Das Steyrer Sozialsystem: Ein starkes Netz mit engen Maschen

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„Ein engmaschiges, starkes Netz, das alle Menschen unserer Stadt auffangen kann“. So beschreibt Sozial-Referent Dr. Michael Schodermayr das Steyrer Sozialsystem. Dr. Schodermayr, im Hauptberuf Arzt, ist seit 2012 für Gesundheit, Soziales, Seniorenbetreuung sowie die Alten- und Pflegeheime der Stadt verantwortlich. Vor dem Ende der aktuellen Gemeinderats-Periode zieht er nach vier Jahren Arbeit Bilanz: „Wir haben sehr hart gearbeitet, viel investiert und sehr viel geschaffen. Ich bin stolz auf unser Sozialsystem. Es zählt sicher zu den effizientesten und erfolgreichsten des Landes. Nicht umsonst wird Steyr von vielen Experten als soziale Musterstadt bezeichnet. Solidarität mit Schwächeren wird bei uns wirklich gelebt. Den wichtigsten Beitrag leisten dabei unsere Fachkräfte, die hochmotiviert und mit viel Fachwissen für die Menschen in unserer Stadt arbeiten.“
Bürgermeister Gerald Hackl unterstreicht den positiven Effekt der sozialen Einrichtungen auch für den Arbeitsmarkt: „Unser sehr gut ausgebautes soziales Netz bietet auch Arbeitsplätze. An die 1000 Menschen arbeiten bei Steyrer Sozialdienten“.
Zwei neu Altenheime in nur sechs Jahren:
Ein wichtiger Bereich im Sozialsystem der Stadt ist die Betreuung der älteren Generation. Bürgermeister Gerald Hackl sagt dazu: „Wir haben es geschafft, innerhalb einer Funktions-Periode zwei neue, bestausgestattete Alten- und Pflegeheime zu bauen. Insgesamt betragen die Kosten für den Bau der Heime Tabor, Ennsleite und Münichholz 42 Millionen Euro. Diese Summe ist gut angelegt, denn es werden mehrere Generationen von diesen Investitionen profitieren.“
Eine perfekte Ergänzung zu den Alten- und Pflegeheimen bilden die Mobilen Hilfsdienste Vita Mobile und Volkshilfe. Insgesamt sind im Vorjahr mehr als 600 Menschen von den Teams der Volkshilfe und Vita Mobile betreut worden. Pro Jahr werden etwa 100.000 Hausbesuche durchgeführt, für die 58.000 Stunden aufgewendet werden. 2010 sind die Mobilen Dienste um insgesamt fünf Personaleinheiten aufgestockt worden. Die Stadt investiert in die Mobilen Hilfsdienste etwa zwei Millionen Euro pro Jahr, wobei rund 60 Prozent vom Land Oberösterreich gefördert werden. Dazu Sozial-Referent Dr. Schodermayr: „Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie wichtig das Angebot der Mobilen Dienste ist. Viel ältere Menschen können unterstützt von Volkshilfe und Vita Mobile länger in der eigenen Wohnung leben, auch die Lebensqualität wird erheblich gesteigert.“ Ein zusätzliches Angebot der mobilen Betreuung ist der Entlastungsdienst für Angehörige, der im Vorjahr eingerichtet worden ist.
