Mehr als eine Nische: Sporthelme "made in St. Pölten"
Die Sunpor schützt Verpackungsgut, Häuser vor Kälte – und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Ihren Kopf.
ST. PÖLTEN (jg). "Made in China" steht womöglich auch in Ihrem Skihelm. Der Rohstoff für den Kopfschutz stammt allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit aus St. Pölten. Quasi aus einer Not heraus schwang sich die Sunpor zu einem von weltweit zwei Herstellern von Material für Helme auf.
"Die ersten Jahre waren nicht so erfolgreich", sagt Roman Eberstaller, Geschäftsführer der Sunpor, über die Anfänge des Unternehmens in St. Pölten, die nunmehr 30 Jahre zurückliegen. Damals, im Jahr 1986, beschloss die Salzer Holding, expandierbares Polystyrol (EPS) – besser bekannt unter dem geschützten Markennahmen Styropor – gemeinsam mit der Sunde-Gruppe selbst zu produzieren, um daraus Verpackungsmaterial herzustellen.
120 Millionen Euro investiert
Seither hat sich viel getan: Die Firma Salzer stieg aus, Sunde ist Alleineigentümer. 1986 wurden 15.000 Tonnen EPS produziert, heute sind es 200.000 Tonnen pro Jahr. Ein zweites Werk wurde in Betrieb genommen. 120 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren in der Landeshauptstadt investiert. "In St. Pölten gibt es wenige Betriebe, die in dieser Größenordnung investiert haben", sagt Eberstaller. "Wir haben ein großes Wachstum hinter uns."
Zurückgeführt wird das Wachstum etwa auf das graue, mit Graphit angereicherte EPS, das die Dämmeigenschaften gegenüber dem weißen EPS um 20 Prozent verbessert. Die Rohstoffe für Dämmmaterial für 1.200 Häuser werden täglich in St. Pölten produziert. Es ist mit 80 Prozent des Produktionsvolumens das Hauptgeschäft der Sunpor. 20 Prozent der Produktion entfallen auf Verpackungsmaterial.
Hinzu kommt "eine kleine Nische", wie Eberstaller sagt, die auf der Website unter dem Slogan "Wir schützen" zusammengefasst ist: Sunpor beliefert weltweit führende Hersteller von Rad-, Motorrad-, Skater- und anderen Sporthelmen mit EPS. 2.000 Tonnen werden dafür pro Jahr in St. Pölten produziert. Der weltweite Bedarf liegt laut Eberstaller bei 4.000 Tonnen.
Schutz in mehrfachem Sinn
Dieser Produktionsszweig geht auf das Vorhaben zurück, Verpackungsmateriel zu recyclen. Dafür wurden Maschinen angekauft, mit denen das Material aufgeschmolzen, durch eine Düse gepresst und wieder zu EPS-Granulat verarbeitet werden sollte. "Es war ein Desaster", sagt Eberstaller.
Das Vorhaben habe "weder technisch noch kostenmäßig" funktioniert. So kam es schließlich zu der Idee, die Maschinen zur Herstellung von Helm-Material zu verwenden. Der Slogan "Wir schützen" werde bei Sunpor aber über die Helmproduktion hinaus verstanden: "Bei uns geht es vorrangig um das Schützen von Verpackungsgut wie etwa Fernseher und auch darum, das Haus vor Kälte zu schützen."
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