Naturkatastrophe
Caritas-Helfer erzählt: "Überschwemmte Fläche, so groß wie NÖ"
Zyklon "Idai" zerstörte Mosambik. St. Pöltens Katastrophenhelfer Andreas Zinggl erzählt vom Einsatz vor Ort.
BEZIRKSBLÄTTER: Herr Zinggl, am 23. März begaben Sie sich ins Krisengebiet. Wie schnell trafen Sie die Entscheidung, nach Mosambik zu fliegen?
ANDREAS ZINGGL: Die Caritas verfügt österreichweit über ein Katastrophenpool. Dafür können sich alle Mitarbeiter freiwillig melden. Am Mittwoch, den 20. März kam der Anruf mit der Anfrage. Ich besprach mich kurz mit meiner Familie, sagte zu und Samstags ging dann schon der Flug.
Wie darf man sich einen solchen Flug vorstellen?
Geflogen wird mit einem normalen Passagierflugzeug. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Passagiere überwiegend Journalisten oder Helfer sind. Mit ins Gepäck kommt eigentlich nur das Notwendigste an Gewand und Ausrüstung. Dazu noch mehrere Telefone, ein Laptop und Wasseraufbereitungstabletten. Mit einer solchen Tablette kann man bis zu zehn Liter Wasser aufbereiten. Aufgrund der schnellen Cholera-Verbreitung vor Ort war das sehr wichtig.
Wie sah Ihre Arbeit in Mosambik aus?
In Mosambik angekommen ging es in die Hauptstadt nach Beira. Dort ist gewissermaßen der Stützpunkt aller Hilfsorganisationen und NGOs. Dort wird dann organisiert, koordiniert und besprochen, in welcher Region was benötigt wird. Dementsprechend werden dann Versorgungspakete geschnürt und via Helikopter in die einzelnen Regionen transportiert.
Was wird Ihnen von diesem Einsatz besonders in Erinnerung bleiben?
Es war bereits mein achter Katastropheneinsatz. Von jedem einzelnen bleiben natürlich Bilder im Kopf hängen. Die vergisst man nicht. Bei diesem war es das Bild einer überschwemmten Fläche, so groß wie ganz NÖ. Ein anderes, ein schöneres Bild, das mir für immer in Erinnerung bleiben wird, ist jenes: Zwischen Notversorgungsstationen und Zeltlagern hat sich eine Gruppe von jungen Burschen ein Fetzenlaberl geschnappt und ganz unbekümmert Fußball gespielt.
Stichwort Kinder: Sie selbst sind Vater und begeben sich immer wieder in Katastrophengebiete. Wie geht Ihre Familie damit um?
Es war natürlich anfangs nicht so leicht. Inzwischen sind meine Kinder aber älter und gehen ganz locker damit um. Was ich sehr schätze, sie interessieren sich insbesondere auch dafür.
Es wird also nicht Ihr letzter Einsatz gewesen sein?
Es wäre wünschenswert. Es würde bedeuten, dass es keine Katastrophen mehr geben würde. Leider ist die Wahrscheinlichkeit jedoch sehr gering, dass das eintritt. Insofern wird es auch nicht mein letzter Einsatz gewesen sein.
Interview: Nikolaus Frings
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