Betreutes Wohnen:
Pionierarbeit in Steyr
Als großer Erfolg kann auch das Projekt „Betreutes Wohnen“ auf der Ennsleite verbucht werden. 30 barrierefreie Zweiraum-Wohnungen mit jeweils 50 Quadratmetern stehen dort für ältere Menschen zur Verfügung. Bei Bedarf kann rund um die Uhr Betreuung in Anspruch genommen werden. „Das Vorhaben war zu Beginn im Jahr 2011 einzigartig in Oberösterreich, wir haben hier in Steyr Pionierarbeit geleistet“, erinnert sich Dr. Schodermayr an die schwierigen Anfangszeiten. Im Vorjahr ist Betreutes Wohnen von Experten der Fachhochschule Oberösterreich getestet worden. Das Ergebnis: In allen Bereichen nur Höchstnoten. „Die leider sehr stark verbreitete Einsamkeit im Alter gibt es in diesem Haus nicht“, ergänzt der Steyrer Sozialreferent. Ebenfalls sehr gut funktioniert „Betreubares Wohnen“ in Münichholz neben dem Alten- und Pflegeheim. „Alle 30 Wohneinheiten des im Jahre 2006 eröffneten Hauses sind vermietet, die Rückmeldungen der Bewohner sind durchwegs positiv“, berichtet Bürgermeister Gerald Hackl.
Sehr gut ausgelastet sind auch die beiden Tageszentren Lichtblick im Alten- und Pflegeheim Münichholz und Hilfswerk im Alten- und Pflegeheim Ennsleite. Beide Tageszentren werden von der Stadt gefördert.

Seit 40 Jahren
„Essen auf Rädern“
Vor 40 Jahren ist in Steyr die Aktion „Essen auf Rädern“ gegründet worden. Seither sind täglich zwischen 10.30 und 13 Uhr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes unterwegs, um ältere oder gebrechliche Menschen mit warmen Mahlzeiten zu versorgen. Etwa 240 Steyrerinnen und Steyrer werden täglich mit „Essen auf Rädern“ versorgt. Zubereitet werden die Mahlzeiten in der Küche des Alten- und Pflegeheims Münichholz. Die Speisen werden mit fünf Fahrzeugen zugestellt, vier dieser Autos werden seit kurzem umweltschonend von Elektro-Motoren angetrieben.

GSS: Wichtige Anlaufstelle
im Steyrer Sozialsystem
„Sehr gut bewährt haben sich auch die Unterstützungs-Arbeiten, die unsere Fachkräfte direkt bei den Menschen zu Hause leisten“, erläutert Sozial-Referent Dr. Schodermayr. Dazu zählen die Sozial-Arbeit für Senioren und die Familienhilfe der Caritas. Sozialarbeit für Senioren bedeutet Beratung und Unterstützung zu Hause. Stadtchef Gerald Hackl: „Die Familienhilfe der Caritas kommt in erster Linie Familien in Krisensituationen zugute, etwa wenn Eltern erkranken oder überlastet sind. Die Stadt hat ihr Budget für die Familienhilfe im Vorjahr von 120.000 Euro auf 165.000 Euro erhöht“.
Dr. Schodermayr betont auch die wichtige Rolle des GSS (Gesundheits- und Sozialservice) im Steyrer Sozialsystem: „Das GSS im Amtshaus Reithoffer ist seit 2008 Teil des Magistrates und funktioniert als Anlaufstelle, die rasch und effizient Kontakte herstellt, unsere Bürgerinnen und Bürger bekommen durch das GSS auf kurzen Wegen rasch Hilfe und Informationen.“ Im GSS angesiedelt ist auch das Freiwilligen-Zentrum der Stadt Steyr. Dazu Dr. Schodermayr: „Es melden sich laufend Menschen, die ehrenamtlich für Sozial-Einrichtungen arbeiten wollen. Herzlichen Dank für dieses Engagement, ohne Ehrenamt könnte unser Sozial-System dieses sehr hohe Niveau nicht halten.“ Bei der Stadservice-Stelle des Amtshauses Reithoffer können seit 2010 ganz einfach und unbürokratisch Anträge für die Mindestsicherung gestellt werden.
Als äußerst effektiv hat sich auch das Projekt „Hilfe zur Arbeit“ erwiesen. Diese Unterstützung nehmen derzeit 18 Menschen in Anspruch. „Hilfe zur Arbeit“ heißt dabei Vorbereitung und Training für den Arbeitsmarkt. Durch dieses Projekt hat sich die Stadt nach fünf Jahren knapp 670.000 Euro bei den Kosten für Mindestsicherung gespart.
