Domplatz: Ein Eldorado für Jäger historischer Schätze
ST. PÖLTEN (red). Das, was unter der Asphaltdecke des Domplatzes verborgen war, hat sensationelle Erkenntnisse von weltweiter Beachtung gebracht, wie Archäologe Ronald Risy und Anthropologe Karl Großschmidt bei einem Vortrag im Kardinal König Saal der Dompfarre erläuterten.
Unter der Asphaltschicht tauchte etwa das einzigartige römische Verwaltungsgebäude mit Rundmauern auf, das beweist, dass Aelium Cetium zur Römerzeit ein bedeutendes Verwaltungszentrum war. Oder ein römisches Badhaus. Oder ein Köpfchen mit charakteristischer Cäsarennase, wahrscheinlich eine römische Karikatur. Oder eine der ältesten Kirchen Niederösterreichs aus dem 9. Jahrhundert. Oder eine Sonnen-Taschenuhr aus dem Jahr 1598. Und natürlich über 8.000 Skelette, ergraben in fünfjähriger Grabungszeit. "Für mich ist das ein Eldorado", sagt Großschmidt, führender Anthropologe der Universität Wien. Er hat durch seine Untersuchungen der Knochen ein Bio-Archiv des Menschen angelegt und sich so einen Überblick über Krankheiten verschafft. "Das führt zu einem neuen Gesundheitsverständnis", so Großschmidt.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen in St. Pölten schreiben gerade die Geschichte neu: Bisher haben die Lehrbücher gesagt, dass Christoph Kolumbus die Syphilis von seiner Amerika-Reise nach Europa gebracht hat. Professor Großschmidt konnte an Knochen unter dem Domplatz Syphilis-Symptome nachweisen, an einem Kind, das sich im Mutterleib angesteckt hatte. Darüber wird gerade eine Dissertation verfasst, die Fachwelt diskutiert die Erkenntnisse.
Die Grabungsergebnisse sind bis Mitte August in der Ausstellung "News from the Past" im Stadtmuseum zu bewundern.
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