Die neue Königin St. Pöltens
Der Siegeszug der Katzen ist nicht aufzuhalten. Experten fordern neue Regeln für die „Massentigerhaltung“.
ST. PÖLTEN (mh). Sie schnurrt, kuschelt und sieht einfach zuckersüß aus. Auf leisen Pfoten hat die Katze den Hund als beliebtestes Haustier abgelöst. Auch in und um St. Pölten haben die pelzigen Raubtiere ihren Siegeszug angetreten. Nicht zur Freude aller.
Katzen als Wilderer
Wie eine Umfrage im Auftrag der Bezirksblätter zeigt, sind 59 Prozent der samtpfotigen Stubentiger als "Freigänger" unterwegs. "Das kann unter bestimmten Bedingungen lokal zum Rückgang von Wildtieren führen", sagt der St. Pöltner Bezirksjägermeister Johannes Schiesser und beruft sich dabei auf ein Gutachten der Universität für Bodenkultur in Wien: "Ein direkter negativer Einfluss besteht durch Katzen, die heimische Vögel und Säugetiere töten, um sie als Nahrung zu nutzen, oder die lediglich ihren Beutetrieb befriedigen."
Katzen-Abschuss legal
"Katzenhalter sollten daher darauf bedacht sein, ihre Haustiere möglichst wenig umherstreifen oder gar verwildern zu lassen, um die negativen Einflüsse auf wildlebende Tiere möglichst zu vermeiden", ist der Bezirksjägermeister überzeugt. "Auch das Anbringen von Halsbandglocken kann dabei helfen, wildlebende Tiere beispielsweise auf eine sich anschleichende Katze aufmerksam zu machen und dadurch die Tötung von Wildtieren zu vermeiden." Als letzte Konsequenz können Katzen auch abgeschossen werden. "Grundsätzlich ermöglicht das NÖ Jagdgesetz unter bestimmten Bedingungen die Entnahme von umherstreifenden Hauskatzen." Dabei handle es sich jedoch um eine „Kann“-Bestimmung. Dementsprechend vorsichtig und unter Abwägung verschiedener Aspekte werde daher mit dieser Möglichkeit umgegangen, sagt Schiesser.
Chip sehr sinnvoll
Für Davor Stojanovic, Tierarzt und Leiter des Tierheims St. Pölten, ist die Furcht vor der angeblichen Störung des Ökosystems durch wildernde Hauskatzen übertrieben. "Der Schaden, den Katzen unter Wildtieren verursachen, ist minimal." Einigkeit mit der Jägerschaft herrscht bei Stojanovic beim Thema Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Katzen: "Ein Chippen aller Katzen wäre zu begrüßen. Im Tierheim St. Pölten landen pro Jahr durchschnittlich 300 Katzen, von denen nur 0,2 Prozent einen Chip haben und damit einem Besitzer zugeordnet werden können.
Gesicherten Freigang
Katzenhalterin Lisa aus St. Pölten setzt auf "gesicherten Freigang" im 60 Quadratmeter großen und ausbruchssicher eingezäunten Garten. "Ungesicherter Freigang wäre mir persönlich zu gefährlich. Es verschwinden immer wieder Katzen oder werden im Verkehr getötet. Dazu kommen die Revierkämpfe mit anderen Katzen oder die Gefahr, von einem Jäger erwischt zu werden."
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