Leserbrief aus Steyr
„Bauer sein“
Leserbrief zum Thema Landwirtschaft.
STEYR, STEYR-LAND. Während der vergangenen Tage waren die Zeitungen wieder voll mit Artikeln über Bauern. Die deutschen Bauernproteste und das Vollspaltenverbot in Österreich sind gerade Aufreger. Ich bin ein fünfzigjähriger Bauer, der schon sehr früh wusste, dass dies seine Berufung ist. Mir war klar, dass ich den Boden von 40 ha für eine Generation zu pflegen habe und diesen Boden wieder an einen Nächsten weitergeben werde. Mit dieser Klarheit habe ich versucht, den Boden zu verbessern. Ich würde sagen, das ist mir gar nicht schlecht gelungen, ich habe es geschafft, den Humusgehalt beinahe zu verdoppeln. Darauf bin ich stolz und darauf lässt sich bauen. Leider sehe ich die Landwirtschaft in eine Sackgasse ohne Umkehrmöglichkeit rasen. Einerseits werden die Möglichkeiten, ein adäquates Einkommen zu erwirtschaften, immer geringer und schwieriger, da die Globalisierung dafür sorgt, dass mein Hof mit seiner Größe kaum konkurrenzfähig ist. Andererseits ist mir klar, dass der Klimawandel dafür sorgen wird, dass ich keine verlässlichen Ernten mehr einfahren kann. Jetzt könnte man natürlich aufgeben und sagen, dass dieses Widrigkeiten zu groß sind, um dagegen zu kämpfen. Man kann auch auf die Straße gehen und demonstrieren, weil das ewige Wachsen oder Weichen nicht die Lösung ist, aber vielleicht wäre es besser, gemeinsam mit der ganzen Bevölkerung zu diskutieren, wie die Landwirtschaft der Zukunft aussehen soll und wie wir hier verlässliche Rahmenbedingungen für junge Hofübernehmer schaffen können. Vielleicht ist das Ergebnis dieser Diskussion, dass wir uns diese Bauern, die keinen Raubbau am Boden betreiben, nicht leisten können oder wollen. Das wäre für mich ein trauriges Ergebnis, aber dann haben wir Klarheit und ein junger Bauer muss sich nicht in dieses Abenteuer stürzen und kann einen anderen Weg suchen. Ich denke, jetzt ist die Zeit gekommen, genau das zu diskutieren.
Jürgen Hutsteiner, Bauer aus Steyr
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