St. Pölten
Digitales Lernen in Krisenzeiten
Häuslicher Unterricht wird zu technischer Herausforderung. Eltern mutieren zu persönlichen Lernassistenten.
ST. PÖLTEN (pw). Es hat immer mehr den Anschein, dass auch nach den Osterferien die Rückkehr zum normalen Schulbetrieb fraglich ist. Das derzeitige "Heim-Schulmodell" wird Pädagogen, Kinder und Eltern somit noch länger begleiten. Doch was bedeutet das für die Betroffenen? Derzeit wird der Fokus verstärkt auf Online gelegt. Auch bei den Schulen.
"In der Mittelschule funktioniert das System gut. Über die Cloud werden die Schüler mit neuem Unterrichtsmaterial versorgt, das sie dann digital zur Korrektur an die Lehrer zurückschicken", erklärt Michael Lahnsteiner, Direktor der Volks- und Öko-Mittelschule in Pottenbrunn.
Auch tägliche Skype-Konferenzen mit den Lehrkräften stehen an der Tagesordnung. "Es ist eine digitale Herausforderung. Mein Mann ist Informatiker und unterstützt mich da sehr", hält Doris Unterluggauer fest. Sie unterrichtet die Volksschüler der dritten Klasse in Pottenbrunn.
"Wir bemühen uns sehr. Viele Eltern melden sich, weil auch sie hier vor großen Herausforderungen stehen. Am meisten unter der Situation würden die Kinder leiden, die sich auch so schon im Unterricht schwer tun, oder zu Hause wenig Unterstützung bekommen", erklärt die 57-Jährige.
Maturanten
Besonders angespannt ist die Situation für jene Schüler, bei denen es um einen Abschluss geht: "Meine Maturaklasse ist schon höchst nervös", erklärt die Lehrerin einer höheren Schule in St. Pölten. Jene Schüler wissen, dass es um was geht. Da heiße es selbstständig lernen und wiederholen. Bei den Jüngeren gebe es konkrete Arbeitsaufträge, wie Lückentexte oder Referate vorbereiten.
"Am meisten fehlt derzeit der soziale Kontakt. Der persönliche Kontakt zu den Kindern fehlt. Ich bin gerne Lehrerin, deshalb geht mir das sehr ab", so der Klassenvorstand der Achtklässler.
Ein Handicap, das für alle klar auf der Hand liegt: Viele sind technisch nicht so hoch ausgerüstet. Die Eltern benötigen ihre Geräte zwecks Home-Office selbst, bei mehreren Schulkindern innerhalb einer Familie wird es mit dem digitalen Unterricht auch schwierig. Viele Server sind zudem überlastet. "Manche Eltern haben zu Hause keinen PC oder Drucker, die müssten dafür extra in die Arbeit fahren", hält Unterluggauer fest.
"In Zeiten der Digitalisierung braucht es auch die nötige Hardware dafür", so Lahnsteiner.
Der Bund könnte hier, etwa mit günstigen Anschaffungskosten oder Leihgeräten, weiterhelfen.
Lehrstoff per Video
Schon jetzt gibt es Ideen, sollte sich die Situation länger hinziehen: "Dann wird vermehrt mit Videos gearbeitet. Die Lehrer können so die Arbeitsschritte vorzeigen, das wird jetzt auch schon praktiziert", erklärt der Direktor. "Auch Videokonferenzen mit mehreren Schülern sind denkbar", so Unterluggauer. Neuen Stoff zu erarbeiten sei weitaus schwieriger. Große Unterstützung gibt es in Sachen Kinderbetreuung in den Osterferien:
"Es haben sich alle Lehrer sofort dazu bereiterklärt. In Krisenzeiten muss man was zurückgeben", so Lahnsteiner.
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