Der St.Veiter Autor Dr. Sebastian Weberitsch und seine wiederentdeckten Lebenserinnerungen

Elternhaus in St.Veit an der Glan
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"Ich habe auf vielen Reisen großartigere Erdenplätze gesehen, aber ich kenne keinen lieblicheren Ort und keine schönere Umgebung als St.Veit an der Glan", schrieb der St.Veiter Dr.Weberitsch in seinen 1924 in einem Münchner Verlag erschienenen Lebenserinnerungen, die sein Leben bis zur Übersiedlung nach Bozen schildern.
Wer war eigentlich der St.Veiter Mediziner und Autor, der es 2008 sogar zu einem langen Eintrag in der freien Enzyklopädie Wikipedia brachte?

St.Veit an der Glan und Bozen als Lebensmittelpunkt

Der St.Veiter wurde 1870 in St.Veit an der Glan geboren und besuchte Gymnasien in St.Paul im Lavanttal, Klagenfurt und Triest. Nach seinem Einjährigenjahr in Graz (heute "Einjährig-Freiwilligen"-Ausbildung beim Militär - die Vorstufe zur Offiziersausbildung) studierte er in Wien Medizin. 25 Jahre war Dr.Sebastian Weberitsch dann als Chirurg und Gynäkologe in Bozen tätig. 1925 wurde er von den Faschisten aus Südtirol ausgewiesen und ging nach Baden bei Wien, wo er seine ärztliche Praxis bis zum Jahre 1945 fortsetzte. Im Zusammenhang mit den Kriegsereignissen verlegte Dr.Weberitsch seinen Wohnsitz wieder in den Bezirk St.Veit an der Glan: 1946 starb er in Althofen.

Im Kleinmayr Verlag erschien postum eine stark erweiterte Ausgabe seines Buches

Mehr als 350 Seiten der damaligen stark erweiterten Neuauflage handeln vom Bozen der Jahrhundertwende und sind ein mehr als umfassendes historisches und auch politisches Zeugnis der Stadt von 1900 bis 1925, in der er als Facharzt tätig war.

Auf den ersten 126 Seiten seiner im Klagenfurter Verlag Ferdinand Kleinmayr 1947 nachgedruckten und überarbeiteten Lebenserinnerungen schreibt er von seiner Kindheit und Jugend in seiner Geburtsstadt St.Veit an der Glan. Er beschreibt den damaligen Zustand der Herzogsburg und merkt an, dass die schönen alten Stadttore aus unverzeihlichen Gründen abgerissen worden waren. Sein Vater hatte in der Stadt ein Haus erworben und ein Kolonialwarengeschäft mit Bäckerei betrieben. Behütet wuchs Sebastian in der prosperierenden Heimatstadt auf. Das Bürgerspital war das Nachbarhaus der Familie Weberitsch. Im Detail beschreibt Weberitsch die Stadt und ihre Bewohner und vor allem auch die Wirtschaft der Stadt:

Kohlenfuhrleute, auf dem Weg zu den Hochöfen nach Hüttenberg, brachten gutes Geld in die Stadt, der Hauptbahnhof stand noch in Glandorf.
St.Veit war damals auch die Stadt des Hopfens. In jedem kleinen Garten und um die ganze Stadt wuchs auf tausenden dicken Stangen schöner Hopfen und verwandelte die Stadt in eine herrliche Gartenstadt.
Er beschreibt den Wiesenmarkt als einzig in seiner Art und weit über die Grenzen Kärntens bekannt: "Die Stadt bekam bei den Vorbereitungen zum Wiesenmarkt wie durch den Hopfen ein anderes Gesicht, in den Straßen mehr Leben, die Wirtshäuser gefüllt, die Wege mit Fuhrwerken voll. Als der Wiesenmarkt begann wurden die Klagenfurter Züge verdoppelt, der Villacher Schnellzug brauste heran und die Straßen waren von Leuten ganz schwarz." Verdächtige Gesellen aus Wien spielten um viel Geld Billard und nahmen den Bauern viel Geld ab.
Er berichtet begeistert über das bunte Treiben am Markt, bengalischen Flammen die für eine ungeheure Beleuchtung sorgen und Gala- und Extravorstellungen in der Menagerie, mit Tigern, Löwen, Bären und Wölfen und im Zirkus. Der Pferdemarkt war vielleicht der größte in Österreich: Ein- und Verkäufer aus Italien, Ungarn und der Schweiz begegnete man auf Schritt und Tritt.

