Meereswellen
Ich weiss nicht, warum ich das Glück höher schätzen sollte als die Traurigkeit. Die Traurigkeit hat mich so tief in die Stille geführt, in ein Hören das Anteil nimmt an den Leben derer, die viele Tränen zu weinen haben. Sie hat mich weich gemacht in einer Welt der Härte.
Ich weiss nicht, warum ich die Sanftmut höher schätzen sollte als den Zorn. Der Zorn hat mich so oft daran erinnert, dass in manchen Dingen ein notwendiger Aufschrei klingt. Dass es Wirklichkeiten gibt, die sich niemals bessern, wenn wir uns nicht empören, wenn wir der zum Schweigen gebrachten Menschlichkeit keine Stimme geben. Der Zorn hat zu mir gesprochen wie ein Mahner, wie ein Seher, wenn Viele die Blindheit wählen.
Ich weiss nicht, warum ich den Moment höher schätzen sollte als das Gestern oder das Morgen. Meine geduldigste Lehrerin war die Vergangenheit, meine, und die derer, die mich ins Herz trafen. Mein Morgen, ein unbeschriebenes Blatt.
Ich weiss nicht, warum ich die Gesundheit höher schätzen sollte als die Krankheit. Vieles, was ich in gesunden Tagen vergaß, wurde mir bewusst, als ich Schmerzen trug. Als ich nicht mehr teilnehmen konnte an Leben, das mir selbstverständlich geworden war. Die Krankheit sprach zu mir als Endlichkeit, und ich lernte ihr zuzuhören mit reifendem Herzen.
Es liegt kein Gift in diesen Dingen. Nur ein Gift ist in uns, und das ist das Festhalten an dem was wir haben, und an dem was wir haben wollen.
Die Stille ist eine Gnade, sie lässt das Gift aus uns heraus. Wenn die ganze Seele in die Stille sinkt, sinkt unser Willen in den Seinen, und das Leben darf endlich wogen wie die See.
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