Internetkriminalität nimmt zu
Menschen müssen wieder anfangen zu denken

Jürgen Schoderböck, ID Ermittler für den Bezirk St. Pölten Land der Landespolizeidirektion (LPD) NÖ | Foto: Tanja Handlfinger
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Es sollte kaum noch ein Geheimnis sein, dass es Internetkriminalität wirklich gibt. Auch bei uns im Bezirk St. Pölten und St. Pölten Land. Aber dennoch gab's in den beiden Bezirken im Jahr 2022 insgesamt 334 Internetbetrugsfälle . Aber was sind die Motive der Geschädigten, wieso kommen Kriminelle mit ihren Maschen so weit?

Hast du schon einmal solch eine Nachricht (Mail, SMS, etc.) erhalten?


BEZIRK ST. PÖLTEN LAND/ BEZIRK ST. PÖLTEN. "Die Menschen haben das selbstständige Denken verlernt", ist sich Jürgen Schoderböck, ID-Ermittler für St. Pölten Land, sicher. Das begründet er so:

"Viele Menschen lassen sich viel zu leicht beeindrucken und durch Mails, Nachrichten und Videos zu schnell hinreißen."

Leichtgläubigkeit in Verbindung mit der Tatsache, dass viele Menschen immer ärmer werden würden, seien für den Kriminalbeamten eine toxische Mischung. Denn dadurch seien die Personen offen für betrügerische Mails, welche dem Anschein nach Geldsorgen oder anderweitige Bedürfnisse stillen könnten.

Jürgen Schoderböck, ID Ermittler für den Bezirk St. Pölten Land der Landespolizeidirektion (LPD) NÖ | Foto: Tanja Handlfinger
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Das steckt dahinter

"Für das Kriminalamt ist es das Wichtigste, die Motive herauszufinden, wieso Menschen auf alle Art der Internetkriminalität, hineinfallen", betont Schoderböck. Seiner Erfahrung nach sind drei Punkte für das irrationale Handeln verantwortlich:

"Armut, Einsamkeit und (unbefriedigte) Bedürfnisse aller Art. Deshalb suchen viele Personen ihr Glück in schönen Bildern, verlieben sich in Videos die ihnen zugesandt werden, die eine schöne Geschichte vorgaukeln."

Viel zu spät kommt dann das große Erwachen: Spätestens dann, wenn diese Personen zum Opfer werden und von der "großen Liebe", einer Illusion, erpresst werden oder immer wieder um Geld gebeten werden ohne die Täter je zu Gesicht bekommen zu haben. Der Gipfel der Internetkriminalität sei für Schoderböck "der Missbrauch von Kindern. Geld regiert die Welt." 

So könnte eine falsche Mail aussehen | Foto: Tanja Handlfinger
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So gehen die Täter und Tätergruppen vor

Sehr viele Delikte passieren über Erpressungen durch Mails, Videos, Nachrichten und vieles mehr. Doch wie ist das eigentlich möglich? Leopold Schweiger, Kriminalreferent des Bezirkspolizeikommandos, und Schoderböck erklären:

"Den Kriminellen sind die Personen die geschädigt werden egal. Für sie sind nur Kontaktdaten wie Mailadressen und Telefonnummern interessant. Das ganze passiert in mehreren Wellen. In der ersten werden durch einen Heckangriff zum Beispiel 10.000 Mailadressen besorgt. An diese wird dann eine Massenmail ausgeschickt mit sagen wir einem hohen Gewinn. Dann wird abgewartet."

Wenn sich dann auf diese Mail Leute in irgendeiner Form melden, das kann auch eine Antwort sein mit "Ich habe nie bei einem Gewinnspiel teilgenommen", beginnt der nächste Schritt der Kriminellen. Dann können ganz harmlose, aber auch Themenbezogene Mails kommen. Wird auch hier wieder reagiert beginnt Welle 2. "Dann geht es mit Erpressungen usw. los", so Schoderböck und Schweiger. Oft werden die gehackten Daten auch an weitere Tätergruppen verkauft, dies erkläre dann auch der Erhalt von "Mama, ich habe mein Handy verloren, ich brauche bitte Geld" - Nachrichten oder ähnliche. Tätern seien Gefühle egal. Diese spielen mit den Emotionen der Opfer und nutzen dies schamlos aus.

So könnte eine falsche Nachricht aussehen | Foto: Müller
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Tipps von den Kriminalbeamten

"Wenn man das Bedürfnis verspüre anonym zu sein, dann sollte man sofort sein Handy, seinen Computer und alles was mit Internet zu tun hat wegschmeissen und nicht mehr verwenden. Dann ist man vielleicht etwas mehr anonym", so Schoderböck.

"Man kann sich sicher sein, dass keine Bank nach den Daten per Mail oder SMS anfragt und man keinen Gewinn gewinnt, wenn man nirgendwo teilgenommen hat",

so Schweiger, denn "Ich muss mir doch vorher überlegen, ob ich wo mitgespielt habe. Etwas mehr Hausverstand würde viel ändern", wirft Schoderböck ein. Sollte man doch einmal etwas anklickt haben und dann merken, dass Geld am Konto fehlt sei der erste Schritt der Anruf bei der Bank, denn nur diese habe mit etwas Glück die Möglichkeit, diese Transaktionen zu stoppen. Dass Täter hier die Schuldigen seien, sei ganz klar, dennoch betont Schoderböck am Ende des Gesprächs mit den BezirksBlättern noch einmal: "Die Menschen müssen wieder beginnen zu denken und zu hinterfragen."Die Polizei macht viel, kann viel, aber Geld zurückholen kann sie nicht.  

"Man gibt seinen Hausschlüssel keinem Fremden. So sollte man mit seinen Daten auch umgehen im Internet",

so Jürgen Schlintl von der Polizei St. Pölten und ergänzt: Jürgen Schlintl von der Polizei St. Pölten ergänzt: "Vorsicht bei Kryptowährungen: Das Internet ist ein neuer Markt für diese Art von Betrug. Sollte man Geschädigt worden sein, dann eine Anzeige bei der Polizei einbringen."

Auch solche falschen Nachrichten sind im Umlauf. | Foto: Müller
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Was ist Cybercrime?

Üblicherweise versteht man darunter alle Straftaten, die unter Ausnutzung der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) oder gegen diese begangen werden. Im polizeilichen Bereich wird darüber hinaus zwischen Cybercrime im engeren Sinn und Cybercrime im weiteren Sinn unterschieden. Cybercrime im engeren Sinne umfasst jene Straftaten, bei denen Angriffe auf Daten oder Computersysteme unter Ausnutzung der Informations- und Kommunikationstechnik begangen werden. (zum Beispiel Datenbeschädigung, Hacking, DDoS - Attacken). Unter Cybercrime im weiteren Sinne versteht man Straftaten, bei denen die Informations- und Kommunikationstechnik zur Planung, Vorbereitung und Ausführung für herkömmliche Kriminaldelikte eingesetzt wird, wie zum Beispiel Betrugsdelikte, Kinderpornografie, Cyber-Grooming oder Cyber-Mobbing. Diese Straftaten können praktisch jede Form von Kriminalität annehmen. (Quelle: BMI)

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