Stadtwald: "Eschen fallen um wie Zündhölzer"
Das Eschentriebsterben stellt uns vor vollendete Tatsachen, aber in St. Pölten wird die Schonung des Waldes groß geschrieben. Die Bezirksblätter durften die Schlägerungsarbeiten im Stadtwald begleiten.
ST. PÖLTEN (bt). "Baum fällt!", ruft Oskar Brunnlechner, als die 30-Meter-Esche langsam der Säge und den Hieben von Michael Weinmeier nachgibt. Der Baum neigt sich und landet schließlich lautstark auf dem Waldboden. Lukas Nemec hat das Szenario aus der Ferne beobachtet, um sicherzustellen, dass keine Spaziergänger oder Jogger in die Gefahrenzone laufen. Denn obwohl eine Warntafel das "Forstliche Sperrgebiet" ausweist, bleiben viele Frischluftgenießer ihrer Route treu. Zum Leidwesen der Arbeiter, und möglicherweise auch der eigenen Gesundheit.
Unter Aufsicht von Robert Wotapek, dem Leiter der Stadtgärtnerei, durften die Bezirksblätter die Schlägerungsarbeiten im Stadtwald begleiten und alles über den Grund erfahren.
Waldstruktur wird erhalten
Eschentriebsterben nennt sich die Baumkrankheit, die die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei seit 2016 nach wie vor auf Trab hält. (Siehe "Zur Sache" unten) "Leider können gesund aussehende Eschen einfach umfallen, weil im Wurzelbereich keine Stabilität mehr gegeben ist", erklärt Robert Wotapek das Dilemma. Doch kurzen Prozess zu machen und einfach alle Eschen präventiv umzuschneiden, lehnt er kategorisch ab. Auch wenn das mehr Aufwand bedeutet. "Ich will die Struktur des bestehenden Waldes erhalten", begründet er, warum nicht der Harvester, auf Deutsch Holzvoll-ernter, sondern externe Experten in den Stadtwald kommen. Diese markieren kranke Bäume, die den Waldbesuchern zur Gefahr werden. Und nur diese Eschen mit pinkem Kreuz fällen die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei aktuell. Alle anderen dürfen stehen bleiben, zumindest bis zur nächsten Kontrolle. "Wir machen das waldschonender", so Wotapek, der auf den Einsatz von Zugpferden verweist.
Mischkultur ist Zukunft
Das Eschentriebsterben zwingt zum Handeln, was Robert Wotapek allerdings auch als Chance ansieht. "Der Stadtwald wurde zu früheren Zeiten zu dicht bepflanzt, um ein schnelles Aufwachsen zu garantieren. Jetzt kriegt er wieder Luft und es kommen heimische Gehölzer wie der normale Ahornbaum, Wildkirsche, Eiche und Lärche durch. Wir haben von alleine sehr viel Jungaufwuchs drinnen, das ist eine Naturverjüngung."
Außerdem greift Wotapeks Team der Natur noch unter die Arme. Die Schlägerungsarbeiten sind in Kürze abgeschlossen, dann beginnt die Aufforstung. "Wir werden ein paar Hundert Stück nachsetzen", so die Männer, die zusätzlich noch die Tanne nennen. "Eine Mischkultur, damit der Wald gesund bleibt", erklären sie.
Zur Sache
Das großflächige Eschensterben wird durch den aus Asien eingeschleppten Pilz "Falsches weißes Stengelbecherchen" (Hymenoscyphus pseudoalbidus) verursacht. Der Pilz führt rasch zum Absterben in den Wurzelbereichen, von Trieben, Zweigen und Ästen, einschließlich des akuten Verlustes der Standsicherheit durch holzzerstörende Pilze, bis schließlich die gesamte Esche abstirbt oder umstürzt.
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