Interview
"Die Ehe für alle ist längst überfällig"
BEZIRK SPITTAL (ven). Ab 1. Jänner gilt in Österreich die "Ehe für alle". Damit haben nun erstmals auch homosexuelle Paare das Recht, "ganz normal" zu heiraten wie zwei hetereosexuelle Menschen, die beschlossen haben, ihr Leben auch vor dem Gesetz miteinander zu teilen. Die WOCHE sprach mit Michael Tschapeller sowie dem Paar Nina Ebner und Jasmin Hassler.
WOCHE: Ab 1. Jänner gilt die "Ehe für alle". Der richtige Zeitpunkt, längst überfällig oder überflüssig?
Jasmin & Nina: Im 21. Jahrhundert schon längst überfällig! Für uns persönlich gibt es keinen richtigen Zeitpunkt. Wenn sich zwei Menschen, egal welchen Geschlechts lieben, sollte es ihnen zu jedem Zeitpunkt erlaubt sein, die Ehe miteinander zu schließen.
Michael: In Anbetracht der Tatsache, dass Österreich europaweit erst das 16. Land ist, welches diese Regelung einführt, finde ich es traurig und gleichzeitig beschämend, dass wir in einem kulturell und wirtschaftlich so fortgeschrittenem Land leben, aber in Bezug auf die Ehe für alle wir erst weit nach Spanien, Irland oder sogar Island (!) stehen.
Wäre eine Hochzeitzeit im Ausland eine Option für euch?
Jasmin & Nina: Ein klares „NEIN!“. Im Ausland zu heiraten, obwohl es in Österreich verboten ist, wäre ein Widerspruch in sich! Immerhin möchte man in dem Land, in welchen man lebt, akzeptiert und anerkannt werden!
Michael: Da bin ich der gleichen Meinung! Wieso im Ausland heiraten wenn es in Österreich dann nicht anerkannt wird? Erinnert mich irgendwie an die Las Vegas-Hochzeiten!
Macht es für euch einen Unterschied, ob ihr verheiratet oder „nur“ eine eingetragene Partnerschaft habt?
Jasmin & Nina: Das Wort „Ehe“ an sich macht schon den Unterschied. Jeder kann sich unter dem Terminus „Ehe“ etwas vorstellen – man verbindet Werte damit. In der Gesellschaft kann eine „eingetragene Partnerschaft“ nie den Status einer Ehe erreichen. Durch die Ehe-Öffnung für alle fühlt man sich ein Stück mehr akzeptiert.
Michael: Natürlich gibt es dort Unterschiede – gravierende sogar! In einer eingetragenen Partnerschaft haben Partner, im Falle des Ablebens, keinen Anspruch auf Hab und Gut des jeweils anderen. Ich finde es nicht gut, dass die rechtliche Absicherung an die Ehe geknüpft wird, egal ob jetzt bei homo- oder heterosexuellen Paaren.
Bei der eingetragenen Partnerschaft wird einem die Adoption, ja sogar die künstliche Befruchtung mittels Leih-Uterus untersagt. Bei der Ehe stehen einem alle Wege offen – aber Vorsicht: ist man bereits in einer eingetragenen Partnerschaft und entscheidet sich nun ab dem 1. Januar 2019 dazu seine/n Lebenspartner/in zu heiraten, muss die vorangegangene eingetragene Partnerschaft erst annuliert werden!
Wie stehen eure Freunde und Familien zur Ehe für alle?
Jasmin & Nina: In unserer Familie und im Freundeskreis ist dies kein Thema mehr, da es immer mehr an Normalität annimmt.
Michael: Finde ich auch! Die Welt wird heutzutage immer mehr durch Medien wie Fernsehen, Radio aber auch enorm durch soziale Medien für dieses Thema sensibilisiert. Es ist in heutiger Zeit wirklich kein großes Ding mehr!
Schlusswort: Wir sind uns alle drei einig, dass die Welt größere Probleme hat, als zwei sich liebende Menschen, egal ob Mann oder Frau, die vorhaben den Bund fürs Leben zu schließen.
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