Neuer Job mit 83 Jahren: Mesner in der Pfarre

BAD HALL. „Ich bin überall zu gebrauchen“, sagt Josef Weigerstorfer. Der 85-Jährige hat mit 83 Jahren noch das Mesner-Amt in der Pfarre übernommen. Damit ihm ja nicht langweilig wird. Pfarrer Pater Johannes fragte damals beim Enkel an, ob der Opa denn nicht Interesse hätte. „Man hat mich abgerichtet, ich habe alles leicht begriffen“, erzählt der alleinstehende Bad Haller schmunzelnd. Genauso schnell hat er Gefallen an der neuen Tätigkeit gefunden. „Ich habe eine sinnvolle Beschäftigung und komme unter die Leute.“ Solange er mobil ist und Auto fahren kann, will er Mesner bleiben.

62 Jahre verheiratet
Einmal in der Woche, jeden Dienstag, rückt Josef Weigerstorfer aus, um für die Abendmesse in der Pfarrkirche alles vorzubereiten. Zusätzlich „mesnert“ er jeden Mittwoch Nachmittag bei der Messe im Bezirksaltenheim Bad Hall. Zweieinhalb Jahre wurde seine geliebte Frau Maria dort betreut, bevor sie vor zwei Jahren starb. „Wir waren 62 Jahre verheiratet, haben noch die Diamantene Hochzeit gefeiert“, blickt er dankbar zurück.
Dass ein Mesner nach wie vor etwas gilt im Ort und in der Pfarre, nimmt der Ehrenamtliche wohlwollend zur Kenntnis. „Seit ich Mesner bin, grüßen mich noch mehr Leute auf der Straße.“ Die Sonntagsmesse ist für den gläubigen, bescheidenen Senior ein Pflichttermin. „Das wäre sonst kein Sonntag“, sagt er.

Freude am Arbeiten
Auch ruhig herumsitzen ist Josef Weigerstorfers Sache nicht. Geboren im Jänner 1929, hat er die Freude am Arbeiten offensichtlich in den Genen. „Ich suche mir immer Arbeit und habe meine Nase überall dabei, das habe ich von meinem Großvater. Der war Mitglied in zwei Musikkapellen“, erzählt der pensionierte Vollerwerbslandwirt, der fest in seiner Familie verankert ist. „Wir sind vier Generationen am Hof.“ Sohn Johann ist ebenso bereits in Pension, das Obermayrhofer-Gut in Furtberg führt Enkel Günther im Nebenerwerb.

Seit 68 Jahren bei der Musikkapelle
Neben der Arbeit am Hof war Weigerstorfer zeitlebens beim Musikverein Hilbern aktiv. 2006 erhielt der langjährige Kapellmeister das Verdienstkreuz in Gold des OÖ Blasmusikverbands für die 60-jährige Mitgliedschaft beim MV Hilbern. Freude machte ihm auch über sechzig Jahre das Turmblasen zu Weihnachten. „Nach dem Krieg, mit 17 Jahren, habe ich beim Musikverein als Trompeter angefangen, danach spielte ich Bass-Flügelhorn.“ Einsätze gab es reichlich. „In einem Jahr spielten wir bei 43 Begräbnissen auf“, erinnert er sich.

„Kein Streithansl“
Auch in der Pfarre arbeitete Josef Weigerstorfer bereits früher mit. Er war zwanzig Jahre im Pfarrgemeinderat, Gründungsmitglied der Katholischen Männerbewegung in Bad Hall und immer auf Ausgleich und Harmonie bedacht. „Ich bin kein Streithansl“, sagt er, „wenn gestritten wird, dann bin ich weg!“