Vom Industriegebiet zum Naturparadies
25 Jahre Nationalpark Kalkalpen

- Bergarbeiter aus Weisswasser in der Gemeinde Weyer, wo bis 1964 Bauxit für das Aluminiumwerk Ranshofen abgebaut wurde.
- Foto: Knappenhaus Unterlaussa:
- hochgeladen von Patricia Gruber
Seit über 25 Jahren wird in Oberösterreich im Nationalpark Kalkalpen das größte zusammenhängende Waldgebiet und einer der letzten Urwälder Österreichs bewahrt.
KIRCHDORF, STEYR-LAND. In den 70er-Jahren wurde hier noch Bauxit abgebaut. Später gab es Pläne für ein Speicherkraftwerk und ein Kanonentestgelände. Mutige Aktivisten vereitelten diese Vorhaben. Noch vor der Besetzung der Hainburger Au blockierten Gegner wochenlang die Bauarbeiten und sorgten so für ein Umdenken. 1997 entstand der zweitgrößte Nationalpark Österreichs und seit sechs Jahren zählen seine Buchenwälder mit Jahrhunderte alten Bäumen sogar zum UNESCO-Weltnaturerbe. In einem Österreich-Bild aus dem ORF-Landesstudio Oberösterreich zeigen Thomas Hackl und Martina Hechenberger diese Geschichte, in der sich die Natur erholen konnte und sich inzwischen sogar der Luchs wieder ansiedelte.
Wichtiger Holzlieferant für die Eisenindustrie
Das Reichraminger Hintergebirge war einst wichtiger Holzlieferant für die Eisenindustrie im Enns- und Steyrtal. Für den Holztransport wurde nach dem 1. Weltkrieg eine Waldbahn errichtet. Die Trasse führte von Unterweißwasser bis Reichraming und hatte mit den Zubringerrouten eine Streckenlänge von ca. 40 km.
1971 wurde die Waldbahn stillgelegt und abgebaut. Sie gehörte zu den am längsten in Betrieb stehenden Waldbahnen Österreichs mit dem größten Schienennetz. 19 Tunnels und 41 Brücken wurden dafür gebaut, diese sind heute die Basis für ein einladendes Radwegenetz.
Am Erzberg von Reichraming soll ab 1538 ein Jahrzehnt lang Eisenerz abgebaut worden sein. Im Gebiet von Weißwasser wurde Bergbau betrieben und Gagat, Eisenerz und Kohle abgebaut. Im 2. Weltkrieg war wegen des hohen Bedarfs an Aluminium Bauxit für die Rüstungsindustrie abgebaut worden. Für den Transport des Erzes wurde die längste Materialseilbahn zum Bahnhof Weißenbach-St. Gallen im Ennstal gebaut. Von dort ging der Transport per Bahn weiter zur Verarbeitung ins Aluminiumwerk Ranshofen.
Hochblüte des Bauxit-Abbaus
Die Bergbausiedlung Weißwasser zählte zur Hochblüte des Bauxit-Abbaus rund 1000 Bewohner. Es gab einen Konsum-Markt und eine Schule. 1964 war der Abbau nicht mehr rentabel und die Minen wurden stillgelegt. Die Bewohner siedelten ab und die Natur überwucherte die übriggelassenen Relikte der Häuser und Anlagen. Das Knappenhaus wurde abgebaut und in Unterlaussa originalgetreu wiedererrichtet; und im darin errichteten Bergbaumuseum wird die Geschichte der Region und der Bewohner vermittelt.
1982 konnte ein geplanter Kanonen-Schießplatz des steirischen Herstellers Noricum, ein Tochterunternehmen der Voest, verhindert werden. Für ein ebenfalls geplantes Speicherkraftwerk in Reichraming mit hundert Meter hohen Staumauern wurde im Frühjahr 1984 bereits mit den vorbereitenden Bauarbeiten begonnen. Jugendliche aus der Umgebung organisierten aber eine wochenlange Besetzung der Baustelle und erzwangen so einen Baustopp. Ein Umdenken der Politik verhinderte weitere Eingriffe. Am 25. Juni 1997 wurde der Nationalpark Kalkalpen feierlich eröffnet und das Waldgebiet endgültig unter Schutz gestellt. Europaweit gibt es sonst kaum so große Buchenbestände uns so alte Buchen, daher wurden 2017 diese Buchenwälder in das Unesco-Weltnaturerbe aufgenommen. „Vom Industriegebiet zum Naturparadies – 25 Jahre Nationalpark Kalkalpen“ im Österreich-Bild am Samstag, 10. August, um 18 Uhr in ORF 2. Eine Produktion von Thomas Hackl Film & MinaPictures und ORF-Landesstudio Oberösterreich.



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