschichte. Aber besonders am Herzen liegt ihm die Geschichte der Vomper Kaserne.
Aufregendes Leben
32 Jahre lang war Hans Stock Direktor der kaufmännischen Berufsschule in Schwaz. Beim Aufbau der Schule hat er den Kostenvoranschlag um mehr als 34 % unterschritten, was ihm damals viel Ruhm und Ehre einbrachte. Zudem hat er die werksinterne Berufsschule bei Swarovski aufgebaut. Schweren Herzens mussten ihn die Wattener nach getaner Arbeit dann wieder ziehen lassen, da er die österreichweit einzige Berufsschule für Molker und Käser in Rotholz aufgebaut hat, auf Bitten des damaligen Landeshauptmannes Alois Partl.
Hans Stock ist ein äußerst interessanter Mensch, von dem man viel erfahren und auch lernen kann. Seine Sammlung und das Militärmuseum sind nur auf Anfrage zu besichtigen.
Militärmuseum Hans Stock
Abteilungen:
- Fahrzeuge
- Österreich von K. u. K. bis heute
- Wehrmacht
- US-Army
- Besatzungsmächte
- Heimatfront
- Deutsche Bundeswehr
- Kasernengeschichte
- Gendarmeriegeschichte
Besuch:
auf Anfrage
Bildergalerie Militärmuseum
In der Bildergalerie unten sehen Sie einige wenige Einblicke in das Militärmuseum.
Hier ist ein Video von TirolTV über Hans Stock (ab 07:57)
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