Landeskriminalamt NÖ
Moderne Heiratsschwindler – neue Maschen in Sachen Betrügereien
Die Ermittler des LKA NÖ sind Betrügern und Wirtschaftskriminellen auf der Spur.
ST. PÖLTEN (pw). Sie sind rhetorisch gewandt, überzeugend und wickeln die Leute spielend leicht um den Finger. Und sie ziehen ihre Opfer oft bis auf die Unterhosen aus: Betrüger. Sie zählen zu den intelligentesten unter den Kriminellen. Ihnen stets auf den Fersen sind Alfred Kainz, Leiter des Ermittlungsbereichs Betrug, und sein Team des Landeskriminalamtes NÖ. "Betrüger sind selten Gewalttäter, haben aber eine hohe kriminelle Energie", so der Chefermittler. Der typische Bankräuber hat aber mittlerweile Seltenheitswert. Heutzutage läuft vieles über das Internet.
Seit 34 Jahren steht Kainz im Dienste der Polizei. "Die Arbeit ist sehr facettenreich. Es gibt hundert verschiedene Betrugsmuster", erklärt er. Die Palette reicht von gefälschten Gemälden, über Falschgeld und Sozialleistungsbetrug bis hin zum Neffentrick. Neuester "Schmäh" ist der sogenannte Polizeitrick: Die Täter rufen bei Angehörigen an und behaupten, die Tochter hätte einen Unfall verschuldet und müsse bei der Polizei mittels Zahlung einer hohen Geldsumme "ausgelöst" werden. In stundenlangen Telefonaten werden die Opfer daran gehindert, mit anderen Kontakt aufzunehmen, bis die Geldübergabe stattfindet. "Von 300 Angerufenen beißt einer an." Hier gilt: Die Exekutive ruft niemanden an, um Geld zu verlangen!
Falsche Liebe
Oder auch Fälle von sogenannten "Love Scams": Bei der modernen Form des Heiratsschwindels wird den Opfern übers Internet mittels gefakter Profile aus dem Ausland eine Liebesbeziehung vorgegaukelt, die in finanzieller Unterstützung mündet. "Bei den Betroffenen ist die Scham groß, denn sie selbst ermöglichen erst den Betrug", erklärt Kainz. Die vermeintliche Liebe reicht dabei so weit, dass Kredite aufgenommen und Familien hintergangen werden, bis hin zum Selbstmord. "Die Täter hören erst auf, wenn kein Geld mehr kommt."
Geldübergabe
Ein Beispiel aus der Praxis: Im Juni vergangenen Jahres meldete sich eine Frau bei den Ermittlern. Sie habe einer Internetbekanntschaft 160.000 Euro bezahlt und wolle dies anzeigen. Die Dame kooperierte mit den Beamten, hielt den Kontakt zu ihrem vermeintlichen "Liebhaber" aufrecht und organisierte ein Treffen. In Zusammenarbeit mit der Polizei in Bayern gelang es schließlich, zwei Schwarzafrikaner in München festzunehmen. Die Täter wurden nach Österreich überstellt und befinden sich in U-Haft. Doch: "Betrüger sind von der Charakteristik her Wiederholungstäter."
Prävention
Momentan im Trend sind Investitionen auf Internetplattformen. Für getätigte Einlagen werden bis zu neun Prozent Rendite versprochen. Das Um und Auf ist in jeder Hinsicht die Prävention – etwa in Schulen und Pensionistenvereinen. "Denn nur so kann man verhindern, dass weitere zu Opfern werden", hofft Kainz.
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