Mobbing: In St. Pöltens Schulen wird auf Prävention gesetzt
Beschimpfung im Netz nun ein Delikt. Direktoren heißen Neuerung im Strafgesetz gut.
ST. PÖLTEN (jg). "Mit Freude habe ich das aufgenommen", sagt Walter Plutsch über die Neuerung im Strafgesetzbuch, in das seit 1. Jänner nun auch Cyber-Mobbing als eigener Strafbestand Einzug gehalten hat. Kurzum meint Cyber-Mobbing Beschimpfungen im Internet, von denen laut OECD in Österreich jeder fünfte Schüler zwischen 11 und 15 Jahren betroffen sei.
"Im Kindergarten fängt das schon an", sagt Plutsch, der als Ansprechpartner der "Selbshilfegruppe Mobbing" in NÖ Mitte allein bis 2014 rund 3.260 Gespräche mit Menschen, die sich gemobbt fühlten, führte. Die Zahl der OECD ist für ihn nicht zu hoch gegriffen. Schon vor über fünf Jahren rief Plutsch deshalb eine Petition für ein Anti-Mobbing-Gesetz ins Leben. Die Neuerung im Strafgesetzbuch sieht er nun als einen wichtigen Schritt. "Es wird versucht, das Thema ernsthaft zu beleuchten", sagt er.
"Wir verletzen niemanden"
In St. Pölten gehen die Bemühungen genau in diese Richtung. "Die Polizei hält schon seit einiger Zeit Vorträge zu dem Thema in Schulen", sagt Franz Bäuchler, der ob der Gesetzesänderung künftig mit einzelnen Anzeigen rechnet. Das Positive an der Neuerung sei laut dem Stadtpolizeikommandanten vor allem, dass damit zum Ausdruck gebracht werde, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt ist.
Das zu vermitteln, haben sich auch die heimischen Schulen zum Ziel gesetzt. Direktoren wie Reinhard Binder von der Sportmittelschule St. Pölten und Hermann Reichebner von der Aktiv und Kreativ-Mittelschule Viehofen berichten von eigenen Schulungen für das Lehrpersonal und dem Fach "Soziales Lernen", in dem unter anderem Mobbing eine Rolle spielt. "Wir verletzen niemanden, weder mit Worten noch mit Taten", sei laut Reichebner eine Regel, die dabei vermittelt werde.
Appell an die Eltern
In der Öko-Mittelschule Pottenbrunn geht man einen Schritt weiter. Im Rahmen eines präventiven Cyber-Mobbing-Konzepts wird versucht, Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu vermitteln.
Mit einem Brief appellierte die Schule kurz vor Weihnachten, wo Smartphones häufig als Geschenk unterm Baum zu finden sind, an die Erziehungsberechtigten, das Medienverhalten ihrer Kinder im Auge zu behalten. "Wir beobachten, dass immer jüngere Kinder Facebook und WhatsApp nutzen", heißt es in dem Schreiben. "Nicht selten gibt es Nachrichtenverläufe zwischen 21 und 5 Uhr sowie Streitereien und Beschimpfungen in WhatsApp-Gruppen". Nicht zuletzt aufgrund derartiger Beobachtungen erachten die Rektoren die Gesetzänderung unisono für sinnvoll. "Es geht nicht darum, Kinder voreilig zu kriminalisieren", sagt etwa Reichebner. "Aber wenn Mobbing massiv wird und bis zur Selbstmordandrohung geht, dann gehört eine Grenze festgeschrieben, die es nicht zu überschreiten gilt."
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