Blinder im Burgrestaurant vor die Tür gesetzt

Mit seinem Führhund wurde Uwe Erler Besuch im "El Greco" auf Burg Mylau verwehrt

Uwe Erler mit seinem Blindenführhund, dem Labrador Retriever Ben, vor dem Burgrestaurant "El Greco" auf der Burg Mylau. Hier wurde ihm in Begleitung von Freunden der Zutritt mit Hund verwehrt.
Foto: Franko Martin
Mylau/Reichenbach. Ein gemütlicher Abend hatte es vorigen Freitag für Uwe Erler aus Reichenbach werden sollen. Zwei befreundete Ehepaare hatten ihn ins Burgrestaurant "El Greco" auf der Burg Mylau eingeladen und Plätze reserviert. "Für mich als fast Blinden bedeuten solche Einladungen stets einen Schritt heraus aus der Isolation und hinein in die Normalität", sagt Erler. Sein Blindenführhund Ben brachte ihn sicher nach Mylau und zur Burg.
Dort aber sei die Freude schnell verflogen, erzählt Erler: "Ich bekam zu hören, dass aufgrund der Hygienevorschriften Hunde generell keinen Zutritt hätten und keine Ausnahme gemacht werde." Schon am Eingang verkündet ein Schild, dass Hunde draußen bleiben müssen. Es nutzte Erler nichts, dass er am Kragen das internationale Blindensymbol und Ben das Kennzeichen als Blindenführhund trug. Er versuchte, der Bedienung die Rechtslage zu erklären, wonach es für Blindenführhunde Ausnahmen von Hygienevorschriften gibt, und zeigte den Dienstausweis für den Hund vor. Vergebens. "Ich hatte mit dem Hund das Lokal unverzüglich zu verlassen!", so Uwe Erler. Er wertet dies "als Willkür und extreme Diskriminierung".
"Freie Presse" befragte dazu Anastasios Chatziemmanuil, dessen Familie das Burgrestaurant "El Greco" betreibt. Seine Auffassung: "Wenn ein Blinder allein mit seinem Hund kommt, lassen wir ihn natürlich rein. Kommt er aber mit Freunden, so können diese ihn die Treppe hinunter und im Lokal führen. Dann braucht er keinen Hund, der kann im Auto bleiben." Erler freilich war zu Fuß gekommen. Chatziemmanuil sagt, dass er "in dieser Weise sein Hausrecht ausübt".
In der Tat räumt Angelika Fohmann, Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Vogtland, ein: "Es gibt keine uns bekannte gesetzliche Regelung, die das Hausrecht außer Kraft setzt." Allerdings betont Renate Kokartis vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband: "Für einen Blinden ist es unmöglich, den Hund vor der Tür zu lassen, da dies die von ihm verlangte Aufsichtspflicht gegenüber dem Hund verletzt. Der Gesetzgeber hat für das Zutrittsrecht von Führhunden Sonderregelungen schaffen, so sieht das Bundeslebensmittelhygienegesetz kein Hygienerisiko in der Mitnahme eines Führhundes."
Hans-Georg Möckel, Präsident der Landestierärztekammer, meint zum Vorfall in Mylau: "Ich bin fast 40 Jahre in Einsatz, aber es ist mir noch nicht untergekommen, dass ein Blindenhund wo nicht reingekommen wäre. Grundsätzlich entscheidet aber der Betreiber der Gaststätte, ob er Hunde zulässt." Dieter Heymann, Geschäftsführer des Dehoga-Regionalverband Chemnitz, erklärt: "Jeder Gastwirt übt sein Hausrecht frei aus. Aber in diesem Fall dürfte mehr Fingerspitzengefühl erwartet werden. Ich kann mich nur im Namen der Branche entschuldigen."
Uwe Erler und seine Freunde verzichteten letztlich auf die griechische Gastlichkeit und versuchten es in der "Felsenschänke" Mylau. Dort hatten sie nach eigner Aussage "noch einen netten Abend". Zuerst habe die Kellnerin für Ben, "ihren kleinen Freund", eine Schüssel Wasser gebracht, freut sich Erler.

Von Gerd Betka
Erschienen am 21.01.2011
Quelle : Freie Presse BRD