Rückblick: Als das Hochwasser in Spittal kam

In den Jahren 1965 und 1966 wurden auch Teile des südlichen Stadtgebietes von den Wassermassen heimgesucht. | Foto: KK/Stadtarchiv
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  • In den Jahren 1965 und 1966 wurden auch Teile des südlichen Stadtgebietes von den Wassermassen heimgesucht.
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SPITTAL (ven). Spittal wurde in den Jahren 1965 bis 1967 von Hochwasserkatastrophen heimgesucht, verursacht durch die Drau und die Lieser, die im Süden von Spittal in die Drau mündet. Die WOCHE sprach mit Zeitzeugen, die sich noch gut an die Wassermassen erinnern können. 

Kampf mit Naturelement

"Die Einwohner unserer Bezirksstadt führten durch die Jahrhunderte einen ständigen Kampf mit diesem Naturelement. Durch die Lage der Stadt nahe dem Zusammenfluss von Lieser und Drau waren es vor allem Hochwasserereignisse, die unsere Bezirksstadt immer wieder, begleitet von großen Zerstörungen, heimsuchten und die lokale Bevölkerung bedrohten.
Das erste genauer überlieferte Hochwasserereignis im Bereich von Oberkärnten fand im Jahr 1553 entlang der oberen Drau statt. In Spittal wurden dabei Häuser und Mühlen zerstört und große landwirtschaftliche Flächen vernichtet. Im 19. Jahrhundert sind aus den Jahren 1810, 1851 und 1882 große Überschwemmungen in weiten Teilen Kärntens dokumentiert", so Jasmin Granig vom Stadtarchiv.

1903 und 1965/66

Im vorigen Jahrhundert waren es die schweren Katastrophen der Jahre 1903 und 1965/66, die in Spittal und Umgebung eine Spur der Zerstörung hinterließen.
Von 11. bis 15. September 1903 wurden vor allem das Lieser- und Maltatal von schweren Regenfällen heimgesucht, welche die Lieser auch im Spittaler Stadtgebiet über die Ufer treten ließen. Die „Ponau“ im Süden des Stadtzentrums und die Lederergasse wurden komplett überflutet, das Mündungsgebiet der Lieser verwandelte sich in kurzer Zeit in einen großen See, die eiserne Lieserbrücke wurde vom Hochwasser aus ihren Verankerungen gehoben und einige hundert Meter weit mitgerissen.

Drei Katastrophen

Als „Jahrhunderthochwasser“ gelten die Ereignisse der Jahre 1965/66, die vielen der damaligen Bevölkerung noch heute in schmerzlicher Erinnerung sind. Innerhalb von 15 Monaten suchten gleich drei große Überschwemmungskatastrophen Oberkärnten heim. Besonders betroffen war im Spittaler Stadtgebiet die „Kranabethsiedlung“ unweit der Liesermündung. Auch umliegende Ortschaften wie Rothenthurn und Olsach wurden großflächig überschwemmt.
Als großer Helfer in der Not bei den Katastrophen der Jahre 1965/66 bewährte sich das Österreichische Bundesheer, das mit bis zu 3500 Mann sowie mehreren Hubschraubern im Einsatz war.
In Kärnten fanden insgesamt 24 Menschen im Zuge der Unwetter den Tod. Das bisher letzte große Hochwasser erfasste Oberkärnten im Jahr 1991, wobei sich die Schäden besonders im Vergleich zu 1965/66 zum Glück in Grenzen hielten.

Mit dem Boot zum Essen

Elfriede Golobic kann sich noch erinnern. Aufgewachsen im "Kranabethwaldl" gibt es Dinge, die sie so schnell nicht wieder vergisst: "Wir sind jeden Sonntag mit meinem Vater zum Hopfgartner nach Baldramsdorf zum Essen gefahren. Als es die Brücke dann nicht mehr gab, bestand er trotzdem darauf und so setzten wir im Hochwasser mit dem Boot über", erzählt sie. Sie erinnert sich noch an viel Schlamm, dennoch war es für die Kinder damals weniger eine Katastrophe, als ein großer Abenteuerspielplatz. "Man kam mit den Booten aus den Straßen heraus, überall war Wasser. Wir Kinder durften nirgends hin." Ihre Mutter blickte beim Abendessen immer zum Kruzifix auf der Wand. "Der Kommentar meines Vaters dazu: Jetzt brauchst auch nicht mehr raufschauen, jetzt ist es schon zu spät."

"Kann nicht mehr schlafen"

Helmut Vescei (Bastarz) und Werner Neuwirth, der damals bei der Feuerwehr war, haben die Ereignisse noch wie gestern vor Augen. Zwei bis drei Tage hat es geregnet, bevor die Flüsse anstiegen.  "Ich sags Ihnen ehrlich, ich kann seitdem nicht mehr schlafen, wenn es regnet", so Vescei zur WOCHE. Er hat drei Jahre vor der Katastrophe erst seine Werkstatt eröffnet. "Damals war hier noch rund 40 Meter mehr Grund bis zu Lieser, das Wasser hat alles abgegraben", sagt er und zeigt ein Foto davon her. Der Haufen mit Metallschrott schwamm regelrecht weg. "Allein der Geruch..alles so modrig, eine richtige Brühe war das", sagt er. Neuwirth bestätigt: "Ganze Sägewerke aus dem Liesertal sind dahergeschwommen, mit enormen Holzmassen." 

"Haben Trinkwasser gebracht"

Neuwirth ist mit dem Schlauchboot als Feuerwehrmann zu den Menschen in die Siedlungen hinein. "Wir haben ihnen Trinkwasser gebracht. Bei der alten Goldeck-Seilbahn gab es eine Wasserleitung über die Drau drüber, die ist irgendwann auch gefallen." Die Firma Siemens baute damals auch Funknetze auf, nachdem auch das Telefon nicht mehr funktionierte. Aus Wien wurde ein Fäkalienwagen geschickt, um die Keller auszupumpen. "Drei bis vier Tage dauerte es, bis sich alles wieder normalisierte." Auch das Schloss Schüttbach auf der Schattseite fiel dem Hochwasser zum Opfer, es unterspülte den Hang gegenüber der Liesermündung derart, dass ein Großteil der Bauten abstürzte und zerstört wurde. Die Nordfront stürzte ein, die Überreste des Gebäudes wurden am 16. Juli 1973 von den Pionieren gesprengt.

Fotos: Feuerwehr Spittal, Stadtarchiv Spittal, Johann Zeichen, Woche

Mehr Beiträge im Rahmen unseres Schwerpunktes "Leben mit Wasser": www.meinbezirk.at/leben-mit-wasser

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