Comic, Illustration und Junge-Kunst
Spittals tolle Blätter - Teil 3

- hochgeladen von Jochen "MirRoy" Meyer
Austriatoons Comic- und Junge-Kunst Festival
Über 400 Besucher beim Spittaler Comic- und Junge-Kunst Festival
Vom MO, 20. bis SO, 26. Juni 2022 fand in Spittal das dritte Comic- und Junge-Kunst Festival statt. Im Spittaler Parkschlössl wurden bereits zu Beginn an die 250 Gemälde und Grafiken ausgestellt, geschaffen von über 50 Teilnehmern. Da das Festivalkonzept festlegt, dass die Ausstellung täglich durch die Arbeiten wächst, die vor Ort geschaffen oder gebracht werden, waren es am Ende um die 300 Arbeiten von bis zu 100 Teilnehmern.
An sieben Tagen besuchten 401 Menschen das Festival, machten bei Workshops mit oder sahen sich die Ausstellung an.
Eine Ausstellung, die zu Tränen rührt und zum Lachen bringt
Kinder, Erwachsene, Alte, Behinderte, Laien und Profis stellen gemeinsam aus
Von Dienstag bis Freitag besuchten uns 9 Schulklassen und ein Kindergarten und nahmen an Workshops teil. Die Klassen waren Abschlussklassen der Spittaler Fachberufsschule und die erste und zweite Klasse vom Fritz Strobl Schulzentrum, sowie die Trinity Privatschule.
Die Schulworkshops liefen nach ein paar verschiedenen Abfolgen am Ende folgendermaßen ab:
Die Klasse kommt herein und sieht sich nach der Begrüßung die Ausstellung an. Nach einigen Minuten beginne ich mit der Führung und stelle Leben und Werk der einzelnen Künstler vor. Mit dabei sind Kinder, Behinderte, junge Menschen, die gleich alt oder jünger sind wie die Schüler und natürlich auch ältere Menschen, so wie meine Frau Anna und ich und Christiane Descamps, eine Ende 60jährige, die ihre Therapiebilder ausstellt und ihre Heilung in einem Comic umsetzte.
Verstoßenes Mutterherz
Als sie einer Berufsschulklasse über ihr Leben erzählte und einen herzförmigen Felsen zeigte, auf den sie „Verstoßenes Mutterherz“ geschrieben hatte und ihnen sagte, dass sich so ihr Herz anfühle und sie sich wünsche, dort in einem Jahr einen leichten, fröhlichen Luftballon zeigen zu können, kamen einigen Schülerinnen die Tränen.
Nach der Führung setzen sich alle Schüler an die 5 Tische, bekommen Bleistift und Papier und sollen das zeichnen, was sie in der Ausstellung inspiriert hat, oder was gerade ihr Lebensthema ist. Während sie überlegen und zeichnen, gehe ich herum und gebe Tipps, und vermittle Kontraste als Grundlage von Humor. Nach ca. 25 Minuten bitte ich, dass jeder seinen Namen auf sein Blatt schreibt und eine Pause macht. Ich sammle die Arbeiten ein. Danach setzen wir uns alle hin und ich rufe die Schüler auf. Jeder steht dann vor der Klasse, hält seine Skizze in der Hand und sagt, welche Idee er hatte und wie er sie umsetzen wollte.
Aus wenig viel herausholen, sogar aus einem weißen Blatt
Nun beginnt für die ganze Klasse ein höchst kreativer und sozialer Prozess. Wie kann man eine wage Idee und eine häufig sehr rudimentäre Skizze so ergänzen, dass mit wenig Mitteln das Beste raus geholt wird, ein echtes Aha-Erlebnis mit stimmiger Pointe. Bei manchen konnte man die Köpfe fast rauchen sehen. In einem Falle wurde ein weißes Blatt abgegeben. Was lässt man sich hier jetzt bloß einfallen? Weiße Mäuse im Schnee ist zu abgedroschen. Unter gegebenem Zeitdruck wurde es schließlich: „Graue Gedanken im Nebel“, wobei man hätte noch etwas Bleistift verschmieren können.
Aus wenig mit Phantasie und Witz viel machen
Die Schüler sollten die Erfahrung machen, dass man aus kaum etwas sehr viel machen kann, wenn man nur mit Witz und Phantasie eine Aufwertung, ein überraschendes Moment findet. Der Cartoonist stellt eine Art Problem dar und versucht es kreativ und originell zu lösen. Ich sage den Schülern immer wieder, dass ihnen das im ganzen Leben hilft.
Viel mehr Comic- und Cartoonzeichnen in den Schulen
Schon seit Jahren bin ich der Meinung, dass Comiczeichnen in Schulen mehr gelehrt werden sollte.
Die meisten Arbeiten werden in der verbleibenden Zeit abgeschlossen und von den Lehrern eingesammelt. Sie wollen sie in der Schule noch einmal durchsehen und dort ausstellen.
