Waldkindergarten "Sinneswerkstatt Natur":
Bärlauch sammeln und Schafe streicheln
RADENTHEIN-STARFACH. Sie stolpern über Äste, pflücken und verspeisen Bärlauch, streicheln Schafe und mopsen Eier - die, verstaut in der Jackentasche, beim nächsten Sturz, zu Rührei werden: glückliche Kinder der "Sinneswerkstatt Natur". Anläßlich des "Tages des Waldes" am 21. März haben wir den Waldkindergarten oberhalb von Döbriach aufgesucht.
Alternative zum Computer
"Bei uns werden Sinneswahrnehmungsleistungen geschult als ideale Grundlage für das spätere Lernen in der Schule", beschreibt Leiterin Anna Ambrosch das Konzept des aus Dänemark stammenden alternativen Kindergartens im Computerzeitalter. Ohne Turnsaal oder Bewegungsprogramm dient die Natur als Spielplatz. "Durch Schmecken, Tasten, Fühlen und Riechen werden die Kinder stark und mutig fürs Leben gemacht", ist die zweifache Mutter überzeugt. "Sie können rennen, springen, auf allen Vieren gehen, klettern, balacieren", lernen Fauna und Flora kennen und zu schätzen sowie deren Schutz.
Brotaufstrich und Salben
Die 33-jährige Wald-, Montessori-, Sonderkindergarten- und Moto-Pädagogin ist Feuer und Flamme, wenn sie von den Aktivitäten ihrer Schützlinge schwärmt: Aus Fichtenharz stellen die Zwei- bis Sechsjährigen Pechsalbe, aus Birkenknospen und anderen "Fundsachen" Kräutersalze, aus Bärlauch und Gänseblumen Brotaufstrich her. "Am Anfang waren die Kinder im Wald noch völlig verloren", erzählt die nun wenige Meter vom Waldkindergarten in Starfach wohnende Diplom-Pädagogin. "Jetzt kennen sie die verschiedenen Baumarten, können zwischen essbaren und giftigen Planzen unterscheiden." Und: In den eineinhalb Jahren seit Gründung habe es noch keinen Fall von Windpocken, Masern oder Scharlach gegeben.
Täglich im Freien
Begonnen hatte der Waldkindergarten mit drei Kindern, jetzt sind es 18. Sie kommen aus allen Stadtteilen Radentheins sowie Ferndorf, Millstatt, Seeboden und sogar von der gegenüber liegenden Laggerbucht am Südufer des Millstätter Sees. Von 7:30 bis 13 Uhr hat der Naturkindergarten an den Werktagen mit Ausnahme der Ferien geöffnet, die Zeit von 9 bis 11:30 Uhr wird im Freien verbracht: im Wald, auf dem Bauernhof, einer Alpakafarm oder beim Imker. Nur wenn es sehr kalt oder stürmisch ist, wird sich in den Gruppenraum zurückgezogen und sich mit Bierdeckeln, Klopapierrollen, Stiften, Papier und Schere beschäftigt. Jause und Mittagessen bereiten die Buben und Mädchen selbst zu.
Lange Warteliste
Ihnen zur Seite stehen neben Anna Ambrosch die Betreuerinnen Christina Pertl, Michaela Neidhardt, Marina Unterweger und Bärbel Winkler.
Wie groß das Interesse am Waldkindergarten ist, belegt die lange Warteliste. Anna Ambrosch: "Die Anmeldungen reichen bis ins Jahr 2021."
Kontakt unter Telefon 0664/750 15 229
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