Mini Med
Mit Tabuthema Depressionen das Sommersemester eröffnet

- Dres. Christa Rados und Edeltraud Lenhard
- hochgeladen von Michael Thun
SPITTAL. Mit dem Thema "Wege aus der Depression" wurde das Sommersemester des Mini Med Studiums im Beisein des Gesundheitsreferenten, Vizebürgermeister Andreas Unterrieder, eröffnet. Referentin Christa Rados zeigte sich in der wieder von Edeltraud Lenhard moderierten Veranstaltung im Ahnensaal von Schloss Porcia "froh" darüber, über das noch immer mit Tabus und Vorurteilen belastete Thema informieren zu können.
"Wahre Volkskrankheit"
Die Leiterin der Abteilung für Psychatrie und psychotherapeutische Medizin am Landeskrankenhaus Villach sprach bei den psychatrischen Störungen von einer "wahren Volkskrankheit", wobei nach einer deutschen Studie, die auch auf Österreich übertragen werde könne, jeder Dritte betroffen sei. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht sogar davon aus, dass 2030 Depressionen in den Industrieländern die häufigste Krankheit bzw. Todesursache darstellen, gefolgt von Diabetis und Alzheimer.
Über die Hälfte bleibt unbehandelt
Die Crux der psychischen Störung ist, wie die Medizinerin fortfuhr, die, dass sie zu mehr als 50 Prozent nicht erkannt und mithin nicht behandelt werde. Symptome seien Antriebsstörung, Interessenlosigkeit sowie Konzentrations- und Schlafstörungen, aber auch körperliche Symptome wie Herzklopfen oder Schwindel. Zur Entstehung führte Rados aus, es handle sich um ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Faktoren. So verfügen Betroffene über eine geringere Toleranz gegenüber seelischen, körperlichen und biografischen Belastungsfaktoren als gesunde Menschen - verbunden mit Stress. Warum zwei Drittel der depressiven Menschen Frauen sind, ist unbekannt (wie auch die allermeisten Zuhörer des Vortrags weiblich waren!).
"Antidepressiva machen nicht abhängig"
Zur Behandlung hieß es, das Mittel der Wahl seien Antidepressiva (AD), die im Gegensatz der landläufigen Meinung nicht abhängig machten. Allerdings trete ihre Wirksamkeit erst nach mehreren Wochen ein. Auch dürfe man von Psychopharmaka keine Heilung erwarten, aber eine Verbesserung des Gemütszustandes.
Vorsicht bei pflanzlichen Präparaten
Die Referentin warnte vor der Einnahme rezeptfreier pflanzlicher Präparate wie Johanniskraut, Rosenwurz oder Gingko, weil es zum einen keine belastbaren Daten über ihre Wirksamkeit gebe, sie zum anderen eine Gefahr bei der Einnahme von anderen Medikamenten darstellten. Die Wechselwirkung habe etwa bei Johanniskraut zur Folge, dass die Wirksamkeit von Pille, Krebstherapien oder Schmerzmittel verloren geht.
Kombination empfohlen
Schließlich nannte die Fachärztin die Frage falsch, ob Depressionen mit Medikamenten oder einer Psychotherapie am wirksamsten zu behandeln seien. Vielmehr ergänzten sich beide Behandlungsmethoden. So empfehle sich, anfangs die Symptome medikamentös zu behandeln, langfristig eine Verhaltenstherapie zu verfolgen. Zwar scheuten sich viele Menschen vor einer solchen Offenlegung persönlicher Daten, doch hieß es zur Beruhigung: "Sie müssen ja nicht gleich eine ganze Kuh mit nach Hause nehmen. Manchmal reichen schon ein paar Liter Milch."
Von den meist weiblichen Besuchern sagte die Spittalerin Birgit Kratzwald, nicht zuletzt als ehrenamtliche Helferin beim Roten Kreuz interessiere sie das Thema. Und Marghareta Schmid aus Millstatt begründete ihren Besuch damit, dass in ihrem Bekanntenkreis viele von dieser Krankheit betroffen seien.
Mehr zum Schwerpunkt Gesundheit:
www.meinbezirk.at/rundumgesund
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