Dr.Weberitsch erzählte von uralten Bräuchen wie dem "Tag der Unschuldigen Kinder" und auf gut fünfzig Seiten von den unzähligen Handwerkern und Gewerbetreibenden der Herzogstadt und hinterließ uns so ein ganz besonders historisch wertvolles Zeugnis unserer Stadt, das erst in seiner ganzen Dimension wiederentdeckt werden wird.

Die Familie Weberitsch

Paula Weberitsch (geborene Koller) und Dr. Sebastian Weberitsch hatten zwei Kinder, Frederike Weberitsch und den Architekten Dipl.Ing. Wolfgang Weberitsch.

Der Bruder von Dr. Sebastian Weberitsch, Max, prägte lange Zeit das gesellschaftliche Leben in St.Veit an der Glan und insbesondere auch den St.Veiter Wiesenmarkt. Max Weberitsch, erbte das Haus, die Landwirtschaft und die Bäckerei seines Vaters. Er ehelichte 1915 Frau Hermine Machne. Diese Ehe blieb ohne Nachkommen.
Drei Adoptionen folgten. Der erste Adoptivsohn war Max Weberitsch, geborener Novak. Max fiel 1943 in Russland. Daher erfolgte eine zweite Adoption: Maximilian Weberitsch, geborener Tirof (Aus einer Rauchfangkehrer-Familie in St.Veit). Für das Erbe wurde eine dritte Adoption notwendig: Martin Weberitsch, geborener Brunner aus St.Donat bei St.Veit, wurde von Max Weberitsch (geb.Tirof) adoptiert. Martin starb 1996. Seine Gattin, geborene Torker, lebt noch im sogenannten Weberitsch-Haus. Neun Kinder, darunter die Söhne Markus Weberitsch (bekannter Landwirt und Reitstallbesitzer) und Martin Weberitsch (Gastwirt), gingen aus der Ehe hervor.

Zahlreiche Anfragen in der Buchhandlung Besold

Aufgrund zahlreicher Anfragen in Andreas Besolds Buchhandlung betone ich nochmals, dass die Lebenserinnerungen des Dr.Sebastian Weberitsch 1925 im Verlag für Kulturpolitik in München und 1947 im Verlag Ferdinand Kleinmayr in Klagenfurt, in zweiter, erweiterter Auflage erschienen sind. Sowohl das 1925 erschienene, als auch das 1947 gedruckte Buch ist heute nur mehr in Antiquariaten erhältlich. Auf zvab.com und eurobuch.com werden immer wieder
Exemplare beider Auflagen zum Kauf angeboten. Bestellungen können natürlich auch über die Buchhandlung erfolgen.

Verweise:
Herzlichen Dank an Mag.Wolfgang Schindlegger (Neffe von Max Weberitsch, geb. Novak)
.
Herzlichen Dank an Mag. Wolfgang Sebastian Weberitsch (Enkel von Dr. Sebastian Weberitsch)

Herzlichen Dank auch an Herrn Matthias Süß!
Originalquelle zum Foto Bozen um 1900: http://www.lana-suedtirol.de/lana/bozen-um-1900

Wikipedia Eintrag: http://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Weberitsch

In Klagenfurt: Heyn Johannes GesmbH & Co KG - Antiquariat in den Bärenlauben (Am 21.2.2011 waren noch 2 Exemplare vorhanden. Ein Exemplar der 1925er Auflage und ein Exemplar der Auflage von 1947 )

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