Sein Leben mit MS: "Hadere nicht mit meinem Schicksal"

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WEISSENSEE (schön). WOCHE: Sie leiden Sie an Multipler Sklerose (MS): Wie gehen Sie mit dieser Krankheit um?
MORGENFURT: Mittlerweile kann ich damit sehr gut umgehen, denn ich habe mein Denken verändert und handle bei allem was ich tue, eigenverantwortlich und lösungsorientiert.

Seit 1993 wissen Sie von Ihrer Krankheit: Inwiefern gibt es deshalb Einschränkungen in Ihrem Alltag?
Angefangen hat es mit einer halbseitigen Gesichtslähmung, danach folgten mehrere Schübe und 2004 war meine gesamte rechte Seite betroffen, sodass ich im Rollstuhl saß. 2005 war ich innerhalb einer halben Stunde blind. Nach der Kortissontherapie konnte ich noch zirka fünf Prozent sehen. Seither bin ich in meiner Mobilität stark eingeschränkt und bei vielen Dingen auf andere Personen angewiesen.

Können Sie den Tag/Moment schildern, an dem Sie die Diagnose bekommen haben?
Der damalige Arzt sprach von einem Tumor im Kopf, welcher nicht reparabel ist. Da ich immer ein positiver und sportlicher Mensch war, habe ich mich nicht weiter mit dem Thema befasst und mein Leben, ohne groß darüber nachzudenken, fortgesetzt. Ich habe schon damals gewusst, dass man nicht alles glauben darf.

Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachhalten: Mit welchen Problemen haben Sie in Ihrem Alltag zu kämpfen?
Ich wünsche mir eine bessere Information von vielen Stellen (Politik, Ärzte, Gesundheitswesen, Medien usw.) zum Thema vorbeugendes Handeln und Informieren. Ich habe meine MS durch die Zeckenimpfung. Seit ich dies herausgefunden habe, kann ich mich auch selbst heilen - denn die Selbstheilungskräfte des Körpers funktionieren und können auch reparieren. Entscheidend ist jedoch eine notwendige Konsequenz und Ausdauer des Betroffenen selbst.

Was wünschen Sie sich in diesem Zusammenhang von Ihren Mitmenschen/der Gesellschaft?
Mehr Eigenverantwort/Eigeninitiative und jeder darf auch die Dinge hinterfragen!

Multiple Sklerose wird auch „Krankheit mit tausend Gesichtern“ genannt, weil sie bei jeder/jedem Betroffenen anders und nicht vorhersehbar verläuft: Wie verläuft die Krankheit bei Ihnen bzw. wie weit fortgeschritten ist sie bereits?
Ich hatte insgesamt zirka zehn starke Schübe, welche ihre Spuren hinterlassen haben. 2004 saß ich nach einem Schub im Rollstuhl und in 2005 hat es mir das „Licht“ (Sehkraft) abgedreht, aber mir ist ein inneres Licht aufgegangen. Ich hatte bis dahin auch viele alternative Möglichkeiten ausprobiert und angewandt. Nun wusste ich aber genau, was zu tun ist und habe mein Leben noch weiter umgestellt, da diese Sehbeeinträchtigung mir die Möglichkeiten hierzu gegeben hat. Ich habe meine MS zum Stoppen gebracht und nehme auch seit 2010 keinerlei Medikamente mehr.

Mit welchen alternativen Möglichkeiten haben Sie Ihre MS zum Stoppen gebracht?
Die Kombination aus drei verschiedenen Dingen macht den Erfolg:
1. Umstellen von Lebensgewohnheiten, ausgewogene Ernährung und der Einsatz von Aloe Vera-Trinkgel (seit 2002 täglich zwei bis drei cl, dies ist für Zellneubildung)
2. Körperliche Fitness durch gezieltes Training (mit Physiotherapeuten und tägliche Übungen von zwei bis vier Stunden)
3. Einsatz und Anwendung von Gedanken bzw. visuelle Gedankenkontrolle. Ein Beispiel: Ich saß im Rollstuhl, ich wusste, dass ich keine Querschnittslähmung hatte, sondern „nur“ meine Nervenzellen durch die MS gestört waren. So habe ich mich mit meinen Gedanken an meinem Originalzustand immer wieder erinnert und mir vorgestellt, dass ich ja noch laufen kann (es war anstrengend und hat auch zirka drei bis vier Monate gedauert, bis sich was getan hat).

