"Zahl der Beratungen steigt an"
Der AK-Bezirksstellenleiter Andreas Gaggl blickt auf 2014 zurück und gibt eine Vorschau für das neue Jahr.
WOCHE: Hat sich die Zahl der Beratungen im Jahr 2014 gesteigert?
GAGGL: Die Zahl der Beratungen steigt kontinuierlich an. Im Schnitt haben wir in der AK Bezirksstelle rund 70 persönliche Beratungen pro Woche. Nicht berücksichtigt die telefonischen, schriftlichen oder per E-mail einlangenden Anfragen.
Welche Thematiken behandeln Sie am meisten?
Die Liste der Verstöße gegen das Arbeitsrecht ist sehr lang und vielseitig:
Am häufigsten werden wir mit Auflösungen von Dienstverhältnissen konfrontiert. In wirtschaftlich schlechten Zeiten nimmt die Zahl solcher Fälle leider zu.
An zweiter Stelle kommen schon Anfragen zu nicht bezahlten Löhnen, Sonderzahlungen, Überstunden, Mehrarbeitsstunden, Zulagen und Prämien.
Mit welchen Branchen kämpft die AK am häufigsten?
Das Gastgewerbe zählt zu den Branchen, aus denen sich Arbeitnehmer am häufigsten wegen Arbeitsrechtsverletzungen an uns wenden. Die häufigsten Beschwerden betreffen nicht eingehaltene Arbeitszeitregelungen und Ruhezeiten, nichtbezahlte Löhne und Überstundenzuschläge.
Ein wichtiges Thema sind Krankenstände....
Es kommt leider immer wieder vor, dass im Krankenstand eine Kündigung ausgesprochen wird. Arbeitnehmer sind während des Krankenstandes leider nicht vor dem Verlust des Arbeitsplatzes geschützt, sie können nämlich während des Krankenstandes vom Arbeitgeber gekündigt werden. Es sind die auch sonst geltenden Kündigungsfristen einzuhalten. Deshalb gehen viele auch krank arbeiten. Der Druck steigt stetig. Die AK Kärnten fordert daher ein gesetzliches Kündigungsverbot im Krankenstand.
Was raten Sie den Arbeitnehmern?
Um diese Bestimmung zu umgehen, werden in der Praxis sehr oft einvernehmliche Lösungen angeboten und oft auch aufgedrängt, da hier mit dem Ende des Dienstverhältnisses die Zahlungspflicht des Arbeitgebers für den Krankenstand endet. Wir raten von einvernehmlichen Lösungen im Krankenstand ab, da der Arbeitnehmer hier finanziell immer schlechter gestellt ist.
Mit welchen Problemen haben geringfügig Beschäftigte zu kämpfen?
Diese sind vermehrt mit arbeitsrechtlichen Problemen konfrontiert. Aus der täglichen Beratung wissen wir, dass vielen Ansprüche vorenthalten werden. Neben dem Urlaub sind es häufig auch die Pflegefreistellung oder die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Oft werden auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht bezahlt. Ich rate daher allen Betroffenen, uns bei Fragen zu ihren Ansprüchen zu kontaktieren.
Wie sieht es mit Lehrlingen aus?
Im Bereich Tourismus sind – wie auch vom AMS bestätigt - zwar Lehrstellen da, die Begeisterung für eine Lehre im Gastgewerbe hält sich bei den Jugendlichen aber in Grenzen.
Die Arbeitnehmer sind auch von Firmenpleiten betroffen..
Im Vergleich zu 2013 waren die Vertretungsfälle von Insolvenzen rückläufig. Wenn eine Firma Pleite geht, vertritt der Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer (ISA) die Opfer. Das Ziel hier ist, dass die Arbeitnehmer so schnell wie möglich zu ihrem Geld kommen sollen.
Was bietet die AK 2015?
Neben Arbeitsrecht und Konsumentenschutz bieten wir für alle, die individuelle Fragen zur Lohnsteuer haben oder Hilfe bei der Arbeitnehmerveranlagung benötigen, eine Steuerberatung an. Weiters bieten wir Informationen und Beratungen zu Förderungen. Der Bereich Arbeitsrecht wurde insofern erweitert, als wir jeweils Montags und Dienstags speziell Beratungstermine für den Bereich Mutterschutz anbieten.
Außerdem gibt es kostenlose Notarsprechtage. In Spittal jeden ersten Montag im Monat (11 bis 12 Uhr; Jänner: 12.01.: 12.30 bis 13.30 Uhr)
Ihr Ausblick für 2015?
Ausblick: Die Probleme werden nicht weniger, die Arbeitnehmer brauchen eine starke Interessensvertretung. Daher werden wir unseren Weg fortsetzten und ist es mir auch weiterhin ein großes Anliegen, die Interessen unserer Klienten im Bezirk bestmöglich gemeinsam mit meinem Team in der Bezirksstelle zu vertreten.
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