Schäferstündchen mit Folgen

Schäferstündchen können unangenehme Folgen haben. | Foto: otoexodo/Fotolia
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BEZIRK. Wer denkt beim Schäferstündchen schon an den Tag danach? Offenbar immer weniger sexuell aktive Menschen. Infektionen wie Syphilis und vor allem Tripper haben im vergangenen Jahrzehnt in Österreich stark zugenommen. Die Zahl der HIV-Neuübertragungen hält hartnäckig ihr Niveau. „Safer Sex“ sollte nicht nur ein Schlagwort sein, sondern auch praktiziert werden, appellieren die heimischen Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten.

Der Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) in Linz, an dem rund 450 Mediziner/-innen aus ganz Österreich teilnehmen, widmete sich im November 2012 besonders den sexuell übertragbaren Krankheiten. Ein weiterer Schwerpunkt war die Dermatochirurgie: Der Hautarzt als Spezialist bei Operationen an der Haut.

„Mich wird’s schon nicht erwischen“ oder „Diese Krankheiten gibt’s doch schon fast nicht mehr“ – solche Worte hören Fachärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten nicht gern. War Syphilis Mitte der 1990er-Jahre noch eine Rarität, gab es 2011 in Österreich laut Gesundheitsministerium schon 450 Neuinfektionen. Das sind um 40 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.

Tripper ist regelrecht explodiert: Infizierten sich 2001 noch 539 Personen neu, waren es im Vorjahr knapp 1500, also fast drei Mal so viele. Dazu kommt noch die Dunkelziffer.

Durch Sexualkontakte werden eine Reihe von Krankheiten übertragen – egal, ob vaginal, oral oder anal. Sexuell übertragbare Krankheiten gehören zu den am weitest verbreiteten ansteckenden Krankheiten weltweit.

Die Erreger können Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten sein. Gemeint sind damit nicht nur klassische Geschlechtskrankheiten (Übertragung ausschließlich durch Sexualkontakte), sondern auch Infektionskrankheiten, mit denen man sich neben Geschlechtsverkehr auch auf andere Art anstecken kann – etwa durch Kontakt mit infiziertem Blut oder Körperausscheidungen.

Unfruchtbarkeit und Gefahr für das Ungeborene

„Geschlechtskrankheiten lassen sich meist gut behandeln, wenn man den Arztbesuch nicht zu lange hinausschiebt. Trotzdem sind Komplikationen möglich: Tripper und Chlamydien können zu Unfruchtbarkeit führen. Herpes genitalis und ebenso Chlamydien können während einer Schwangerschaft oder Geburt eine Bedrohung für das Baby sein“, warnt Primar Josef Auböck vom AKH Linz.

Bakterielle Erreger
Bakterielle Infektionen lassen sich meist gut mit Antibiotika behandeln, trotzdem sollte man sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Chlamydien etwa können bei der Frau zu einer Unterleibsentzündung führen, die eine der häufigsten Ursachen für ungewollte Kinderlosigkeit ist.

Ähnliches gilt für Tripper (Gonorrhoe). Steigt die Infektion bis in die Gebärmutter und die Eileiter auf, riskiert die Betroffene eine gefährliche Bauchfellentzündung und mögliche Unfruchtbarkeit.

Bei Syphilis (Lues) verursacht der Erreger zunächst ein schmerzloses Geschwür in der Genitalregion. Im zweiten Stadium hat er sich im Körper ausgebreitet und verursacht Hautausschläge, Schleimhautschäden und vergrößerte Lymphknoten. Das Spätstadium (nach drei Jahren und mehr) kann tödlich enden, wird aber heute aufgrund der Behandlungsmöglichkeiten so gut wie nicht mehr erreicht.
Eine bestimmte Art von Streptokokken kann bei der Geburt auf das Baby übertragen werden und eine Lungen- und Hirnhautentzündung hervorrufen.

Protozoen (Einzeller)
Die wichtigsten solcher Erreger sind bei Geschlechtskrankheiten Trichomonaden. Sie verursachen brennende Schmerzen, Juckreiz und unangenehmen Geruch in der Genitalregion.

Virale Erreger
Herpes Genitalis führt zu Bläschen in der Genitalregion, die sich zu unangenehmen Geschwüren entwickeln; bei der Geburt ist Herpes ein Risiko für das Baby. Eine Infektion tritt meist dann auf, wenn das Immunsystem etwas geschwächt ist (z. B. bei Stress oder Infekten).
Herpes Genitalis begünstigt bei Frauen die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Die Hauptursache für diese Krebsart sind jedoch Humane Pallomaviren (HPV). Etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung sind damit infiziert – viele wissen es nicht und in vielen Fällen entstehen auch keine Beschwerden bzw. die Infektion heilt von selbst ab. Doch einzelne Arten von HP-Hochrisiko-Viren können zu chronischen Infektionen und Zellveränderungen führen, die wiederum für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind.

Regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung!
Um solche Zellveränderungen rechtzeitig zu erkennen, sollten Frauen einmal jährlich zum Gynäkologen gehen und einen Krebsabstrich („PAP-Test“) machen lassen. Diese Vorsorgeuntersuchung bezahlt die Krankenkasse. Ist der Befund auffällig – werden also Krebsvorstufen entdeckt – kann die Patientin, wenn es nötig ist, das betroffene Gewebe durch einen operativen Eingriff entfernen lassen. Die Vorsorge trägt Früchte: Erkrankten laut Gesundheitsministerium vor 30 Jahren pro Jahr noch fast 1000 Frauen in Österreich an Gebärmutterhalskrebs, sind es heute knapp 400. Doch im Jahr 2010 starben noch 161 Österreicherinnen daran.
HP-Viren sind außerdem die Ursache von unangenehmen Feigwarzen. Dagegen gibt es zwar Therapien (z. B. Verätzung), aber kein Allheilmittel.

„Etwa 70 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs gehen auf wenige Hochrisiko-HP-Viren zurück. Die HPV-Impfung, die es mittlerweile seit Jahren gibt, schützt vor genau diesen Virustypen. Der Impfstoff besteht aus leeren Virenhüllen, ist also nicht infektiös. Geimpft werden sollten Mädchen und Bursche bevor sie sexuell aktiv sind. Burschen deshalb, weil sie Überträger der Viren sind. Es ist unverständlich, dass die Krankenkassen diese relativ teure Impfung immer noch nicht bezahlen, doch wir hoffen, dass unser Engagement dafür letztlich Erfolg haben wird“, so Prof. Auböck.

MEHR INFOS:
http://www.akooe.or.at
http://www.gesund-in-ooe.at

Schäferstündchen können unangenehme Folgen haben. | Foto: otoexodo/Fotolia
Kondome verhindern die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten. | Foto: dinostock/Fotolia
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