Wie gestaltet sich Ihr beruflicher Alltag durch Ihre Krankheit?
Ich war bis vor kurzem selbständig, habe neben meiner MS einen Bodenlegerbetrieb aufgebaut, mit welchem ich österreichweit tätig war. Diesen habe ich nun abgegeben, damit ich mehr Zeit habe, meine Situation noch weiter zu verbessern. Jetzt bin ich sozial sehr viel tätig, habe ein Buch geschrieben ("Wie ich mein Handikap verbessere") und bin Behindertensportler. Ich bin dieses Jahr in den ÖSV C-Kader als sehbehinderten Skisportler aufgestiegen, verfolge ein weiteres Ziel und möchte vielen Menschen ein Vorbild sein, aber auch Anregungen geben. Ich trainiere meinen Körper schon seit Jahren, so habe ich es auch vom Rollstuhl aufs Einrad geschafft und bin jetzt auch noch dreifacher Staatsmeister im Behindertensport (Ski Alpin).

Was halten Sie im Anbetracht Ihres Schicksals von dem bekannten Sprichwort "Alles was geschieht, hat einen Grund, eines Tages wirst du wissen, welchen.“? Können Sie heute irgendetwas Positives aus Ihrer Krankheit ziehen?
Ich hadere nicht mit meinem Schicksal, sondern bin froh über die Tatsache, dass ich durch diese MS ein „sehr interessantes“ Leben habe. Ich durfte viele nette Menschen kennenlernen und sage zu meiner MS: "Du bist mein Sieg, meine Situation und meine Sichtweise." Jeder hat sein Päckchen zu tragen, entscheidend ist jedoch, wie jeder selbst damit umgeht. Jammern bringt niemanden weiter, denn: Alles was du tust, wird mehr. Also habe ich mehr Spaß im Leben und so mache ich nur Dinge, welche mir Freude bereiten. Das habe ich meiner MS zu verdanken.

Zur Person:

Name: Gernot Morgenfurt
Geboren am: 19. Januar 1965
Wohnort: Techendorf (Gemeinde Weißensee)
Beruf: Behindertensportler
Familienstand: Verheiratet, einen Sohn
Ich bin: Sportlich, ein Visionär-Querdenker und ein realistischer Optimist
Lebensmotto: Wenn du nur das tust, was du schon kannst, dann wirst du auch nur das bleiben, was du sowieso schon bist
In zehn Jahren sehe ich mich: wieder viel schöne Dinge im Leben tun und kann dann auch wieder selbst Autofahren

Zur Sache:

Am 3. Dezember wird jedes Jahr zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung ausgerufen.

Dabei handelt es sich um einen von den Vereinten Nationen ausgerufener Gedenk- und Aktionstag, der das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Probleme von Menschen mit Behinderung wachhalten und den Einsatz für die Würde, Rechte und das Wohlergehen dieser Menschen fördern soll.

Nachdem die Vereinten Nationen das Jahr 1981 als das „Internationales Jahr der Behinderten“ gefeiert hatten, wurde im Dezember 1982 ein Aktionsplan für die Belange behinderter Menschen entwickelt. Die Jahre 1983 bis 1993 wurden zum „Jahrzehnt der behinderten Menschen“ ausgerufen.

Zum Abschluss der Dekade verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Resolution 62/127, in der der 3. Dezember als „Internationaler Tag der Behinderten“ (International Day of Disabled Persons) ausgerufen wurde. Er wurde erstmals im Jahr 1993 begangen.

Im Dezember 2007 wurde der Gedenktag zum „Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung“ (International Day of Persons with Disabilities) umbenannt.

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Mit viel Training und Disziplin schaffte es Gernot Morgenfurt vom Rollstuhl aufs Einrad | Foto: KK
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