Interview
"Jeder Einzelne kann dazu beitragen"

Foto: OÖG
4Bilder

Markus Reiter macht mit einem Bild auf Facebook auf die Situation in den Krankenhäuser aufmerksam.
STEYR. Das Bild, auf dem man Markus Reiter mit einer Botschaft an die Bevölkerung sieht, zog in der letzten Woche in sozialen Medien Kreise. Reiter ist Stationsleiter Pflege im Intensivzentrum im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr.

DGKP Markus Reiter | Foto: OÖG

Warum haben Sie sich entschlossen, mit diesem Bild an die Öffentlichkeit zu gehen?
DGKP Markus Reiter: Die erste COVID-19 Welle im Frühling war, rückblickend betrachtet, wie ein Simulationstraining für uns. Schon auch mit sehr hohem Belastungspotential, Ängsten und Sorgen, weil ja niemand wusste, was auf uns zukommt. Mit meinem Apell jetzt wollte ich die Menschen vom „Fernsehen“ ins reale Bewusstsein bringen und deutlich machen, dass die Krise bei uns angekommen ist.

Gab beziehungsweise gibt es Reaktionen auf das Foto in Facebook?
Ja und um ehrlich zu sein, bin ich von den Reaktionen überwältigt. Das Bild zieht mittlerweile sehr weite Kreise und wird über die Grenzen hinaus geteilt. Ich wurde sogar von Freunden in Wien und Deutschland darauf angesprochen.

Wie schaut die Situation in der Intensivstation aus?
Unsere Intensivstation, auf der ich Stationsleiter bin, ist derzeit ausschließlich mit COVID-19 Patienten belegt. Im Überwachungsbereich sind noch Kapazitäten verfügbar.
Generell ist die Lage sehr angespannt. Die Zahl der Patienten mit einem schweren Verlauf hat in der letzten Woche stark zugenommen. Im Intensivbereich ist das Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum mit Stufenplänen vorbereitet. Wir haben im PEK in den letzten Wochen unsere Kapazitäten noch einmal verdoppelt um die Versorgung von COVID-19 und anderen schweren Erkrankungen sicher zu stellen. Vor allem personell sind uns – und allen anderen Kliniken - hier Grenzen gesetzt. Denn es geht hier nicht um die Anzahl der Betten sondern die Anzahl der Patienten. Alle Intensivbetten und die darin liegenden Patienten müssen von geschultem Personal versorgt werden.

Gibt es einen Unterschied beim Aufwand zwischen "normalen" Intensivpatienten und Covid-Patienten?
Wir sind im Team 50 Kolleginnen und Kollegen mit Intensivfachkompetenz. Viele sind in Teilzeit. Alle arbeiten bereits über Ihre Grenzen hinaus. Ohne die Unterstützung von bereits mehr als 20 Kolleginnen aus anderen Bereichen wie Anästhesie, OP, sowie Therapeuten aus dem Institut der physikalischen Medizin, wäre die Versorgung der Patienten nicht mehr möglich.
Bei beatmeten COVID-19 Patienten ist eine 1 zu 1 Betreuung unumgänglich, Fast alle Patienten müssen regelmäßig im Wechsel auch in Bauchlage gebracht werden, dafür sind mindestens 4 Personen erforderlich. Das bedeutet in Summe, unser Personaleinsatz ist beinahe doppelt so hoch.
Des Weiteren arbeiten wir bei COVID-19 Patienten in einer mehrlagigen Schutzausrüstung. Vor jedem Gang in eine Intensivkoje, müssen wir unsere Schutzausrüstung anziehen und danach wieder konzentriert ablegen, um Selbstinfektion vorzubeugen – das geht mittlerweile sehr schnell, aber dennoch muss man diese Zeit auch im Ablauf mit einplanen.
Unter der Schutzausrüstung ist es heiß. Wir schwitzen bei allen unseren Tätigkeiten. Nach nur kurzer Zeit ist unsere Kleidung nass. Dennoch - Ist man in den COVID-19 Intensivbereich „eingeschleust“, müssen oft persönliche Bedürfnisse wie Durst, Hunger oder auch den Gang zur Toilette so gut es geht zurückgestellt werden um wertvolles Schutzmaterial einzusparen.

Wie starten Sie Ihren Arbeitstag?
Wichtig für das gesamte Team ist unsere 10-minütige Morgenrunde jeden Tag. In dieser kurzen Zeit steht so gut wie alles still auf unserer Station. Um 06:30 begrüße ich jeden Tag jene, die den Nachtdienst beenden und alle, die den Tag beginnen. Es ist zurzeit fast jeden Tag jemand dabei, der zum ersten Mal bei uns den Dienst versieht. Nach aktuellen Informationen bitte ich in dieser Runde Fragen, Anliegen und auch Sorgen auszusprechen. Es ist dann ganz still, wenn persönliches ausgesprochen wird. So starten wir jeden Tag, im Bewusstsein, erst in 23 Stunden und 50 Minuten steht die Zeit wieder für 10 Minuten still.
Der Einsatz und der Zusammenhalt im Team ist trotz der enormen Belastung beeindruckend für mich!

Wieviele Isolierstationen gibt es im PEK?
Es wurden und sind mehrere bestehende Bettenstationen für die Aufnahme von COVID-19 Patienten vorbereitet. Wir arbeiten hier standortübergreifend sehr eng mit den Kolleginnen aus Kirchdorf zusammen, die ebenfalls Bettenstationen als COVID-19 Isolierstationen vorgehalten haben.

Was können wir, die Bevölkerung, tun, um zu helfen?
Jeder einzelne kann dazu beitragen, dass sich die Lage wieder entspannt, indem er oder sie sich an die geltenden Maßnahmen hält. Abstand halten, Maske tragen, soziale Kontakte reduzieren und auf Händehygiene achten – damit unterstützen Sie nicht nur uns, sondern jedes Spital. Die Situation ist ernst und wir brauchen jetzt die Unterstützung jedes Einzelnen. Informieren Sie sich über seriöse Medien und hinterfragen Sie Gerüchte bzw. Verschwörungstheorien.

Anzeige
Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
3

Das Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelt
Damit Arbeitskraft und Unternehmen zusammenpassen

Jene zusammenzubringen, die bestens zusammenpassen, nennt man ein gelungenes „Matching“. Ob dies nun Lebenspartner/Partnerinnen sind oder – davon ist hier die Rede – Arbeitskraft und Unternehmen. Die Vermittlerrolle nimmt dabei das Arbeitsmarktservice (AMS) ein. Wie gelingt dieses Matching möglichst optimal?Es gelingt dann, wenn die Beteiligten möglichst präzise wissen und sagen können, was und wen sie brauchen. Für mich als Jobsuchenden heißt das, mir die Stellenausschreibung genau anzusehen,...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Steyr & Steyr-Land auf MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land

Neuigkeiten aus Steyr & Steyr-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Steyr & Steyr-Land auf Facebook: MeinBezirk.at/Steyr&Steyr-Land - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Steyr & Steyr-Land und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.