WEIHNACHTSMÄRCHEN
Das kleine Weihnachtsenglein. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 144

In diesem Jahr handeln meine Weihnachtsgeschichten und Lieder allesamt von unseren kleinen himmlischen Helfern, den Engeln. Ich denke der Gedanke, dass es mitten unter uns Wesen gibt, die uns in all dem Tohuwabohu ringsherum helfen und durch klitzekleine Wunder wieder auf die Beine helfen, ist ein sehr ansprechender. Ist er auch noch so kindlich, so kann er doch, wenn man es schafft an ihn zu glauben, Kraft und Perspektiven schenken. Ja, und manchmal, da haben die Engerl nicht einmal die typischen Looks, die man ihnen eigentlich zuschreiben möchte. Ganz ohne Flügel und Heiligenschein tauchen sie aus dem Nichts aus und helfen dort, wo just in diesem Moment Hilfe gebraucht wird... . In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern ein wunderschönes Weihnachtsfest und offene Augen, um die kleinen alltäglichen Wunder zu erkennen und sich über sie zu freuen...

Das kleine Weihnachtsenglein

Es war einmal ein kleines Weihnachtsengerl, das wünschte sich nichts sehnlicher, als hinunter zu den Menschen zu fliegen und eine Zeit lang bei ihnen zu sein, mit ihnen zu wohnen und sie einfach einmal hautnah zu erleben. So oft hatte es das Christkind am 24. Dezember schon hinunter auf die Erde begleiten dürfen. Was es sah, hat es immer wieder mit überquellendem Glück erfüllt. Wie die Kinderaugen glänzten! Die Freude über den Lichterbaum....!  Aber immer nur durfte es einen klitzekleinen Blick durchs Fenster erhaschen, dann mussten sie schon wieder weiter. "Die Kinder dürfen euch nur ja nicht sehen - nur einen kleinen Schatten vielleicht - denn das macht den Zauber der Weihnacht aus!", mahnte das Christkindlein alle Jahre wieder streng. Ach wie gerne wollte es selber einmal Teil von allem sein, wünschte sich das kleine Englein, als es durch den himmlischen Spielzeugwald streifte. Doch da rief auch schon der Engelsbote nach ihm. Es war Zeit aufzubrechen, Geschenke und Bäumlein zu Schultern und sich auf den Weg hinunter zur Erde zu machen. 

Ach wie war das heuer wieder schön! Die Sterne funkelten so hell und klar in der eiskalten Winternacht und die Welt war friedvoll mit einer hauchdünnen Schneedecke bedeckt, deren Kristalle im Mondlicht glitzerten. Die Englein konnten die Kälte der eisig kalten Winternacht nicht spüren, und so jauchzten und sangen sie vor Freude über das wunderschöne Bild, das sich ihnen bot. "Pst, bald werden wir die ersten Häuser erreichen!", mahnte Christkindlein. "Die Kinder warten schon auf uns!"

Und so ging es von einem Haus zum nächsten... Gott sei Dank gab es so viele Englein, sonst wären sie wohl niemals fertig geworden. Aber sie schafften es auch heuer wieder und bald steuerte unser Weihnachtsenglein auf das letzte Haus zu. 

Es war ein altes Haus, mit Lücken im Dach. Da und dort bröckelte der Putz ab und der Kitt blätterte von den Fensterscheiben. Drinnen aber war es sauber und adrett mit liebevoll gemachten Häkeldeckchen auf den Fensterbrettern und gestickten Vorhängen. Im Lehnstuhl im Wohnzimmer saß ein altes Mütterlein, das gerade eingenickt war. Die Strickerei an der sie arbeitete, baumelte lose an ihrer Hand. Mit der Wolle spielte das kleine Kätzchen zu ihren Füßen. 

Komisch dachte das Englein. Es sind ja gar keine Kinder hier und doch haben sie mich hergeschickt mit einem kleinen Bäumchen und zwei kleinen Päckchen. "Ich muss herausfinden, wer noch hier wohnt!" Und so beschloss es, sich nur ein klitzekleines bisschen auf der Spitze des Baumes als "Christbaumengerl" zu verstecken. 

Es musste wohl eingenickt sein. Draußen dämmerte der Morgen und der Schaukelstuhl vor ihm war leer. Was mach ich bloß, was mach ich bloß?!", Dachte das Englein aufgeregt. Christkindlein und die anderen Englein sind längst zurück im Himmel!" Aber da fiel ihm ein, dass die Christbäumlein ja ohnehin am 6. Jänner wieder abgeholt würden. So lange würde es hoffentlich niemanden fehlen, oben im Himmel. 

Die alte Frau saß schon am  Küchentisch und frühstückte etwas hartes Brot mit Marmelade. Für mehr reichte ihre kleine Rente nicht. "Nein, nein, da hat mir das Christkindlein heuer tatsächlich ein Bäumchen gebracht!", sinnierte die Alte vor sich hin. Dabei wohnen hier doch gar keine Kinder! Sicher, wenn mein Sohn heimkäme, dann sähe es anders aus. Mein Enkel, der kleine Niklas muss auch schon 6 Jahre alt sein!" Sie hatte ihr Enkelkind noch nie gesehen. Südafrika war doch sooooo weit weg.

Traurig trank sie das letzte Schlückchen dünnen Malzkaffe aus ihrer geblümten abgeschlagenen Tasse und machte sich dann auf den Weg zur Abwasch.

So ist das also, kombinierte das Englein. Da war ihr Sohn  also weit weg gegangen. Dabei sehnte sich das Mütterlein so sehr nach ihm. Dem Englein rannte eine Träne über die Wange. Konnte es der einsamen Alten Frau nicht helfen? "Ach könnte ich ihr doch ein wenig Gesellschaft leisten, mich zu ihr setzen und sie trösten!", dachte das Englein. Aber da für waren Engel leider nicht da - noch viel weniger wenn sie als Deko-Engerl am Christbaum hingen. 

