"Man muss agieren wie ein Einkaufszentrum"

Stadtparteiobmann, Stadtrat, Vizebürgermeister und Betriebsratsvorsitzender in der FH: Andreas Unterrieder
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SPITTAL (ven). Sie sind nun Stadtrat für Sport, Jugend und Soziales, außerdem Vizebürgermeister. War das das erklärte Ziel?
UNTERRIEDER: Vor zwei Jahren habe ich noch nicht gewusst, was auf mich zukommt. Der Anfang war ganz anders. Im Sommer 2012 hat Gerhard Köfer die Partei verlassen, dort hat sich für mich der Weg ergeben. Es war nie Lebensplanung, in die Politik zu gehen. Aber es hat sich, wie auch die Betriebsratstätigkeit, als Notwendigkeit ergeben.

Sie sind also jemand, der sich für die Menschen einsetzt?
Absolut. Ich habe nun zwei Jahre lang gezeigt, dass ich bereit bin, persönlichen massiven Einsatz zu leisten. Mein pragmatischer Zugang ist für viele Themen sicher nicht schlecht.

Die politische Karriere war also nicht beabsichtigt?
Nein, gar nicht. Ich hatte ja als Beispiel meinen Vater, es ist ja nicht familienfreundlich. Es ist einfach so entstanden. Hätte auch gut damit leben können, wenn es anders geworden wäre. Es ist eine sehr schöne und aufregende Tätigkeit, es kommt jeden Tag etwas neues.

Inwieweit werden Sie von Ihrem Vater beeinflusst?
Er ist natürlich Ratgeber in Fragestellungen. Er versucht selbst nicht im Hintergrund Politik zu betreiben, was immer wieder unterstellt wird. Er ist auch nicht der Drahtzieher in der SPÖ Spittal, wie teilweise so kommuniziert wurde. Er selbst sieht dies gelassen und als Pensionist. Er hat das Motto "Aus der Gruft spricht man nicht.", außer er wird um etwas gefragt, und das ist nicht so schlecht.

Und persönlich?
Wir wohnen nebeneinander und sehen uns trotzdem nicht sehr oft. Wir frühstücken aber oft gemeinsam. Ein schönes Ritual, um das eine oder andere Wort zu wechseln. Und das gute Service zu Hause ist auch angenehm (schmunzelt).

Sie sind neben Ihrer Funktion als Stadtrat und Vizebürgermeister auch noch Stadtparteiobmann, Betriebsratsvorsitzender und in der Fachhochschule. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Ich bin freigestellter Betriebsrat und arbeite noch mit. Optimierungsbedarf gibt es noch. Mit den Abendterminen funktioniert es gut. Tagestermine muss man eben versuchen zu reduzieren. Man muss auch damit rechnen, dass eine berufstätige Person eben nicht so viel Zeit hat, da müssen die Menschen das mit einem 40-Stunden-Job schafft.

Was sagt Ihre Partnerin dazu?
Naja, sie sieht mich derzeit recht wenig. Aber ich habe mit ihr gesprochen und sie unterstützt mich. Sie kann sich zwischendurch auch alleine beschäftigen (schmunzelt). Am Wochenende geht sie auch bei Terminen mit. Das ist natürlich auch positiv.

Ihre Referate betreffen Sport, Jugend und Soziales. Im Sport war Franz Eder Ihr Vorgänger. Was werden Sie besser machen als er? Was hat er bereits sehr gut gemacht?
Franz war auch relativ kurz Sportreferent. Er hat ein paar Ansätze, die sicher in Ordnung sind, wie zum Beispiel, dass man sich die Sportförderung nochmal ansieht. Auch die Öffnung der Sportstätten, wo aber die Haftungsproblematik im Vordergrund steht. Ist sicher ein Thema, das wir weiter verfolgen. Aber da ist noch einiges fertig zu machen. HIer ist noch einiges abzuklären. Die Sport- und Begegnungsstätte am Hallenbadareal, was ja ein Liebkind von ihm ist, da ist auf Kosten-Nutzen zu achten. Es ist sicher keine schlechte Idee, aber da wäre eine Evaluierung nötig, ob das auch so angenommen wird wie es kommuniziert wird.

Franz Eder hatte auch die Idee, das Areal mit der Neuen Mittelschule, die saniert werden soll, zu tauschen..
Das wurde diskutiert, aber laut derzeitigem Stand soll das Schulzentrum am jetzigen Standort bleiben. Es ist natürlich eine Investitionsfrage. Wenn man sich entschließen würde, man baut neu, siedelt um und verwertet dann das Areal der NMS, dann ist es vielleicht ein Thema. Derzeit aber eher nicht.

Das alte Hallenbad zu schleifen, verursacht immense Kosten..
Das stimmt. Von der Positionierung her würde es noch passen, aber es wäre ein Riesenprojekt, die man momentan in der Stadt zur Genüge haben.

Gibt es für das alte Hallenbad schon eine Lösung?

Derzeit noch nicht. Es gibt immer wieder Interessenten, aber das Thema sind die Abrisskosten und das Grundstück ist auch recht teuer. Meines Wissens nach sind Verhandlungen bisher immer gescheitert.

