Simmering
Wo bleiben die Lösungen für den Verkehr im Bezirk?
Park&Ride-Anlagen bis Radwegenetz: Simmerings Parteien arbeiten an Ideen für ein Verkehrskonzept.
WIEN/SIMMERING. Ein gesamtheitliches Verkehrskonzept für Simmering, das hat Bezirksvorsteher Thomas Steinhart (SPÖ) bereits im Oktober 2020 nach der Wien-Wahl angekündigt. Aber was wurde daraus?
Zunächst einmal sollen dabei alle Arten von Mobilität berücksichtigt werden: der motorisierte Individual-, Güter- und Schwerverkehr, Öffis, Fahrrad und Fußgänger. "Das Konzept soll heuer noch fertig werden, aber das hängt auch von den zuständigen Abteilungen ab. Planungen sind derzeit generell schwierig", so Steinhart. Die MA 18 Stadtentwicklung und Stadtplanung soll demnächst beauftragt werden, ein Grobkonzept auszuarbeiten.
Es gibt auf jeden Fall viel Gesprächsbedarf weil viel mitgedacht werden muss, "etwa das Parkpickerl oder die Anbindung an weitläufige Gebiete wie Albern und Kaiserebersdorf", so Steinhart. Bis 2023 entsteht der Bildungscampus in der Rappachgasse, auch solche Stadtentwicklungsprojekte müsse man berücksichtigen.
Flächendeckendes Tempo 30
Ideen aller Parteien sind erwünscht und gibt es auch, wie sich zeigt. "Wir finden, dass in vielen Bereichen Nachholbedarf besteht und uns gerade die Corona- und Klimakrise zeigen, wie wichtig ausreichender und qualitätsvoller Platz im öffentlichen Raum ist. Daher hoffen wir auch, dass Bezirksvorsteher Steinhart hier die richtigen Maßnahmen ergreifen wird", so Andreas Fritsch, Bezirksrat der Grünen Simmering und Bereichssprecher für Stadtplanung, Verkehr und Klima.
Die Ideen der Grünen reichen von einer Straßenbahn bis Schwechat über flächendeckendes Tempo 30 in Wohngebieten bis zu Anrufsammeltaxis für Kaiserebersdorf. Ausreichend breite Gehsteige im gesamten Bezirk sollen das Zu-Fuß-Gehen attraktiver machen. Auch Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, z.B. durch taktile Bodeninformationssysteme, seien wichtig.
Verlängerung der U3
Eine Verlängerung der U3 bis an den Stadtrand ist zentraler Punkt der ÖVP Simmering. Als Übergangslösung würde eine rasche Umsetzung der Straßenbahnlinie 72 bis nach Rannersdorf helfen. Die Verlängerung der U3 bis an den Stadtrand (Kaiserebersdorf) oder sogar bis am Flughafen Wien ist auch das oberstes Ziel der FPÖ im Bezirk.
"Wichtig ist es, Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr und Individualverkehr zu evaluieren, bevor Flächenumwidmungen genehmigt werden oder Schulen und größere Betriebe errichtet werden", heißt es im Konzept der ÖVP. Des Weiteren gibt es darin Vorschläge für E-Tankstellen in allen Bezirksteilen, die Schaffung von Park&Ride-Anlagen an den Bezirksgrenzen, um möglichst viele bezirksfremde Autos fern zu halten und die Erschließung Simmerings mit durchgängigen Radwegen an geeigneten Orten.
Die Errichtung einer Park&Ride-Anlage am Rande des Bezirks wurde übrigens bereits im Dezember 2020 von den Neos gefordert. Der Antrag wurde angenommen und wird aktuell geprüft.
Neudenken der Simmeringer Hauptstraße
Die Neos Simmering fordern bereits seit längerem, dass die Straßenbahngleise begrünt werden, einerseits um Hitzehotspots entgegenzuwirken, andererseits um das Erscheinungsbild der Simmeringer Hauptstraße zu verbessern. Für die FPÖ steht eine gesamtheitliche Erneuerung und Renovierung der Simmeringer Hauptstraße außer Frage. Die Straßenbahn sollte etwa in die Mitte verlegt werden.
Eine Million für eine Kreuzung?
Ein weiterer großer Punkt für die FPÖ Simmering ist die Kreuzung Geiselbergstraße/Leberstraße. Diese Kreuzung wurde schon unter dem ehemaligen Bezirksvorsteher Paul Stadler genauer beleuchtet und dafür ein Konzept ausgearbeitet. Eine Kreisverkehrs-Lösung würde dem Bezirk ca. 1 Mio. Euro kosten (Stand 2018).
"Diese Kreuzung ist eine der wenigen Einfahrten nach Simmering und es kreuzen sich mehrere Abbiegespuren, Geradeausspuren und zwei Straßenbahnen. Ein Umbau dieses neuralgischen Punktes ist unumgänglich. Ich werde dazu einen entsprechenden Antrag in der nächsten Bezirksvertretungssitzung einbringen", so Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Katharina Krammer (FPÖ). Die ÖVP unter Finanzminister Gernot Blümel hatte eine Grätzel-Milliarde für Wien angekündigt, diese würde Krammer gerne für diese Kreuzung investiert sehen.
Was wird aus dem Parkpickerl?
Die ewige Geschichte des Parkpickerls: Eine Ausweitung des Pickerls bis an die Stadtgrenze in Simmering wurde im Juni 2020 beschlossen, kam aber nie. Der Grund: Ein neues Parkraumbewirtschaftungsmodell soll eine wienweite Regelung erwirken, das wurde vor der Wien-Wahl im Oktober 2020 von der damaligen Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne) angekündigt. Bis jetzt weiß man aber noch immer nicht, wie die entsprechenden Verordnungen aussehen sollen.
"Eine einheitliche Lösung für Simmering bzw. für ganz Wien wäre dringend notwendig. Ein kostengünstiges Parken für alle Wiener in ganz Wien ist noch immer eine freiheitliche Forderung", so Krammer. Laut Bezirksvorsteher Steinhart soll eine Lösung "so rasch wie möglich folgen". Mit Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) sei er im Gespräch. Eine Ausdehnung des Parkpickerls fordern sowohl Grüne, ÖVP und FPÖ in ihren Verkehrskonzepten für Simmering.
Gemeinsame Entscheidung?
Bezirksvorsteher Steinhart hat unter anderem in der letzten Bezirksvertretungssitzung im März darauf aufmerksam gemacht, dass er für Vorschläge aller Parteien offen sei. Mit den Grünen gab es bereits Gespräche zum Verkehrskonzept, das dieses Jahr fertig werden soll.
"Wie bei jedem Projekt sind wir für eine Einbindung der Bevölkerung. Niemand weiß besser, was Simmering braucht als die BewohnerInnen selbst", so Christiane Körner, Klubobfrau der Neos Simmering. Einer Einladung zu einer großen Runde mit mehreren Vertretern von Bezirk, Stadt, Magistraten und Anrainern würden die Neos jederzeit positiv gegenüber stehen. Auch die ÖVP fordert einen Runden Tisch um an Lösungen für Verkehrsprobleme zu arbeiten. Die FPÖ ist zu Gesprächen bereit.
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