Teuerungswelle
Immer mehr Menschen brauchen Hilfe der Caritas
Die steigenden Energiekosten bringen immer mehr Menschen in echte Bedrängnis. Allein heuer haben sich im ersten Quartal schon 189 Personen aus dem Einzugsgebiet Steyr gemeldet, weil sie nicht mehr wissen, wie sie ihre Energierechnungen bezahlen sollen. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum nur 17 Hilfesuchende mit Energiekostenprobleme.
STEYR, STEYR-LAND. „Explodierende Stromrechnungen, enorm gestiegene Lebensmittelpreise, laufende Mieterhöhungen und absurd hohe Kosten für Heizung sind die häufigsten Gründe, warum Menschen in unsere Beratungsstelle kommen. Weil gleichzeitig aber das Einkommen nur gering bis fast gar nicht gestiegen ist, fehlt sehr oft eine Perspektive, die Menschen haben Zukunftsängste. Diese Hoffnungslosigkeit und Resignation ist die schwerste Belastung für viele“, erklärt Ursula Bichler von der Caritas-Sozialberatungsstelle Steyr.
Die Armut ist vorrangig weiblich
In Steyr waren es im Vorjahr 284 Frauen und 181 Männer, die Unterstützung erhielten. Zusätzlich gab es 118 anonyme Beratungen. Viele Menschen, die in die Sozialberatung kommen, haben körperliche und/oder psychische Erkrankungen. Finanzielle Probleme sind da zusätzlich belastend. „Ein Teil unserer Arbeit ist also immer auch, die Menschen wieder aufzubauen und ihnen Mut zu machen“, erklärt Ursula Bichler. Die Sozialberaterin kann dank der Spenden als „erste Hilfe“ in einer Notsituation Lebensmittel- und Bekleidungsgutscheine ausgeben oder Zuschüsse zu Energie oder Miete gewähren, damit Betroffene nicht auf der Straße landen. Ob jemand Anspruch auf die Caritas-Hilfe hat, wird zuvor anhand der Einkommens- und Ausgabensituation genau geprüft. Ziel ist, gemeinsam einen langfristigen Weg aus der finanziellen Krise zu finden. „Diese Aufgabe wird jedoch für uns immer schwieriger: Die derzeitige Kostenexplosion führt mich in der Arbeit vermehrt zur Frage, wie soll und kann ich unter diesen Gegebenheiten Menschen am Existenzlimit noch nachhaltig beraten“, sagt Ursula Bichler.
Oberösterreichweit wurden 2022 13.292 Menschen in Not (inkl. Familienangehörige) in den 15 Caritas-Sozialberatungsstellen unterstützt. Das sind 10 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. „Gleichzeitig haben wir über 25 Prozent mehr Ausgaben, weil wir aufgrund der Teuerungen mehr Geld benötigen, um die Situation zu stabilisieren. Früher gaben wir für eine Woche einen Lebensmittelgutschein um 40 Euro aus. Jetzt braucht es 60 Euro um den Bedarf für die Woche zu decken“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin.
Helfen mit Spende bei der Haussammlung
Die Caritas-Nothilfe in den Sozialberatungsstellen funktioniert nur dank der Spenden, die großteils bei der Haussammlung eingenommen werden. Ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der Pfarren gehen dabei von Tür zu Tür oder hinterlassen einen Haussammlungs-Erlagschein im Postkasten. Dieses Geld kommt ausschließlich der Hilfe für Menschen in Oberösterreich zugute und ermöglicht der Caritas schnelles Handeln: mit Lebensmittelgutscheinen, Zuschüssen für Strom und Heizung, beratenden Gesprächen, Lernunterstützung für sozial benachteiligte Schulkinder sowie mit Obdach, warmem Essen, Medikamenten und Kleidung für diejenigen, die auf der Straße leben.
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