In der Nacht, als sich die alte Frau in ihrem knarrenden alten Bett mit der geflickten Bettwäsche zur Ruhe gelegt hatte, machte sich das kleine Englein vom Bäumchen los und ging im kleinen "Oma-Häuschen", wie sie es mittlerweile nannte, auf Entdeckungsreise. Da war der Bilderrahmen mit dem Foto ihres Sohnes. Ein anderes zeigte ihn mit einer hübschen jungen Frau im Brautkleid. Im Hintergrund waren Palmen zu sehen, daneben eine Art Steppenlandschaft und alles schien sehr heiß und trocken zu sein. "Ach wärst du doch hier! Betete das Englein inständig. Weißt du nicht wie sehr dich dein Mütterlein braucht?!" Da fiel unserem Englein eine halb geöffnete Schublade auf, aus der eine abgegriffene Postkarte herausspitze. "Komisch, dachte das Englein. Sie ist zwar geschrieben worden, aber es ist keine Briefmarke drauf. Sieht fast so aus, als wäre die Karte nie abgeschickt worden!" Das Englein begann zu lesen. "Lieber Alexander!" stand darauf. Ich weiß dass es dir dort im fremden Land sehr gut gefällt und dass du dir dort ein gutes Leben aufgebaut hast. Aber könntest du nicht einmal nur für eine kurze Zeit auf Besuch kommen. Ich fühle mich so einsam hier, sehne mich so sehr nach deiner Gesellschaft..."

Dem Englein liefen die Tränen über die Wangen. Konnte ein Mensch wirklich so hartherzig sein? "Er weiß nicht, wie es seiner Mutter geht!" diese Gewissheit ließ dem Englein die Haare zu Berge stehen und es bekam zum ersten Mal im Leben Gänsehaut. Kurzentschlossen schnappte es die Karte, flog zum Postamt - Gott sei Dank können Engel durch Wände gehen! Mopste eine Briefmarke und warf die Karte in den Briefkasten. "Sie ist zwar nicht unterschrieben, aber Alexander würde sich schon auskennen... hoffentlich!"

Dieses unternehmen war anstrengend. Müde machte sich das Englein auf den Weg zurück ins alte Häuschen. Da fiel ihm ein Federbett in einem Zimmer auf, das es bisher noch nicht gesehen hatte. Der Raum war schöner als die anderen und sah aus, als würde er auf jemanden warten. Ohne nachzudenken ließ sich das Englein in das einladende Bettchen plumpsen. Schon schlief es tief und fest. In der Hand hielt es die goldenen Blätter von den Bäumen des himmlischen Spielzeugwaldes, die es vorm Abflug auf die Erde im Spiel gepflückt hatte. Während des Ausflugs zum Postamt hatte es die Blätter in der Tasche seines Kleidchens gefunden.  

Im Traum erschien ihm das Christkind und sah es milde an. "Gefällt es dir bei den Menschen?",  fragte es lächelnd. Das Englein nickte scheu. "Ich habe schon lange gespürt, dass es dich wie magisch hinunter auf die Erde zieht. Möchtest du hier bleiben - hier bei den Menschen?" Ohne zu überlegen jubelte das Englein: "Ja gerne, liebes Christkind! Aber ich will hier bleiben! Hier bei der lieben alten Frau!" Da erleuchtete Christkindleins Gesicht ein inniges Lächeln. "So soll es sein, mein Kind! Die Menschen brauchen Engel auf Erden. Manche davon erinnern sich nur mehr in kurzen Momenten an ihre himmlische Aufgabe, andere sind Engel ein Leben lang! Auf dich will ich vom Himmel aus besonders achten! Denn dir spricht die Güte aus dem Herzen!" Damit küsste das Christkind sein Englein zum Abschied auf die Stirn und verschwand im goldenen Himmelslicht. 

"Ja wer bist denn du!" Die alte Frau hatte einen richtigen Schrecken bekommen, als es das schlafende kleine Mädchen im Bett ihres Sohnes liegen sah. "Du siehst ja aus wie ein kleiner Engel!" Auch das Englein war verschreckt und drückte sich fest ins weiche Kopfkissen. Da fiel der alten Frau ein Zettel in die Hand, der in einer seltsam verschnörkelten goldenen Schrift geschrieben war. "Ich bin ein kleiner Engel, der bei dir bleiben möchte! Schenkst du mir Heimat, so werden Wunder geschehen. Alles wird gut. Willst du mich Annabell nennen?" Die Frau zitterte. Plötzlich musste sie lachen und weinen zu gleich. Ach wie gern würde sie Annabell bei sich aufnehmen. Aber wie sollte sie sie ernähren und kleiden, wo sie doch selbst kaum über die Runden kam?! Da legte ihr Annabell die goldenen Blätter in die Hände. "Verkaufe sie" flüsterte das Mädchens scheu.  "Von ihrem Erlös können wir zwei eine schöne Zeit durch... und wer weiß welche Wunder das Christkind uns noch schicken wird..."

Glücklich fielen sich Frau und Englein in die Arme. Alles wird gut... diese Weihnacht und noch viele weitere! "Und weißt du Großmutter, sagte Annabell, als sie später gemeinsam beim Frühstück saßen. "Im nächsten Jahr sind wir nicht mehr allein! Wir werden wieder eine große glückliche Familie sein! Daran darfst du fest glauben...!"

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

2 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Steyr & Steyr-Land auf MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land

Neuigkeiten aus Steyr & Steyr-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Steyr & Steyr-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Steyr & Steyr-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.