St. Pölten
Unwohl fühlen im eigenen Heim (mit Umfrage)
Zwei Frauen, zwei Wohnungen, zwei Baustellen, doch kein Geld, um die Schäden zu beheben.
ST. PÖLTEN. Sich im eigenen Heim nicht wohlzufühlen, hat große Auswirkungen auf die gesamte Lebensqualität. "Mein Sohn und ich haben beide gesundheitliche Probleme. Mein Sohn ist immer krank, hat Husten. Ich denke, dass das vom Zustand der Wohnung kommt", erzählt eine Mutter aus St. Pölten. Vor allem mit hoher Feuchtigkeit hat sie zu kämpfen, wodurch sich in der Wohnung Schimmel gebildet hat. An die Fernwärme ist die Wohnung zwar angeschlossen, doch Heizkörper und die nötigen Leitungen sind nicht vorhanden. Die nötigen Arbeiten vorzunehmen ist für die Mutter finanziell nicht tragbar. "Ich habe die Wohnung bereits aus eigenen Mitteln hergerichtet. Als ich eingezogen bin, war auch keine Küche drin und kein Boden."
Lage bekannt
Die St. Pöltnerin hat bereits jahrelang mehrmals Kontakt mit dem Vermieter, der ÖBB Immobiliengesellschaft, aufgenommen, doch sie konnte bisher nur die Erneuerung der Fenster bewirken. "Die angesprochene Wohnung befindet sich in einem Wohnkomplex, der im Jahr 2023 saniert werden soll. Deshalb sind in diesem Gebäude auch nur mehr wenige Wohnungen vermietet und auslaufende Verträge werden nicht mehr verlängert", so Pressesprecher Christopher Seif.
Baustelle im Wohnzimmer
Nach einem Reha-Aufenthalt wartete auf die St. Pöltnerin Doris Österreicher eine böse Überraschung: Die Fliesen in ihrem Wohnzimmer hatten sich vom Boden gelöst. "Ich vermute, dass das wegen den Erschütterungen von Bauarbeiten entstanden ist." Entdeckt wurde der Schaden Anfang Jänner. Österreicher kontaktierte sofort ihre Wohnungsgenossenschaft, doch da sich bisher kein Schuldiger finden konnte, wurde der Schaden nicht behoben. "Selber kann ich mir das nicht leisten. Ich habe alles getan, ich habe alle möglichen Baufirmen, die Genossenschaft und einen Anwalt kontaktiert, aber bisher ist noch nichts passiert. Meine Nerven liegen blank."
Keine Einzelschicksale
"Frauen, die alleine leben, wohnen oft in Wohnungen in einem schlechten Zustand. Das sind keine Einzelschicksale", erklärt Ulrike Limberger, Leiterin des Frauenzentrums St. Pölten, die die Mutter sowie andere Frauen auch aufgrund ihrer schlechten Wohnsituationen berät.
Seitens der Stadt St. Pölten konnten keine genauen Daten über die Anzahl von Betroffenen angegeben werden, da diese Zahlen nirgends vollständig gesammelt werden. Einschätzungen zufolge "dürfte die Anzahl der Substandard-Wohnungen in St. Pölten aber sehr niedrig sein", heißt es seitens der Stadt.
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