Spittal/Drau
Ostergedanken von Pfarrer Ernst Windbichler
Ostern steht vor der Tür. Das sagt der Spittaler Stadtpfarrer zum Fest der Hoffnung.
SPITTAL. "In schweren Zeiten, wo von so vielen Seiten dunkle Schatten in unser Leben fallen, kann uns das Osterfest eine unzerstörbare Hoffnung spenden. Denn je länger und stärker die Schatten, umso heller muss da ein Licht scheinen, das diese Schatten wirft. Da fällt mir eine lustige Grafik ein: eine Schulklasse, in den Bänken lauter Eier. Vorne an der Tafel steht ein besonders großes Ei. Mit einem Stab zeigt es auf die Tafel, an die ein Huhn gezeichnet ist und sagt ironisch: „Stellt euch nur vor, so sollen wir angeblich einmal aussehen!“. Die Eier in den Bänken brechen in schallendes Gelächter aus. Wir auch – über sie! Kunststück, wir wissen es ja besser. Vielleicht lacht Gott im Himmel mit all seinen Engeln und Heiligen auch, wenn wir so gedankenversunken, erdenschwer und nur unseren Erfahrungen trauend die rauchenden Köpfe wiegen und fragen: ,Wer weiß? Und wie? Und überhaupt? ...‘ In diesen Tagen, in denen die Hochsaison der bunten Ostereier schon blad wieder im Abklingen ist, verführen sie mich dennoch zu Auferstehungsgedanken. Das ist nämlich Ostern: kein Eier-Schinken-Schokoladehasen-Frühlingsfest, was natürlich handfester und greifbarer wäre, sondern Fest des unbesiegbaren Lebens, das an der Person des gekreuzigten und auferstandenen Jesus von Nazareth festgemacht ist. Die Nacht des Todes ist besiegt, das Leben triumphiert, die harte Kruste des Grabes ist aufgebrochen, liegt da wie nutzlose Eierschalen, die österliche Sonne leuchtet. In der glorreichen Vergangenheit unseres Landes hat man unseren habsburgischen Vielvölkerstaat stolz bezeichnet als ,das Reich, in dem die Sonne nie untergeht‘. Mit diesem gläubigen Blickwinkel darf jeder Mensch auf der Welt in einem solchen Reich leben, in dem die Sonne der Gnade, der Hoffnung nie untergeht. Wer so Österliches denkt, ist reicher als viele andere, er ist ein wahrer Öster-Reicher. Dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, ist eine traurige Tatsache. Seit Ostern aber besteht Hoffnung: seit jener Eine auferstanden ist, besteht wahrer Reichtum nicht in Ansammlungen von Materie, im Horten von Hab-Seligkeiten, sondern im Wissen um den todesüberdauernden Wert alles Geistigen. Deshalb: ohne Ostern sind wir arm, mit Ostern reich, Öster-Reich. Und dieser Reichtum unterliegt keiner Inflation."
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