Thema Jugend: Welche Aktivitäten schweben Ihnen vor?
Wir haben seit einiger Zeit ein Jugendzentrum, das personell gut mit drei Personen, die sehr engagiert sind, ausgestattet ist. Was wir heuer erstmals versuchen möchten, ist ein Berufe-Camp. Jugendlichen sollten eine Woche lang im August Berufe näher gebracht werden. Es soll ein Freizeitprogramm auch dabei sein. Das wird gemeinsam mit der Berufs- und Bildungsorientierung Kärnten laufen. So ähnlich wie die Kindersporttage im Sommer.

Das Sozialreferat haben Sie von Vizebürgermeister Peter Neuwirth übernommen. Die Mietpreise steigen, das Land kürzt bzw. streicht Heizkostenzuschuss und Babygeld. Wie soll es weitergehen? Was will man in Spittal tun?
Die Sozialfälle steigen, das merken wir auch in der Stadt. Gott sei Dank haben wir derzeit noch die Mittel, um unseren Standard aufrecht zu erhalten. Wir haben Momentförderungen, wie zum Beispiel Gutscheine für Lebensmittel, die zwei Mal im Jahr mit 40 Euro ausgegeben werden. Es ist natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Sozialprobleme können wir damit nicht lösen. Wir haben die Mindestsicherung, die hoffentlich weiterhin funktioniert. Derzeit haben wir auch die Thematik, dass die Sozialbeiträge im Budget steigen. Da wird es heuer noch eine Nachzahlung geben. Allein dies ist ein Riesenbrocken für die Stadt.

Wieviel wird das sein?
Rund 130.000 Euro. Nachdem wir nicht die kleinste Gemeinde sind, ist das schon ein Brocken. Im Krankenhaus-Bereich ist es ähnlich. Insgesamt sind es dann fast 300.000 Euro. Die großen Brocken im Sozialbudget sind also fixe Pflichtausgaben. Was wir dann noch an frei verfügbaren Mitteln haben, liegt bei 32.000 Euro. Damit muss sehr viel bestritten werden. Wir geben bei der Geburt eines Kindes 40 Euro, aber das ist mehr eine symbolische Geste. Wir haben auch zwei Übergangswohnungen für maximal drei Monate in Krisensituationen. Unser Zugang ist "Wer schnell hilft, hilft doppelt". Als Stadt können wir uns noch schneller bewegen. Kurzfristig rückzahlbare Darlehen bieten wir auch an. Das ist unvorstellbar, da geht es oft nur um hundert Euro. Auch die Anzahl der Jungen dabei steigt.

Welche Projekte sind nun vom Finanzierungsstopp des Landes betroffen?
Wir hatten kürzlich ein Gespräch mit dem Landessportdirektor. Momentan gibt es eine Kreditsperre. Natürlich sind alle Förderungen derzeit gestoppt. Für die Kindersporttage haben wir eine Anfrage um Unterstützung an das Land gestellt. Derzeit kann man hier keine Aussagen treffen. Wir könnten es auch selbst finanzieren, aber grundsätzlich ist es immer besser, wenn ein zweiter Zahler dabei ist, damit man etwas Besseres und Größeres bieten kann. Es hängt stark von den Verhandlungsgesprächen ab. Zum Beispiel die Wasserleitung aufs Gmeineck, da wäre es ein Problem für den Finanzierungsplam. Oder auch kleinere Dinge wie Straßensanierungen. Da steht natürlich einiges. Wobei wir grundsätzlich als Gemeinde in solchen Zeiten versuchen, investive Maßnahmen zu treffen, damit wir hier gegensteuern. Da herrscht im Stadtrat auch Einigkeit, dass man gewisse Investitionen trotzdem machen sollte.

Wie stehen Sie zu einem weiteren Einkaufszentrum in der Vorstadt?
Wir sind hier ein wenig zwiegespalten. Die große Freude hält sich, glaube ich, bei allen in Grenzen. Wir haben das Problem der leeren Flächen beim Adeg-Areal. Es hat zwar eine EKZ 1-Widmung, aber nur für Großhandel. Es steht auch derzeit zur Diskussion, was man im Örtlichen Entwicklungskonzept zulässt. Große Frequenzbringer in der Innenstadt wie ein Interspar sagen dann, dass sie gar nicht kommen. Das ist das Thema. Ideal wäre es, für beides Lösungen zu finden, dass man auch das City Center belebt. Da muss wirklich ein Investor her. Mieter in der Innenstadt zu finden ist schwer. Ich verstehe auch nicht, dass man immer mehr Immobilien her stellt. Bauen kostet den Konzernen scheinbar nichts. Was wir nicht wollen ist eine Art Atrio in der Vorstadt, was alles abziehen würde.

