Edelsteine aus Totenasche & Waldbestattung
Die letzte Reise ist sehr individuell
Allerheiligen steht vor der Tür und ist für viele Anlass, die Gräber der Verwandten zu besuchen.
STEYR, STEYR-LAND. An 365 Tagen im Jahr sind die heimischen Bestatter erreichbar. So auch die Stiglers in Steyr. Josef Stigler führt mit seiner Frau Ingrid in vierter Generation den Familienbetrieb. Pro Jahr organisiert das Unternehmen 300 bis 330 Begräbnisse. Seine Arbeit als Bestatter macht Stigler gern: „Das Schönste daran ist, dass man in Momenten größter Traurigkeit die Angehörigen trotzdem glücklich machen kann. Viele Leute sind dafür sehr dankbar.“ Vor allem dann, wenn das Begräbnis nach den eigenen Vorstellungen abläuft. „Wir gehen sehr individuell auf die Menschen ein. Das gilt nicht nur für die Gestaltung der Partezetteln, sondern auch für die Bestattungsart, die Blumen, die Musik oder den Trauerredner“, so Stigler.
„Über den Tod wird gerne geschwiegen – dabei gehört er unweigerlich zum Leben dazu.“ Josef Stigler
In Steyr gehe der „Trend“ klar in Richtung Feuerbestattung – der Anteil mache etwa 85 bis 90 Prozent aus. „Der klassische Abschied am Sarg ist dabei nicht mehr üblich, die feierliche Urnenbeisetzung rückt immer mehr in den Vordergrund.“ Auf Wunsch kann auch ein Teil der Asche zu Edelsteinen und Schmuck verarbeitet werden. Baumbestattungen im Wald sind ebenfalls eine Möglichkeit. Damit der Abschied so abläuft, wie man es möchte, planen manche Menschen schon zu Lebzeiten ihre Beerdigung. „Wir haben zwischen 40 und 50 Vorsorgegespräche pro Jahr. Vielen fällt damit eine Last von den Schultern, weil sie wissen, ihr Ableben ist geregelt.“ Für einige makaber, für Stigler ganz normal: „Über den Tod wird gerne geschwiegen – dabei gehört er unweigerlich zum Leben dazu.“
Abschied eine Stimme geben
Der Tod ist auch ständiger Begleiter von Sonja Uhrlich aus Rohr im Kremstal. Unabhängig von Glaube und Religion hilft sie dabei, den einmaligen Abschied eines geliebten Menschen würdevoll zu gestalten – in Form einer Trauerrede, die persönlich, individuell und emotional ausgerichtet wird.
Empathie und Feingefühl
„Es ist für mich eine Ehre, den letzten Weg mit den Angehörigen zu gehen und die verstorbene Person in liebevoller und ehrlicher Erinnerung in den Mittelpunkt zu stellen.“ Die Idee dazu kam ihr vor einigen Jahren. „Ich bemerkte bei Begräbnissen und Verabschiedungen, dass etwas über den Verstorbenen erzählt wurde, das gar nicht stimmte oder demjenigen nicht würdig war. Da dachte ich: Das kann ich besser!" Seit September dieses Jahres bietet sie ihre Dienste als freie Trauerrednerin an. Für den Job brauche man vor allem Empathie und Feingefühl. „Die Menschen sind in einer Ausnahmesituation – meine Aufgabe ist es, sie positiv abzuholen.“
„Ich bin für die Menschen da, höre zu und halte ihre Hände. Das gehört zum ,Gehen lassen‘ dazu.“ Sonja Uhrlich
Mit einem Diktiergerät bewaffnet trifft sich Uhrlich mit den Angehörigen und lässt sie erzählen – das dauert im Schnitt 1,5 Stunden. „Es kann aber auch länger dauern, weil manche ihr Herz ausschütten wollen.“ Eine emotionale Stütze für die Hinterbliebenen zu sein und Trost zu spenden, ist Uhrlich ein großes Anliegen. „Ich bin für die Menschen da, höre zu und halte ihre Hände. Das gehört zum ,Gehen lassen‘ dazu.“
Bestattungsarten
Neben Erd- und Feuerbestattungen gibt es Alternativen:
• Donaubestattung: Eine spezielle Urne wird in der Donau beigesetzt und löst sich über gewisse Zeit auf.
• Baumbestattung: Unter einem Baum im „Bestattungswald“ wird die Totenasche beigesetzt. Derzeit ist dies möglich im Waldfrieden Steyrling und im Friedwald in Klam.
• Edelsteinbestattung: Ein Teil der Asche wird zu einem Edelstein. Daraus werden Erinnerungsstücke gefertigt.
• Bestattung zu Hause: Mit einer Ausnahmebestätigung des Bürgermeisters kann eine Urne auch in Form einer Gedenkstätte zuhause aufgestellt werden.
• Urnenwand: Die Asche des Verstorbenen wird in der Urnenwand am Friedhof beigesetzt.
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