Friedensinitiative Steyr - San Benedetto
Erstmals nahmen vier Steyrer Schulen an einem innovativen schul- und länderübergreifenden Friedensprojekt im Zeichen „100 Jahre Erster Weltkrieg zwischen Österreich und Italien“ teil. Vom 9. bis 10. April reisten 50 Schüler und Schülerinnen aus den Steyrer Gymnasien, der Handelsakademie und der Impulsschule in eine der Hauptkampfzonen des 1. Weltkrieges nach Rovereto, um dort 100 italienische Schüler zu treffen. Verantwortlich für diese innovative Idee und für deren Umsetzung war der Bürgermeister von Steyr (Gerald Hackl) und der Bürgermeister der Partnerstadt San Benedetto del Tronto (Giovanni Gaspari). Beiden ist es ein wirklich großes Anliegen, dass über die Vorgänge des Krieges, die Gräuel und Leiden des Gebirgsfront und die Kriegsfolgen mit Flucht und Zerstörung geredet, aufgeklärt und gearbeitet wird.
„Es soll eine Begegnung werden, wo die Jugendlichen erkennen, dass 100 Jahre nach dem Krieg Freundschaft zwischen den ehemaligen Feinden gelebt wird“, so die Stadtväter. Sie bezahlten auch einen großen Teil dieser Reise! HAK-Direktorin Ute Wiesmayr koordiniert seit vielen Jahren die Aktivitäten der Städtepartnerschaften Steyrs und organisierte auch die Details dieses Friedensinitiative, wo es um eine engagierte und sensible Aufarbeitung eines - historisch gesehen - belasteten Themas geht. Schon im Vorfeld bereitete sich die HAK-Klasse 2E auf die Begegnung mit den italienischen Schülern vor. Obwohl sie erst im zweiten Jahr als Italienisch-Klasse stehen, schrieben sie Briefe und Ansichtskarten mit der Friedensbotschaft aus der Gegenwart an die italienischen Schüler. Diese Karten – vergrößert und auf Karton aufgezogen – sind das Pendant zu den Feldpostkarten vor 100 Jahren, die aus der Front in Rovereto, Trentino, nach Hause geschrieben wurden. Die Texte der Kriegspost 1915 wurden ins Italienische übersetzt, ausgedruckt und auf den Bildkarton mit den vergrößerten Feldpostkarten angebracht. Als „Leporello“ gestaltet, brachten die HAK Schüler ihre Friedensbotschaft ins 500 Kilometer entfernte Rovereto zu den italienischen Schülern aus der Partnerstadt San Benedetto, die ebenfalls gut 500 Kilometer anreisten.
Ein dicht gedrängtes Programm mit Besichtigungen, Vor-Ort-Begehungen und Workshops führte alle Beteiligten intensiv zum Thema hin. Immer wieder wundern sich die Schüler über die martialischen Gelüste von Großmächten: „Warum lernt man nichts aus den Kriegen? So viele Menschen leiden schrecklich, viele sterben oder sind verwundet. Irgendwer hat aber was davon, wer sind die Kriegsgewinnler?“
Betroffen waren alle Teilnehmer, als es hinauf in die Berge über Rovereto, in die Kampfzone von 1915 bis 1918 ging. Die Schützengräben von Matassone wurden ursprünglich von den Österreichern schon vor Kriegsbeginn angefertigt; benutzt wurden sie von den Italienern. Noch sind einige Hundert Meter der „trincee“ (Gräben) erhalten. Direkt davor wurden die Kämpfe, das Leben und das Sterben der Soldaten durch die Museumspädagogin engagiert und verständlich erläutert. Erschöpft und emotional bewegt ging wieder heim nach Steyr. Mitgenommen hat man vielschichtige Eindrücke und Sichtweisen, die den Frieden und friedenserhaltende Verhandlungen als wertvolles Gut bewusst machten.
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