Friedrich Lenhart, Dekanat Weyer

Gedanken zum zweiten Fastensonntag

Friedrich Lenhart, Dekanat Weyer und der Pfarrer von Ternberg, widmet seine Gedanken zum kommenden zweiten Fastensonntag am 28. Februar 2021 den Bergen, beziehungsweise langen und steinigen Wegen ...

TERNBERG. Es war in den Alpen, früh am Morgen, da brachen wir auf, um einen Gipfel zu besteigen. Anfangs war es noch ganz einfach, aber als dann die Sonne aufgegangen war, der Weg steiler wurde, die ersten Druckstellen im Schuhwerk sich bemerkbar machten, also der erste Schwung verflogen war, da begann ich mich zu fragen, ob das denn wirklich so eine gute Idee gewesen war, unbedingt auf diesen blöden Gipfel steigen zu wollen.

Lohnt es sich, weiterzugehen?

Nach Stunden war der tote Punkt dann erreicht, jeder Schritt eine Qual. Dann aber kam - und das im vollen Sonnenlicht - der Blick auf den vor uns liegenden Gipfel. Nur auf einem Abschnitt von nicht einmal hundert Metern, war dieser freie Blick auf den Gipfel möglich. Aber das allein reichte aus, um mir klar zu machen, weshalb es sich lohnte, auch den Rest des Weges weiterzugehen.
Das Erleben einer solchen Bergwanderung ist für mich das trefflichste Gleichnis für unser menschliches Leben überhaupt.

Steinige Wege im Leben

Auch unser Leben kennt solche langen und steinigen Wege. Blödsinn, wenn manche Menschen sagen, dass das Leben nur schön sei, nein, es ist manchmal sogar ganz schön hart.
Auf einer Bergtour ist es dann mehr als nur hilfreich, wenn einem zwischendrin, so ab und zu, zumindest ein kurzer Blick auf den Gipfel, aufs Ziel, geschenkt wird. Und im konkreten Leben ist das gar nicht anders. So wie die Jünger am Berg Tabor auf dem sorgenvollen Weg nach Jerusalem, gleichsam einen Blick auf das vollendete Glück werfen durften. (Mk 9,2-10)

Wegabschnitt voll Zuversicht gehen

Augenblicke, in denen auch wir, genauso wie der Petrus damals, am liebsten Hütten bauen würden, Stunden, die wir am liebsten festhalten wollten, und von denen wir uns wünschen, dass sie nie vorübergehen würden.

Noch lassen sie sich nicht festhalten, noch sind es meist kurze Momente, wenige Stunden, in denen ein Glück in unserem Leben aufleuchtet, das ist unser Alltag. Aber es sind Augenblicke, die uns deutlich machen wollen, auf welches Ziel wir zugehen, und warum es sich lohnt weiterzugehen, warum es sich, allen Tälern und Steinen zum Trotz, im Letzten zu leben lohnt.
Ich wünsche Ihnen viele solcher Verklärungserlebnisse, viele von diesen Stunden, in denen ein Stück von dieser Glückseligkeit, auf die hin wir unterwegs sind, in denen ein Stück davon in ihrem Leben aufleuchtet. Solche Stunden helfen nämlich den nächsten Wegabschnitt, auch wenn er besonders steinig sein sollte, voll Zuversicht zu gehen.