"Erkennen Trend zur Regionalität"

Foto: LWK OÖ

Was waren in den letzten 20 Jahren die größten Veränderungen in der Landwirtschaft?
Gabriele Hebesberger: Die letzten 20 Jahre in der Land- und Forstwirtschaft waren geprägt von einer Öffnung der Märkte als Folge des EU-Beitritts, von einer rasanten technischen Entwicklung und von einem Strukturwandel innerhalb der Landwirtschaft. Die Förderanträge in den Bezirken Kirchdorf und Steyr haben sich von jeweils rund 1.800 im Jahr 2000 auf jeweils rund 1.400 reduziert. Immer mehr Landwirte produzieren biologisch, die Wertschätzung für heimische Lebensmittel nimmt zu und es ist ein starker Trend zur Regionalität erkennbar.

Was sind die großen Herausforderungen der Zukunft?
Es gilt die Geldmittel für die neue Förderperiode nach 2020 für die Bäuerinnen und Bauern zu sichern. Aber auch die Gentechnik, das Thema Tierwohl und die Erwartungen der Konsumenten stellen die Landwirtschaft vor neue Herausforderungen. Die Bestände an geschützte Tierarten, wie Wolf, Biber und Krähen nehmen und zu und führen zu Konflikten mit den produzierenden Betrieben. Wir sind gefordert im Bereich der touristischen Nutzung der land- und forstwirtschaftlichen Flächen Aufklärungsarbeit zu leisten. Die Flächen stehen zum Großteil im Privateigentum und es müssen gewisse Spielregeln respektiert werden.

Über welche Fertigkeiten und Fähigkeiten sollte ein Landwirt verfügen?
Ein Landwirt braucht ein Gespür für die Natur und Geduld. Vieles in der Landwirtschaft ist von den Umwelteinflüssen, von den Niederschlägen, den Sonnenstunden, dem Boden und der Temperatur abhängig und diese multiplen Faktoren erfordern eine gewisse Gelassenheit. Wichtig sind aber auch eine technische Affinität, eine Marktorientierung und vor allem betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Bauern sind Unternehmer, die oft generationenübergreifende Entscheidungen treffen und dazu braucht es Risikobereitschaft und Mut.

Sollten sich Landwirte spezialisieren?
Diese Frage kann man nicht generell beantworten. Es kommt auf die persönlichen Gegebenheiten und die Betriebsausstattung an. Faktum ist, dass wir in den Bezirken Steyr und Kirchdorf eine große Vielfalt an unterschiedlich produzierenden Betrieben haben. Viele Bewirtschafter haben sich im Bereich der Urproduktion auf eine Sparte fokussiert. Zahlreiche Betriebe bauen sich im Bereich der sogenannten landwirtschaftlichen Nebentätigkeiten, wie Schneeräumung, Kompostierung, Pferdeeinstellung etc. ein weiteres Standbein auf. Derzeit stellen wir fest, dass sich die Nachfrage nach bäuerlichen Produkten im Bereich der Direktvermarktung weiter verstärkt.

Sehen Sie die Landwirte als Produzenten oder Pfleger der Kulturlandschaft?
Das eine verbindet sich mit dem anderen. Die Flächen werden bewirtschaftet, die Tiere erhalten das Futter und somit erfolgt eine Veredelung und eine entsprechende Wertschöpfung.

Was muss die Landwirtschaft tun, um sich besser zu verkaufen?
Die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte über digitale Medien nimmt zu. Ein moderner Internetauftritt gehören hier ebenso wie eine entsprechende Vermarktungsschiene dazu. Allerdings ist es wichtig authentisch zu bleiben, denn auch Tradition und klassische Werte werden von der jungen Bevölkerung wieder als wesentlich angesehen. Ich glaube, dass es für das Image der Landwirtschaft auch wichtig ist, die Türen zu öffnen, damit die Konsumenten Eindrücke über die Produktionsweise erhalten. Da beginnen wir von der Landwirtschaftskammer schon bei den ganz Jungen mit dem Programm „Schule am Bauernhof“.

Landwirtschaft 4.0: Wie sieht die ihrer Meinung nach aus?
Unter Landwirtschaft 4.0 verstehe ich den Einsatz von Robotern, autonomem Fahren, automatisierter Futterausgabe, fernsteuerbaren Agrardrohnen und unbemannten Fahrzeugen und den Einsatz von Assistenzsystemen. Mit digitalen Technologien kann Dünger oder Pflanzenschutz gezielt eingesetzt und dabei die Umwelt geschont werden. Außerdem werden die Arbeitsschritte am Acker über die Vernetzung automatisch dokumentiert. Der Landwirt muss nicht mehr nach der Feldarbeit ins Büro, um die Arbeitsschritte des ganzen Tages händisch zu notieren.

Wo steht die Landwirtschaft in 20 Jahren?
Das ist eine gute Frage. Die Landwirtschaft wird so, wie sie es schon immer getan hat, die Bevölkerung ernähren. Der Stellenwert einer regionalen, nachhaltigen Landwirtschaft steigt in der Gesellschaft. In den Haushalten wird neben Rind- und Schweinefleisch, Geflügel, Fisch, Wild, Schaf etc. zubereitet. Die Vielfalt nimmt zu und dazu braucht es landwirtschaftliche Betriebe, die diese Produkte erzeugen. Viele Landwirte nutzen diese Chancen und Trends und bauen sich neue Produktionsschienen auf. Die technische Entwicklung wird sich fortsetzen und „Landwirtschaft 5.0“ wird nicht aufzuhalten sein.

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