Schritt für Schritt zurück ins Leben
20 Jahre mobile Therapie der Volkshilfe
STEYR-LAND. „Zwei Schritte nach links und die Füße schön heben, nicht schleifen lassen.“ Volkshilfe-Therapeutin Stephanie Sumann ist mittendrin in einer intensiven Trainingseinheit mit ihrer Patientin Rosemarie Steiner aus Pfarrkirchen bei Bad Hall. Vor allem die linke Körperhälfte tut noch nicht das was Frau Steiner gerne möchte. Aber die 69-Jährige ist ausdauernd und erkämpft sich Schritt für Schritt ein Stück Körperbeherrschung zurück.
„Ich bin Anfang April 2017 gesund ins Bett gegangen - am nächsten Tag hat weder die Hand noch der Fuß funktioniert“, erzählt Rosemarie Steiner noch etwas außer Atem in einer kurzen Therapie-Pause.
Die 69-Jährige hatte vor gut eineinhalb Jahren einen Schlaganfall erlitten und musste viele Dinge, wie Sprechen, Essen oder Gehen erst wieder lernen. Genau da kommt die Volkshilfe ins Spiel. Seit 20 Jahren bietet die Organisation mobile Therapie in Oberösterreich an. „Unsere Therapeutinnen und Therapeuten unterstützen unsere Klientinnen und Klienten dabei, dass sie ihre Selbstständigkeit so schnell und so umfassend wie möglich wieder erlangen“, sagt Regina Grillmayer, Einsatzleiterin für die mobile Therapie bei der Volkshilfe für Steyr, Linz und Eferding. Insgesamt besteht das Team in Oberösterreich aus 35 MitarbeiterInnen, hauptsächlich ausgebildete PhysiotherapeutInnen, ErgotherapeutInnen oder LogopädiInnen. 180.000 Kilometer legen die mobilen Therapeutinnen pro Jahr quer durch Oberösterreich zurück. „Wir betreuen aktuell etwa 1500 PatientInnen. Als wir vor 20 Jahren angefangen haben, waren es 750“, berichtet Waltraud Schwarz, Bereichsleiterin Pflege innerhalb der Volkshilfe. Die mobile Therapie wird vom Hausarzt verschrieben. Die Kosten dafür übernehmen die jeweiligen Krankenversicherungs-Träger.
„Dass die Therapie so wie bei Rosemarie Steiner in den eigenen vier Wänden stattfindet, ist das große Plus dieses Angebots. „Die Menschen lernen aus dem gewohnten Sessel aufzustehen und sich in ihrem vertrauen Umfeld zu Recht zu finden“, sagt Waltraud Schwarz.
Rosemarie Steiner macht inzwischen in ihrer Küche aus der Not eine Tugend. Mit der linken Hand, die unter starker Spannung steht und sich fortwährend zu einer Faust zusammen zieht, öffnet sie eine Küchenlade. Auch die Treppen hinauf in den dritten Stock stellen für sie längst kein unüberwindbares Hindernis mehr dar. Zwischen zwei Übungen erzählt die 69-Jährige einen PensionistInnen-Witz. Ihr Humor hat Frau Steiner schon oft durch schwierige Lebensphasen geholfen. Eine große Stütze ist auch ihr Mann Franz, der überall im Haus Haltestangen montiert hat, der mit seiner Frau Einkaufen geht und sie zum Beispiel zur Schlaganfall-Selbsthilfe-Gruppe chauffiert.
Nach 45 Minuten ist die Therapie-Einheit beendet. Rosemarie Steiner ist leicht erschöpft, Therapeutin Stephanie Sumann sehr zufrieden mit ihrer Patientin. Sumann hat 2006, gleich nach der Pyhsiotherapie-Ausbildung, bei der Volkshilfe zu arbeiten begonnen. Sie betreut rund 25 Patientinnen in den Bezirken Kirchdorf und Steyr-Land. „Es ist schön zu sehen, wenn die Menschen Fortschritte machen und Lebensqualität gewinnen.“
Frau Steiner hat für 2019 ehrgeizige Ziele: „Als Nächstes möchte ich den Vierpunkt-Stock in die Ecke stellen und auf einen normalen Gehstock umsteigen.“ Jeden Mittwoch um 8.30 Uhr arbeiten Stephanie Sumann und Rosemarie Steiner gemeinsam an diesem Projekt – Schritt für Schritt.
Näheres unter www.volkshilfe-ooe.at und unter Telefon: Regina Grillmayer: (07252) 87 624 60
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