Erika Schuster
"Langer Atem zahlt sich aus"
Erika Schuster leitet seit 20 Jahren die Kulturinitiative Gmünd. Der Weg zur erfolgreichen Positionierung zur Künstlerstadt war nicht einfach, aber immer spannend.
GMÜND (ven). Sie ist seit 20 Jahren die gute Seele und die tragende Säule der Kulturinitiative (KI) Gmünd. Erika Schuster hatte es nicht leicht, Politik und Akzeptanz für sich zu gewinnen. Heute hat sich die Künstlerstadt Gmünd unter ihrer Führung europaweit einen Namen gemacht.
Zwei Geburtstage
Doppelte Jubiläen gibt es heuer zu feiern: Vor 25 Jahren gründete Heinz Miklautz die KI, am 1. März genau feiert Erika Schuster ihr 20-jähriges Dienstjubiläum im Verein. Ihr Ideenreichtum geht nie aus, Ausstellungen nach Gmünd zu bringen und neue Orte der Kunst zu öffnen. Nach der hochgelobten Dürer-Ausstellung im Vorjahr, gibt es heuer mit der Ausstellung des grafischen Werkes des spanischen Künstlers Francisco de Goya ein neues Highlight. Sie freut sich auf die vielen Gastkünstler aus aller Welt, die diesen Sommer die Stadt wieder beleben werden. Und gleich zwei neue Kunstorte in der Künstlerstadt: Die Galerie August wird ein außergewöhnlicher Ausstellungsort für internationale Fotokunst und das neue Origami Holzfaltatelier, gesponsert von Hasslacher Norica Timber, wird Holzbildhauern zur Verfügung gestellt. Details zum umfangreichen Kulturprogramm in der Künstlerstadt gibt es im druckfrischen Kulturkalender des Vereins, in dem auch Kulturveranstaltungen der umliegenden Gemeinden zu finden sind.
Über AMS zu KI
Nach einem Jus-Studium in Graz hat es Schuster ins Pressebüro der EU bei den Vereinten Nationen in Genf verschlagen. Eigentlich wollte sie ja Richterin werden, aber nach der Geburt ihrer beiden Kinder hat sie sich bewusst für eine Kinderpause entschieden. „Über ein Eingliederungsprojekt des AMS habe ich 1996 die Chance erhalten, als Geschäftsführerin der KI zu beginnen und die Idee der Künstlerstadt voranzutreiben. Meine Arbeit hier in Gmünd betrachte ich als Stadtentwicklungsarbeit“, sagt sie. Kultur sei immer ein prägender Bestandteil in ihrem Leben gewesen, mit ihrem Mann hat sie bereits zu Studienzeiten eine Fotogalerie im Studentenheim in Graz betrieben.
"Menschen muss man begeistern"
Wenn sie nochmal vor der Wahl stünde, die Kulturinitiative zu leiten, wie würde sie sich entscheiden: „Das ist schwer zu sagen. Es war kein einfacher Weg. Ob ich mit dem Wissen, das ich jetzt habe, dieses waghalsige Unterfangen nochmal antreten würde, weiß ich nicht. Wenn man im Kulturbereich arbeitet, trifft man auf viele Menschen, die noch keinen Zugang zur Kunst haben“, so Schuster. Aus Statistiken wisse man, dass sich maximal zwei Prozent der Bevölkerung für Kunst und Kultur interessieren. „Es ist jedoch gelungen, mehr Menschen zu begeistern und zu erreichen. Und auch diejenigen, die sich nichts aus Kunst machen, haben mittlerweile erkannt, dass die Arbeit der Kulturinitiative für die Region sehr wertvoll ist! Gmünd hat sich weit über die Landesgrenzen einen so positiven Ruf als Künstlerstadt gemacht“, meint sie.
Auf Kooperationen angewiesen
Ohne die Mitarbeit engagierter Vereinsmitglieder und ohne die zahlreichen Kooperationen, die sie mit heimischen Wirtschaftsbetrieben und kulturellen Institutionen aufgebaut hat, wäre der Erfolg so nicht möglich gewesen. Diese wertvollen Kooperationen haben der Stadt neue Türen geöffnet, sie international bekannt gemacht.
Gute Zeit für Kulturtourismus
Der Einsatz hat sich gelohnt: Zahlreiche Auszeichnungen für die Kultur- und kulturtouristische Arbeit, wie zum Beispiel der Kärnten Tourismus Award 2010 und der europäische Eden-Award 2011 untermauern den Erfolg. „Dass ich jedes Jahr neue interessante Menschen aus aller Welt in Gmünd kennenlernen darf, ist der schönste Teil meiner Arbeit! Das bringt die große Welt ins kleine Gmünd, macht die Stadt weltoffen und interessant!“, sagt sie. „Der Kulturtourismus erlebt derzeit eine gute Zeit und es gibt viele, die bereits alles gesehen haben, da kann eine kleine Stadt in der Region mit ihrem umwerfenden Kulturangebot punkten.“
Für die Zukunft wünscht sich Schuster, dass viele weitere Häuser, die derzeit in Gmünd noch leer stehen, mit Kunst und Kultur belebt werden und dass die Idee der Künstlerstadt irgendwann zum Selbstläufer wird.
Den Ausgleich zu ihrer Arbeit findet die engagierte Geschäftsführerin übrigens in der Natur, beim Vogelbeobachten und Weitwandern.
Zur Person:
Name: Erika Schuster
Geburtstag: 31. Juli 1961
Familie: Verheiratet, zwei Kinder
Beruf: Juristin, Kulturmanagerin
Beruflicher Werdegang: Jus-Studium, Pressebüro der EU bei den Vereinten Nationen, Genf, Gerichtsjahr, Schwangerschaft, bewusst acht Jahre bei den Kindern zuhause geblieben. 1996 suchte die Kulturinitiative Gmünd einen Akademiker für die Geschäftsführung des Vereines. Bereits in der Jugend bei den Musikwochen gearbeitet, mit ihrem Mann im Studentenheim in Graz bereits eine Fotogalerie betrieben. Kultur war und ist immer ein prägender Bestandteil in ihrer Familie.
Hobbies: Wandern, Schwimmen, Lesen, Ornithologie
Ziele: nur ein engagiertes Leben bringt Zufriedenheit
Lieblingsplatz: Millstatt und Gmünd
Lieblingskünstler: Kein bestimmter. Ich beschäftige mich mit so vielen Künstlern.
Zur Kulturinitiative:
Die Aufgaben des Vereins sind: Kulturinhalte, Aktivitäten und Programme, Vermarktung der Künstlerstadt Gmünd, Projektarbeit für die Stadt und die Finanzierung sicherstellen;
Orte der Kunst in alten Mauern: Stadtturmgalerie, Galerie, Alte Burg, Lodronsche Reitschule, Pankratium, Fotogalerie, Galerie Miklautz, Altstadtgalerie, internationales Gastatelier Maltator, Atelier Maltator Parterre, Kunst- & HandwerksHaus, Malwerkstätte, Hausgalerien, Künstlerateliers, Skulpturengarten, Kulturkino, Galerie August, Holzfaltatelier
Das WOCHE Gespräch im Park mit Erika Schuster lesen Sie hier.
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