Langzeitarbeitslosigkeit
Projekt "Fairwurzelt" feiert 25 Jahre
Statt einer Jubiläumsfeier gibt es einen Kurzfilm.
AFING. Aus der Langzeitarbeitslosigkeit wieder in den ersten Arbeitsmarkt eintreten zu können, ist für Betroffene oft ein scheinbar unüberwindbares Hindernis. Das Projekt "Fairwurzelt" möchte Frauen den Wiedereinstieg ins Berufsleben erleichtern. Im letzten Jahr feierte das Projekt sein 25-jähriges Bestehen, doch aufgrund der Pandemie-Lage wurde auf ein Jubiläumsfest verzichtet. Stattdessen hat der gemeinnützige Verein rund um das Projekt einen Kurzfilm produziert, der im Februar veröffentlicht wurde. Das hat meinbezirk.at zum Anlass genommen, dem Projektgarten in Afing einen Besuch abzustatten.
Arbeit gibt Selbstbewusstsein
"In unserer Gesellschaft hat Arbeit einen hohen Stellenwert, und lange Zeit arbeitslos zu sein, wirkt sich auf viele Aspekte des Lebens aus - die mentale Gesundheit, das Sozialleben, das Selbstbewusstsein", sagt Barbara Seyrl, Leiterin des Projektes. Das Ziel ist deshalb nicht nur, von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Frauen einen Transitarbeitsplatz zu bieten und bei der Suche nach einem festen Arbeitsplatz unterstützen, sondern die Frauen werden auch von Sozialarbeitern betreut. "Ganz am Anfang wird eine Sozialanamnese gemacht um zu schauen, was die Vermittlungshemmnisse bei der jeweiligen Betroffenen sind. Das ist oft die Kinderbetreuung, gesundheitliche Einschränkungen, die Wohnsituation oder auch die Mobilität. Wir sind beauftragt, an diesen Vermittlungshemmnissen zu arbeiten" Fairwurzelt unterstützt Frauen etwa bei der Führerscheinfinanzierung, bei der Abklärung der gesundheitlichen Situation, bei der Planung nächster, beruflicher Schritte und organisiert die Vernetzung mit verschiedensten Organisationen wie Schuldnerberatung, Frauenzentrum, Gewaltschutzzentrum, Arbeiterkammer und mehr.
Die Fördergeber des Projektes sind das AMS Niederösterreich und das Land Niederösterreich. Um an dem Projekt teilnehmen zu können, müssen Frauen beim AMS als arbeitslos gemeldet sein.
Arbeitslos durch Operation
Ein schlecht heilender operativer Eingriff auf der linken Hand, daraufhin eine langwierige Rehabilitationsphase, und als Doris S. danach zu ihrem Beruf als Reinigungskraft zurückkehrte, geschah das nächste Unglück: Ein Arbeitsunfall. "Ich bin im Stiegenhaus gestürzt und die Heilung hat länger gedauert, also bin ich gekündigt worden", sagt die 50-jährige aus Unterradelberg.
Seit 15. Oktober 2021 arbeitet Doris S. jetzt bei Fairwurzelt. "Ich bin ja sowieso gerne im Garten, das hat mir großartig gefallen." Auch die Kreativtätigkeiten gefallen ihr gut. Momentan fertigt sie Tragetaschen aus Milchkartons - Nachhaltigkeit ist ebenfalls ein Grundpfeiler des Projektes. Die Produkte aus dem Kräutergarten sind biologisch und für die Kreativprojekte verwenden die Frauen größtenteils gespendete Rohmaterialien, wie auch etwa für Turnbeutel, die sie aus alten Stofftransparenten nähen.
Für Melanie H. ist das größte Hindernis zum Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt die Kinderbetreuung. "Mit zwei Kindern ist es am Land schwierig, und einen Teilzeit-Arbeitsplatz zu finden dauert. Die Arbeitszeiten sind hier super geregelt." Melanie H. ist schon auf der Suche für eine Anstellung nach der sechsmonatigen Teilnahmedauer: "Ich hab eine Lehre im Einzelhandel gemacht, dort sind die Arbeitszeiten leider bescheiden. Ich suche eine Stelle im Lager oder in der Produktion, dort hab ich auch schon Erfahrung."
Erfolgreicher Neustart
Birgit L. hat den Übergang vom zweiten in den ersten Arbeitsmarkt geschafft: "Durch das Praktikum, das ich über das Projekt bekommen hab, bin ich gleich fix angestellt worden." L. arbeitet jetzt in der Produktionsabteilung einer Lebensmittelkette. Von ihrer Zeit bei Fairwurzelt ist L. begeistert: "Was mir am meisten gefallen hat, war, so viel Neues über die Kräuterkunde zu lernen. Wieder einen Arbeitsplatz zu haben, gibt ihr Perspektive: "Man ist wieder voll dabei, steht wieder voll im Leben und verdient endlich wieder sein eigenes Geld."
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