Schuldnerberatung in Spittal ist gefährdet
Land setzt Sparstift an, Standort könnte schließen.
SPITTAL (ven). Der Standort der kostenlosen Schuldnerberatung in der Spittaler Bahnhofstraße ist gefährdet. Laut Geschäftsführer Karl Kleindl könnte die Einrichtung dem Sparstift des Landes zum Opfer fallen.
Subventionen gekürzt
"So wie es derzeit aussieht, verfügen wir leider nicht über die finanziellen Möglichkeiten, um die Einrichtung weiter in Spittal zu betreiben", beginnt Kleindl. Der Verein wird durch Subventionen finanziert, die zum größten Teil vom Land Kärnten kommen. "Aber auch dem Land geht es nicht gut." 90 Prozent der Kosten wären Personalkosten, der Rest würde Miete und Strom betreffen. Derzeit sind in Spittal drei Mitarbeiter angestellt, seit zehn Jahren gibt es die Schuldnerberatung in der Stadt.
Gespräch lässt noch hoffen
"Vor Jahren hat man von Klagenfurt aus expandiert, um den Klienten auch kurze Wege zu ermöglichen", so Kleindl. Die nächste Beratungsstelle ist nun in Villach. "Es gibt noch ein großes Gespräch mit Landeshauptmann-Stellvertreterin Beate Prettner. Wenn dies keine Verbesserung bringt, sind wir leider gezwungen, den Standort aufzugeben, einen Mitarbeiter zu kündigen. Die beiden anderen werden den Bezirk von Villach aus betreuen", erklärt er. Die Schuldnerberatung gibt es seit 25 Jahren in Kärnten.
Immer mehr Armut
Kleindl spricht damit auch die finanzielle Situation von fast allen Sozialeinrichtungen an. "Überall gibt es mehr Bedarf, da auch die Armut steigt, aber die Einrichtungen bekommen immer weniger finanzielle Mittel." Seit 1995 kennt das Gesetz den Privatkonkurs. "In Kärnten hatten wir nun den zehntausendsten Privatkonkurs, österreichweit den hunderttausendsten", so Kleindl. Die Gründe dafür sind vielfältig. "Das kann eine Trennung, eine Krankheit oder auch der Übertritt in die Pension sein. Natürlich auch durch Dummheiten", erklärt er.
Beistand
In ganz Kärnten gab es 2014 rund 1.200 neue Klienten, circa 3.800 Klienten gibt es insgesamt. "Da gibt es ganze Schuldnerfamilien, die auch immer wieder kommen. Dort haben auch die Kinder nicht gelernt, mit Geld umzugehen." Kleindl und sein Team sehen sich hier als "Seelenklempner und juristischen Beistand. Bei manchen ist es oft soweit, dass sie wochen- oder monatelang keine Post mehr öffnen, aus Angst vor neuen Rechnungen."
Kein Verzicht auf Prestigeobjekte
Was dennoch auch von verschuldeten Menschen immer gerne gekauft wird, sind laut Kleindl Prestigeobjekte wie teure Handys, Autos, Wohnungen. "Wir sind oft mit Telefonrechnungen von über 4.000 Euro konfrontiert. Es gibt oft keine Stopp-Taste" erklärt er. Ein weiteres Prestigeobjekt: Die Kaffeemaschine. "Die Klienten sagen, statt 700 Euro hätten sie sie beispielsweise um 'nur' 499 Euro bekommen. Ich rate dann immer zum Umrechnen in Schilling."
Vorleben mit Schulden
Laut Kleindl wird von der Politik und Wirtschaft vielfach vorgelebt, dass es mit Schulden geht. Die Relation und das Verantwortungsbewusstsein fehlt oft. "Wir versuchen, eine Budgetwahrheit mit den Klienten herzustellen. Sie sollen in einem bestimmten Zeitraum jede noch so kleine Ausgabe aufzeichnen." Da käme oft die böse Überraschung. Auch bei Rauchern summiere sich das Laster. "Rauchern ist oft nicht bewussst, wieviel sie verrauchen. Eine Packung kostet rund vier Euro, im Monat sind das oft bis zu 150 Euro. Und da waren sie noch nicht Kaffeetrinken oder mit Freunden auf ein Bier..", macht er bewusst.
Zur Sache:
Schuldenursache nach Häufigkeit:
40 Prozent: Arbeitslosigkeit, Einkommensverschlechterung
19 Prozent: ehemalige Selbstständige
Rund 15 Prozent: Konsumverhalten, unüberlegte Einkäufe
Rund 12 Prozent: Scheidung, Trennung
Rund 11 Prozent: Wohnraum(be)schaffung und -ausstattung
Rest: Bürgschaften, Unterhaltspflichten, Sucht und Krankheit, Autokauf
Prestigeobjekte: Autos, Handys, Kaffeemaschinen
Mitarbeiter kärntenweit: 18, davon sechs in der Verwaltung, 12 in der Beratung
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