Wasserrettung Spittal
Ein heftiger Sommer für die Retter im Wasser
Ob gekentertes Boot oder vermisster SUP-Paddler, die Wasserrettung ist heuer außergewöhnlich oft im Einsatz. Einsatzstellenleiter Spittal Hort Tuppinger gibt Tipps, wie man sich als Helfer bei einem Badeunfall richtig verhält.
SPITTAL. Seit mehr als 30 Jahren ist Horst Tuppinger bei der Wasserrettung, seit vergangenem Jahr ist er Landesleiterstellvertreter, für den Bezirk Spittal ist er Einsatzstellenleiter. Dass er mit Leib und Seele dabei ist, ist wohl hinfällig zu sagen. Selbst im Interview bekommt er eine „blaulicht-Sms“, eine Einsatzmeldung der Landesalarm- und Warnzentrale Kärnten (LAWZ). Ein Katamaran sei gekentert, erzählt er, ein Schwimmer wird gesucht. Der Einsatz fällt nicht in sein Einsatzgebiet, die Sorgenfalten treibt es Tuppinger dennoch auf die Stirn. „Wir haben sehr viele Einsätze, mehr als sonst“, erzählt er. Warum dies so sei, könne er sich nicht erklären. „Vielleicht ist das Wetter Schuld, die vielen Stürme? Man weiß es nicht“, sinniert Tuppinger.
Vom Paraglider zum Taucher
Die Einsätze der Wasserrettung sind bunt gemischt, da gibt es den Paraglider, der in den Ossiacher See stürzt, das kenternde Boot im Millstätter See oder der Stand-Up Paddler, der von seinen Freunden vermisst wird. Jeder Einsatz wird gleichermaßen ernstgenommen. „Wobei sicher manche mehr nacharbeiten als andere“, ergänzt er. „Etwa, wenn Kinder vermisst werden. In solchen Situationen ist jeder einzelne während dem gesamten Einsatz besonders angespannt“, weiß er. Natürlich sei es umso schöner, wenn es glimpflich ausgeht. Leider, ist dies nicht immer der Fall. Noch heute erinnert er sich an einen Vorfall in Döbriach, der inzwischen 20 Jahre zurück liegt. „Das sind Erlebnisse, die einen nur schwer loslassen“, weiß er. Für belastende Einsätze gibt es neben KIT-Teams, die sich um Angehörige kümmern, sogenannte SVEs (Stressverarbeitung nach belastenden Ereignissen). Auch Tuppinger selbst hat die Ausbildung. „Man spricht über das Geschehene und klärt auf, was noch auf einen zukommen kann. Sodass wenn es Anzeichen einer Belastungsstörung kommt, man sofort handeln kann“, erzählt Tuppinger.
Richtiges Verhalten
Beobachtet man einen Badeunfall so sollte man als erste die Rettungskette in Gang setzen, weiß Tuppinger: „Natürlich zählt bei einem Ertrinkenden jede Sekunde. Aber wenn ich keine Rettungskette in Gang setze, dann macht sich keine Hilfe auf den Weg.“ Zudem gilt gerade bei einem Badeunfall Obacht, denn ein Rettungsversuch auf eigene Faust kann schnell gefährlich werden. „Eine in Panik geratene Person, die sich festklammert, kann auch den Retter gefährden“, weiß der Wasserretter. Was hingegen immer geht: eine Schwimmhilfe zur Hilfe nehmen. „Am besten eine Luftmatratze oder Schwimmreifen, zwischen sich und die Person bringen, so kann sich der Ertrinkende daran festhalten.“ Wird die Rettungskette in Gang gesetzt, erfolgt eine Meldung bei der LAWZ, welche den Notruf an die Einsatzstellen weitergibt.
Mitglieder gesucht
Das Aufgabenspektrum der Wasserrettung ist breit auch im Winter habe man genug zu tun, erläutert der Einsatzstellenleiter. Beispielsweise wenn jemand am See im Eis einbricht. Dementsprechend viele Leute benötigt man auch. Leider gibt es hier einen akuten Mangel. „Wir könnten viel mehr Leute gebrauchen. Aber uns geht es halt wie vielen anderen freiwilligen Organisationen auch“, sagt Tuppinger. Den Grund dafür kann er nur erahnen, „es scheint so, als ob das Verantwortungsbewusstsein für den nächsten nicht mehr ganz so ist, wie es einmal war“. Bei der Wasserrettung mitmachen könne prinzipiell jeder.
Derzeit zählt die Wasserrettung Millstatt 29 aktive Mitglieder, 18 Förderer und 7 Jugendmitglieder. Im Sommer ist die Wasserrettung jedes Wochenende in den Strandbädern vor Ort, das Einsatzgebiet erstreckt sich von Ferndorf über Döbriach, Spittal Millstatt bis hin nach Stockenboi.
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