Information als Schwerpunkt:
Großen Wert legt Sozial-Referent Dr. Schodermayr auf die Information der Steyrer Bevölkerung zu den Themen Gesundheit und Soziales. 2010 hat man gemeinsam mit dem Integrationszentrum Paraplü die Broschüre „Gesund in Steyr“ neu aufgelegt, im gleichen Jahr ist der Behinderten-Ratgeber „Würde ohne Hürde“ erschienen. 2012 wird die Broschüre „Soziale Organisationen Steyr - SOS“ aufgelegt, und seit dem Vorjahr gibt es das Heft „Älter werden in Steyr“. „Gut betreut älter werden in Steyr“ heißt die Veranstaltungsreihe, die seit 2013 im Amtsgebäude Reithoffer durchgeführt wird, heuer findet „Älter werden in Steyr“ am Seniorentag im Stadtsaal am 3. September statt.
Heuer im Frühjahr ist auch zum dritten Mal der Tag der Begegnung durchgeführt worden, der von der Stadt Steyr gefördert wird. Bei dieser Veranstaltung auf dem Steyrer Stadtplatz wird auf das Thema „Behinderung“ aufmerksam gemacht.
Haltestelle für Behinderte
Vor kurzem ist eine behindertengerechte Bushaltestelle gegenüber der Gebietskrankenkasse errichtet worden. Die Straßenarbeiten für dieses Projekt haben 14.000 Euro gekostet.
Dazu Dr. Michael Schodermayr: „Die neue Haltestelle bietet mehr Sicherheit für behinderte und ältere Menschen sowie auch für Mütter mit Kinderwägen. Die Fahrgäste müssen nun auch nicht mehr zwischen den parkenden Fahrzeugen warten.“ Das Wartehaus der Haltestelle ist beleuchtet, überdacht und ausgestattet mit Windschutz sowie einer Sitzbank.
Behinderte Menschen können seit mehreren Jahren auch nach dem Schließen des Rathaus-Eingangstores mit einem einfachen Schlüsselsystem die öffentlichen Toiletten im Innenhof des Rathauses benützen.
Seit mehr als 20 Jahren wird im Auftrag der Stadt Steyr der Behindertenfahrdienst der Rotkreuz-Bezirksstelle Steyr-Stadt durchgeführt. Jährlich werden bei rund 6.500 Transporten 60.000 Kilometer zurückgelegt und dabei wird Menschen mit Beeinträchtigungen ein gewisses Maß an Mobilität geschenkt. Die Stadt leistet für den Behindertenfahrdienst einen jährlichen finanziellen Zuschuss in Höhe von 40.000 Euro. 2014 erhielt das Rote Kreuz Steyr-Stadt ein neues, von Firmen gesponsertes Fahrzeug für den Behindertenfahrdienst. Die Stadt übernahm die Zusatz-Kosten für die spezielle Transport-Adaptieung in Höhe von 14.320 Euro.
Soziales Leitbild als Kompass für Sozialpolitik:
Seit Frühjahr 2015 hat die Stadt Steyr ein neues Soziales Leitbild. Es dient als Kompass für sozialpolitische Entscheidungen in Steyr. Drei Jahre lang haben 70 Fachleute der Steyrer Sozialszene an der 44 Seiten starken Broschüre gearbeitet. Dr. Schodermayr: „Es ist im Sozialbereich notwendig, klare Ziele zu definieren. So können wir rechtzeitig Entwicklungen einleiten, die soziale Sicherheit für alle Menschen in Steyr garantieren.“ Der Steyrer Sozial-Referent führt die wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft an: die zunehmende Professionalisierung bei der Betreuung älterer Menschen, die radikalen Veränderungen in der Arbeitswelt und im Bildungssystem sowie die steigende Zahl der Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

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Foto: Cityfoto
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