Kein Öffnen ohne Gäste
Fachgruppenobmann Hotellerie Moerisch über die aktuelle Situation und über den kommenden Sommer.
SEEBODEN/KÄRNTEN. Sigismund Moerisch führt selbst ein Hotel in Seeboden.
WOCHE: Wie geht es den HotelbetreiberInnen? Welches Feedback gibt es?
Moerisch: Man kann hier keine Pauschalaussage treffen. Die winterlastigen Betriebe haben natürlich durch die letzten 5 Monate Lockdown einen Totalausfall. Für die Sommersaison würde ich sagen: Noch geht es! Doch die Sorgen bezüglich einer Wiedereröffnung steigen wie die Zahlen der Neuerkrankungen. Harter Lockdown: Was wir aktuell tun, scheint kein geeignetes Rezept zu sein, sonst müssten die Zahlen ja sinken!? Zwei Wochen harter Lockdown, Zeit nutzen zum Testen, Testen, Impfen, Impfen. Dann einen Zeitplan zum Öffnen haben und dann ein Konzept, das nicht wieder schließen bedeutet!
Wie erklären Sie sich die zu lockeren Maßnahmen der Regierung? Ist die Bevölkerung wirklich der Grund, weil „niemand mehr Lust auf einen Lockdown hat"?
Die Politik alleine in die Verantwortung zu nehmen, wäre zu billig, ich denke, es sollte sich jeder an der Nase nehmen und die Sache ernst nehmen, es wird nicht mehr so lange dauern, bis wir hier durch sind. Die Bevölkerung muss verstehen, dass das sorglose Verhalten am Ende Wohlstand und Arbeitsplätze kosten könnte.
"Im Sommer geht eh alles wieder“, hört man oft: Glauben Sie an einen ähnlichen Sommer wie 2020?
Ich denke bis Mitte Mai, also in sechs Wochen, sollten viele Menschen bereits geimpft sein, sollten viele Antikörper nachweisen können – also einen Greenpass haben – wir haben Sicherheitskonzepte, aber ohne dass die Zahlen nach unten gehen, sind wir nicht Beuteschema potentieller Gäste! Sprich: Öffnen ohne Gäste wäre das Schlimmste! Der letzte Sommer hat aber auch gezeigt, wir können öffnen, wir haben einen Plan!
Wie viele Jobs hängen wirklich in ganz Kärnten bei der Hotellerie dabei? Lieferanten, Putzkräfte, Küchenteams und Co. miteingerechnet.
Sehe ich mir die Arbeitslosenstatistik an und sehe ich die Vollbeschäftigung in fast allen anderen Branchen, dann sind die Arbeitslosen „unsere Zahl“, minus ein paar Prozent nicht vermittelbarer Kräfte – Arbeitslose im Tourismus: +3.426 im Jänner 2021 und +3.371 im Februar 2021.
Sie haben selbst ein Hotel – wie motivieren Sie Ihr Team zum Durchhalten?
Unsere MitarbeiterInnen wollen starten, wollen arbeiten, die Situation für sie ist ähnlich wie für uns, wir motivieren uns mit einen Blick nach vorne, versuchen gemeinsam mit dem AMS die MitarbeiterInnen finanziell abzusichern und vor allem in unserer Branche zu halten, wir werden sie alle dringend brauchen. Unabhängig von Corona ist der Tourismus das Kronjuwel der Dienstleistungsbranche.
Wie haben Sie den letztjährigen Sommer erlebt?
Der letzte Tourismussommer war kürzer, aber sehr intensiv! Der Anteil der Österreichurlauber hat mich positiv überrascht: Hier sehe ich für die Kärntner Seen und Bergeregionen eine große Chance.
Möchten Sie an die gesamte Bevölkerung einen Appell aussprechen?
Jeden von uns hat Selbstverantwortung in dieser Pandemie. Jeder von uns trägt dazu bei, dass diese Pandemie und Krise so schnell wie möglich gemeistert wird. Deshalb der Appell sich an die Regeln zu halten, um auch subjektiv in naher Zukunft wieder die Freiheit, die man sich wünscht, zurückzugewinnen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.