Zu Ihrem Aufgabengebiet gehört auch Integration. Wäre ein Asylwerberheim - wie in Lendorf und Radenthein - ein Thema in der Gemeinde?
Wenn jemand Privater so etwas betreiben möchte, wird man es ohnehin nicht stoppen können. Dass in der Stadt darüber diskutiert wird, ist logisch. Ich glaube auch, dass wir in der Stadt recht viele Asylwerber haben, von denen wir teilweise gar nichts wissen und die irgendwie untergebracht sind. Das Thema Asylwerberheim wird sicher irgendwann auch auf uns zukommen. Mit allen Diskussionen. Grundsätzlich muss man sagen, dass man Menschen helfen sollte, die auf der Flucht sind. Gerade die kleineren Einheiten sind vernünftig. Die Stadt hat in der Vergangenheit bewiesen, dass man ganz gut mit verschiedenen Volksgruppen zusammenlegen kann. Es ist ja auch fast 1.000 Bosnier in der Stadt beziehungsweise die bosnische Wurzeln haben. In punkto Integration gibt es ja trotzdem noch einiges zu tun.

Was wäre das?
Wir möchten heuer zum Beispiel ein Integrationsfest machen. Am 19. September soll es ein Multi-Kulti-Fest geben. Wir möchten dazu alle Vereine einladen, sich zu beteiligen. Auch Kärntner Traditionsvereine, Brauchtumsgruppen. Es soll gegessen, getanzt und musiziert werden.

Leerstehende Flächen sind ein großes Problem. Welche Schritte stehen an?
In der Brückenstraße gibt es ja schon mehr. Versammlungen und Gespräche mit den Hauseigentümern. Im Gemeinderat ist ein gemeinnütziges Beschäftigungsprojekt zur Beschlussfassung. Die sollen herangezogen werden, dass man einen Coworking-Space und ein Geschäftslokal für das "Oberkärntner Körberl" herrichtet und auch für Färbelungsaktionen. Da ist noch ein Konzept in Ausarbeitung, dass ein Bereich in der Brückenstraße auch besser beleuchtet werden.

Am Hauptplatz gibt es ja auch nur mehr drei alteingesessene Betriebe. Was machen diese anders?
Auch der ehemalige Moser-Schlauch war eine Institution, es ist schade, dass hier die Pleite vom Inhaber Kaßmannhuber dazwischen kam. Was machen die anderen? Ich glaube, dass Schuhe Rieder ein Qualitätsangebot hat und er ist auch ein innovativer Unternehmer. Die Immobilie gehört ihm selbst und dadurch ist es natürlich auch eine andere Preisbasis. Man muss auch sagen, dass die Situation am Hauptplatz durch die Immobilienbesitzer zerstört wurden. Gut laufende Geschäfte sind durch Mietpreiserhöhungen auch vertrieben worden. Da tun wir uns als Stadt auch schwer. Wir können auch nicht alles kaufen. Man müsste sich in punkto Mietpreise bewegen. Das Konzept in Lienz ist da super. Man muss agieren wie ein Einkaufszentrum, von den Öffnungszeiten her, Marketing gemeinsam betreiben, da sich kleinere Händler auch schwer tun. Der City-Taler war eine gute Idee, die man dem Bürgermeister zu verdanken hat. Er ist in die Betriebe gegangen und hat sie dort angebracht. Es ist auch eingetreten, dass man die Taler nun nachproduzieren musste. Auch solche Initiativen gehören mehr gefördert. Es sind auch mehr Mitgliedsbetriebe geworden. Man muss hier das Gemeinsame in den Vordergrund stellen.

In der Bahnhofstraße gibt es kein leerstehendes Geschäft. Was machen die Händler dort anders?
Da müsste man sich die Mietstruktur ansehen. In manchen Orten ist die Bahnhofstraße die schwächste, bei uns ist sie sehr stark. Man muss versuchen, einen guten Mix in der Innenstadt zusammenzubringen. Auch das Thema Parkplatz ist jetzt nicht so das Hauptthema. In der Brückenstraße gibt es eine Idee, dass man einen Durchgang zum Parkplatz unten macht. Da gäbe es noch einiges zu tun.

Haben Sie noch Zeit für Freizeit?
In gewissen Maße schon. Ich schaue schon, dass ich einmal die Woche Fußball spiele. Mit einer Altherrenmannschaft (schmunzelt). Ein kleines Boot habe ich auch mit einem Freund, das liegt in Kroatien. Da werden die verlängerten Wochenenden genützt.

Zur Person:

Name: Andreas Unterrieder
Geburtstag: 11. September 1974
Familie: in einer Partnerschaft
Werdegang: VS Molzbichl, HS Spittal, HTL für technische Informatik, Siemens AG Wien und München, FH Kärnten, Betriebratsvorsitzender und IT-Systembetreuer
Politik: Sektionsmitglied der SPÖ Rothenthurn, seit 2013 Stadtparteiobmann
Beruf: Technischer Informatiker
Hobbies: Fußball, Laufen, Politik, Feuerwehr
Motto: Gemeinsam die Zukunft gestalten,
Vorbilder: Mein Vater, Willy Brandt, Bruno Kreisky
Wenn ich Bürgermeister von Spittal wäre, würde ich...: ..versuchen, genauso wie jetzt gemeinsam mit den Bürgern die Zukunft zu gestalten.

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