Herbarium Sculpturale
Markus Hofer stellt in Millstatt aus
MILLSTATT. Im Rahmen von „KUNSTradln in Millstatt 2019“ wurde die Sonderausstellung des Bildhauers Markus Hofer eröffnet. In den Galerieräumlichkeiten im Lindenhof (Station 15 von „KUNSTradln in Millstatt“) präsentiert der international erfolgreiche Künstler eine umfangreiche Auswahl seiner Herbarium-Skulpturen – ein Feuerwerk an Formen, Farben und Ideen.
Viele Fans
Zahlreiche Fans und Kunstinteressierte strömten zur Vernissage nach Millstatt. Bei Kräuterspritzer und Häppchen aus dem Blumentopf bestaunten sie Hofers kreative Pflanzenskulpturen.
International erfolgreich
Nach dem Besuch der Fachschule für Bildhauerei in Hallein, studierte er an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz, an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und diplomierte schließlich an der Akademie der bildenden Künste in Wien, bei Prof. Bruno Gironcoli.
Heute lebt und arbeitet Hofer in Wien. Seine beruflichen Wege führen ihn aber immer wieder durch Europa und in sämtliche Erdteile.
Hofer war der erste Künstler, der von der Albertina Wien zur Ausstellungsreihe „Interventionen“ eingeladen wurde. Seine Werke sind auch im Belvedere in Wien, der Kunsthalle Krems, im Museum Würth in Deutschland und in vielen anderen Institutionen zu sehen. Weltweite Sonderausstellungen, wie z.B. eine Einzelausstellung im Österreichischen Kulturinstitut in Washington DC und „Sculpure by the Sea“ 2016 in Australien, brachten ihm internationale Anerkennung.
Alltagsgegenstände verfremdet
Gemeinsam ist den Objekten und Interventionen von Markus Hofer die Auseinandersetzung mit den Themen Zeit, Ort und Material. Seine „Private Reality“, wie er es selbst nennt, ist eine Welt der Irritation und der Widersprüche. Ganz in der geistigen Nachfolge der „Readymades“ eines Marcel Duchamp, interessiert er sich für Orte und Objekte, an deren selbstverständlicher Präsenz der „normierte“ Blick vorbeischweift. Durch sein Schaffen verändert und verfremdet er dann diese banalen Alltagsgegenstände durch gezielte Eingriffe, durch Ein- und Umbauten. Dies geschieht humorvoll, ironisch und mit tieferer Bedeutung. Er lässt damit die Betrachtenden für einen kurzen Moment an den Umständen der Wirklichkeit zweifeln.
Der Künstler selbst erklärt seine Arbeit so: „Die Interventionen sind meist nicht sehr aufdringlich, sondern irgendwie versteckt und es gibt so einen Moment, wo man sich vielleicht fragt, was ist hier passiert. Etwas ist anders, etwas ist nicht ganz so, wie es sein sollte.“ Indem die naheliegendste Assoziation stets ausgeblendet wird, thematisiert Markus Hofer in seiner Kunst die Frage, wie Wahrnehmung Wirklichkeit bestimmt und dadurch zu einer zentralen Grundlage der menschlichen Existenz wird.
Mit Skizzenbuch
In diese Welt der „Private Reality“ von Markus Hofer fügt sich auch sein „Herbarium Sculpturale“ ein. Dabei handelt es sich um eine Art dreidimensionales Skizzenbuch des besessenen Sammlers von Alltagsgegenständen. Dieses Skizzenbuch führt er seit vielen Jahren. Man könnte diese Werkreihe auch als ein Versuchslabor bezeichnen. Zwischen Scherz und Ironie und tieferer Bedeutung changierend, schafft er sich hier einen Fundus von Ideen.
Transformation von Formen
Das Generalthema dieser Ideensammlung ist die Transformation von Formen und Bedeutungen anhand von Objekten des alltäglichen Gebrauchs mit den Mitteln der Bildhauerei, der Malerei und der Sprache. Die Serie von über 100 Arbeiten unterscheidet sich dabei vom übrigen Werk vor allem durch inhaltliche Zuspitzung und thematische Einengung auf Topf und Pflanze. Deshalb auch „Herbarium Sculpturale“. Die Blumentöpfe holt er sich dabei vom Bonsai. Seine Skulpturen entwickeln sich ja, wie bei der ostasiatischen Form der Gartenkunst, aus kunstlosen Tongefäßen heraus. Zwar arbeitet Bonsai mit lebenden Pflanzen und Hofer mit totem Treibgut der Zivilisation, in beiden Fällen wird jedoch der Anspruch auf Kunst erhoben.
Blumentopf als Basis
Basis der Hoferschen Objekte ist also der Blumentopf, der Sockel seiner Skulpturen sozusagen. Als Metapher für Fruchtbarkeit, Energie, Wachsen von Ideen und Kunst.
1997 setzt Markus Hofer seine „Erste Pflanze“, die ebenfalls ein Teil der Ausstellung im Lindenhof ist, in einen Blumentopf. Eine Idee war geboren, die den Künstler seither immer wieder inspiriert, intensiv beschäftigt, ständig begleitet und einfach nicht mehr loslässt. Heute nach über 20 Jahren, existieren bereits fast 150 Pflanzen-Skulpturen, die von ihm eingetopft wurden.
Die eingetopften Artefakte werden dabei fast zwanghaft als Pflanzen interpretiert. Das erzeugt fruchtbare Spannungen zwischen den meist eindeutig als „Fremdkörper“ identifizierbaren auf- und ein-gesetzen Objekten und der Bedeutung „Pflanze“.
Fotos: Bernhard Heibl und Elisabeth Rossegger
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