Je jünger, desto spontaner und einfacher
Je jünger die Schüler, desto einfacher ist es. Sie setzen sich hin und fangen sofort zu zeichnen an. Sie kritzeln drauf los und in ihrer Spontanität entstehen originelle und witzige Arbeiten. Bei den über zwanzigjährigen Berufsschülern ist es meist schwieriger. Sie sind mit sich und ihrer Arbeit sehr kritisch. Alles wird in die Waagschale gelegt und manchmal sieht man nach 20 Minuten Zeichnen noch kaum ein klares Motiv. Beim Ausarbeiten von Kontrasten und einem originellen Spruch, der Pointe sind sie ebenfalls eher vorsichtig.
Cartoons zeichnen, heißt lernen Probleme humoristisch zu lösen
Dennoch: die Schüler haben erleben können, was es heißt, auf diese Art und Weise an ein Problem zu gehen. Sie wurden emotional berührt und konnten auch lachen. Wenn wir eine gute Idee gefunden hatten, applaudierten wir und bestärkten so den Künstler, sein Werk abzuschließen. Am Ende hatte jeder etwas Besonderes in der Hand, denn selbst die kleinsten Ansätze bekamen Witz, Höhen und Tiefen und eine gehörige Portion Lebensweisheit.
Nach ca. 1,5 Stunden ist der Workshop vorbei und die Schüler gehen mit einem Schnitzelblatt, dem Oberkärntner Regionalcomicheft, zurück in ihre Schulen.
Fernöstliche Tuschmalerei und zeichnen nach Gedichten und Sprüchen - für jeden etwas dabei
Wir boten täglich Kunstworkshops an, so: „Figuren zeichnen“, „Keine Angst vorm weißen Blatt“, „Cartoons zeichnen“, „Fernöstliche Tuschmalerei“ und „Zeichnen nach Gedichten und Sprüchen“. Manche wurden gut angenommen und es fanden sich Interessierte ein. Andere Workshops ergaben sich so nebenbei und außerhalb der angekündigten Zeiten. Wir wollen sie bei den nächsten Festivals wieder anbieten.
Verschiedene Zeichenstationen sorgen für Generationenverbindung
Was sich auch als gut herausgestellt hat, sind die verschiedenen Zeichenstationen: hier die Tische für Blei-, Filz- und Buntstift, hier Tische für die Tuschmalerei. So konnte man gleich alles Material an einem Platz finden und loslegen. Es war schön zu erleben, wie häufig drei Generationen an einem Tisch beisammen saßen, in ihre Zeichnungen und Gespräche vertieft.
Musik, Lesung und Schauspiel trifft auf Zeichenkunst
Am Samstag wurde nicht nur gezeichnet, sondern der Schauspieler und Sprecher Rainer Anders las etwas vor und die Schauspielerin Edina Ladstätter spielte aus dem Stegreif. Zwischendurch sang Christiane Descamps ein altes französisches Lied. Diese Künste und dabei das stille Zeichnen schaffen eine schöpferische Atmosphäre. In dieser Form war das für das Festival neu mit sehr viel Potential für die nächsten Jahre.
Das Parkschlössl als Spiel- und Zeichenbühne
Raum für versteckte Schubladenlieder, -stücke und -gedichte
Unbekannte Schubladenlieder und -gedichte werden vorgetragen, Parts aus Stücken gespielt und dazu gezeichnet. Hierfür möchten wir viele Kreative zum Mitmachen gewinnen und die Künste und Künstler vernetzen. Das Parkschlössl könnte am Samstag eine komplette Spiel- und Zeichenbühne werden.
Ein besonderes Licht auf dieser Welt
Das Feedback hat uns sehr gefreut, weil es sehr positiv und wohlwollend war. Stellvertretend für andere Besucher möchte ich eine alte Lehrerin nennen. Sie wollte wissen, was wir machen und wie wir mit den Kindern zeichnen und warum wir die Kinderarbeiten ausstellen, neben denen von Erwachsenen?
Konzept der Neugier, des Respektes, der Akzeptanz und Unterstützung aller
Wir erzählten ihr vom Konzept der gegenseitigen Akzeptanz und Wertschätzung und dass Erwachsene hier von Kindern lernen können, sowie umgekehrt. Unsere Arbeit ist generationenübergreifend und wir wollen es fördern, dass Behinderte, Kinder, Erwachsene und Alte, sowie Profis und Laien gemeinsam um den Zeichentisch sitzen und miteinander schaffen. Immer wieder können wir das auch erleben. Und sagte nicht Picasso, dass er nur wenig Zeit brauchte, um wie ein Meister, aber ein ganzes Leben, um wie ein Kind zu malen?
Die alte Dame war so angetan, dass sie meinte, wir seien eines der besonderen Lichter auf dieser Welt, die sie so unbedingt braucht. Sie ziehe den Hut vor unserem Engagement. Dann legte sie etwas in unsere fröhlich bunte Vereinssparbüchse.
Ihr Lob ist unser Programm.
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